Untot | Sie sind zurück und hungrig
. Warum mussten meine Leggings auch bei dem Busunfall draufgehen?
»Immerhin hast du eine Waffe gefunden.« Er deutet mit einem Nicken auf die Stange in meiner Hand. Ich mustere sie; stimmt eigentlich. »Und dass du dich durchsetzen kannst, weiß ich ja.«
»Schleim, sabber, schlotz!« , tönt plötzlich Smittys Stimme in meinem Kopf und ich merke, wie ich rot werde. »Untersteh dich, Roberta!«
»Du solltest nicht alles glauben, was Pete dir erzählt«, nuschele ich und setze mich neben dem kalten Heizkörper hin.
Russ sieht mich total eindringlich an und mein Gesicht wird röter als rot. »Also von ihm hab ich das nicht. Ich hab dich doch schon in Aktion erlebt.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Ach ja? Wie das denn?«
Er lässt sich auf die Knie sinken und setzt sich dann mit dem Rücken an die Wand neben mich. »Du hast mich über den Haufen gefahren.« Er guckt traurig auf seine Füße und sieht mich dann durch dichte Wimpern wieder von der Seite an. »Am Hang, in Aviemore. Da schaffe ich’s gerade, meine Freunde locker auf dem letzten Stück der Abfahrt abzuhängen«, er lehnt sich zu mir herüber, als wollte er mir etwas im Vertrauen sagen, »und dann fegt irgend so ein durchgeknallter Ninja an mir vorbei und es legt mich hin. Wie du dir vorstellen kannst, fanden meine Freunde das voll lustig.« Er spitzt die Lippen, als würde er schmollen. »Dann stellt sich raus, dass es ein Mädchen war, und das macht die Sache natürlich noch besser.«
Ich glaube, ich erinnere mich daran. Da war dieser völlig aufgekratzte Typ und wedelte in durchgeknallten, unberechenbaren Schwüngen vor mir herum … aber letzten Endes war der Zusammenstoß mein Fehler, weil ich ihn nicht richtig eingeschätzt hatte. Man hat nur die Kontrolle über das, was man selber tut, nicht über andere, hat mein Vater immer gesagt. Also pass auf dich auf und bring dich nicht in eine Situation, wo dein Schicksal von jemand anders abhängt.
»Tut mir leid.«
»Nicht weiter schlimm.« Er lächelt, noch näher dran an mir jetzt; wir sitzen nebeneinander, aber irgendwie hat er es geschafft, so nah an mich heranzurücken, dass sich unsere Körper fast berühren. »Eigentlich hat bloß mein Stolz was abgekriegt. Ach, und mein Ansehen bei meinen Freunden.« Ein Schatten huscht über sein Gesicht. »Wobei die jetzt wahrscheinlich nicht mal mehr wissen, wer ich bin.«
»Das tut mir auch leid«, sage ich lahm. Ich kratze mir den kahlen Schädel, dann stelle ich mir kurz vor, wie das aussehen muss, und ich lasse es bleiben.
»Mach dir deshalb keinen Kopf«, sagt er. »Von dir ist ja auch ein Freund im Bus gewesen … Smitty? Und … O Gott, deine Mutter war doch auch da drin, nicht?«
»Ja.« Ich verändere voll Unbehagen meine Sitzposition.
»Hey, ich will nicht neugierig sein.«
»Nein.« Ich sehe ihn an. »Die Sache ist die …« Ich habe Mühe, die richtigen Worte zu finden. »Es gibt da was, was ich euch noch erzählen muss.«
»Ja?« Seine braunen Augen erwidern meinen Blick. »Ich bin ganz Ohr.«
»Na ja, Pete sollte es auch hören.«
Russ runzelt die Stirn. »Bist du dir sicher, dass es die anderen auch wissen sollen?«
Ich starre ihn an. »Alice weiß es schon. Und Pete, na ja, ich vertraue ihm.«
Russ zieht die Augenbrauen hoch. »Echt? Das wundert mich.«
Jetzt ist es an mir, die Stirn zu runzeln. »Wieso? Er kann manchmal ein nerviger kleiner Geek sein, aber ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Er ist so was wie … Na ja, nach allem, was wir in der letzten Zeit durchgemacht haben, gehören Pete und Alice bei all ihren Macken trotzdem quasi zur Familie.«
»Wow.« Russ lacht leise und schüttelt den Kopf. »Ich hatte ja keine Ahnung. Ich meine, er ist ein toller Kerl und alles, aber er ist wirklich extrem fasziniert von diesem Virus und will alles über die Xanthro-Leute wissen; was draußen passiert; wer das Ganze leitet …«
»Echt?«, frage ich überrascht. »Darüber hat er mit dir geredet?«
»In einer Tour. Macht mich schon ein bisschen nervös.« Er lächelt mich wieder an und tätschelt mir mit seiner großen Hand den Arm, dann springt er auf. »Aber das ist toll. Tut gut, in dem ganzen Mist hier Freunde zu haben.«
»Klar.« Ich stehe auf und gehe zum Spiegel, bloß um irgendwas zu machen. »Lass mich mal kurz allein, dann komme ich raus und erzähl euch alles.«
Bevor er mich noch weiter löchern kann, kommt Alice reingeplatzt. »Raus hier! Raus!«
Russ ist im Nu von null auf hundert, er entreißt
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