Untot | Sie sind zurück und hungrig
so ein übler Konzern namens Xanthro freigesetzt hat. Heftig. Wie ich gehört habe, habt ihr diese Studenten in der Burg ja verdammt raffiniert ausgetrickst und euch dann abgesetzt.«
»Ja. Haben wir.« Ich frage mich, wie Pete das Ganze dargestellt hat. Wahrscheinlich mit einem kräftigen Einschlag Richtung Pete, der tolle Anführer. Ich muss grinsen. Da könnte ich, wenn ich mal einen gehässigen Tag habe, ein paar hübsche Korrekturen anbringen. Pete errät meine Gedanken und wirft mir einen nervösen Blick zu.
»Wir hatten beide Zimmer auf dieser Station hier«, übernimmt Pete rasch das Erzählen, bevor ich die Blase zum Platzen bringen kann. »Tagsüber konnten wir uns in dem Gemeinschaftsraum unterhalten. Wir haben uns darüber ausgetauscht, was wir wissen, bloß war das nicht der Rede wert. Ich glaube, abgehört hat man uns auch.«
»Und ihr wart bei Martha ›in Therapie‹?« Ich lege die Akten zurück und nehme mir die zweite Schublade vor.
»Einfach wegen posttraumatischem Stress«, sagt Pete. »Wahrscheinlich wollten sie so herausfinden, wie viel wir wussten.«
Ich sehe Russ an. »Und was hast du zu erzählen?«
Er schüttelt knapp den Kopf. »Nicht viel. Kurz bevor unser Bus euch aufgegabelt hat, haben wir an einer Tankstelle gehalten und da stand dieser Typ mit den Carrot-Man-Probierpackungen. Unser Lehrer hat sie sich geben lassen und ausgeteilt und dann sind wir euch begegnet. Den Rest kennst du. Wir hatten einen Unfall.«
Ich blättere immer noch die Papiere durch, als mir plötzlich auf einer Aktenseite, die mit Streng vertraulich gekennzeichnet ist, etwas ins Auge springt. Mein Name. Und der von Alice.
Ich starre auf das Geschriebene, aber es ist unverständlich. Das muss ich mir in Ruhe durchlesen, und zwar allein. Ich falte das Blatt zusammen, schiebe es unauffällig in die Tasche meines Fleecepullis und klinke mich gleich wieder ins Gespräch ein, bevor irgendjemand was mitkriegen kann.
»Tut mir leid, das mit deinen Leuten«, sage ich zu Russ. »Weißt du, was aus ihnen geworden ist? Sind sie … ihre Leichname … auch hierhergebracht worden?«
Er zuckt mit den Schultern. »Martha ist nicht näher darauf eingegangen. Sie sind wohl alle tot. Aber nichts Genaues weiß man nicht.« Ihn überläuft ein Schauder. »Ich hoffe bloß, dass ich keinem von ihnen da draußen über den Weg laufe.«
»Ja. Das nervt total«, sagt Alice. »Vor allem, wenn sie dich beißen wollen und du ihnen den Kopf abschlagen musst. Oder sie überfahren musst. Oder abfackeln.«
»Danke fürs Erinnern, Miss Mitgefühl«, schimpft Pete. Er kratzt sich mit seinen Wurstfingern seitlich am Kopf. »Martha war bei uns beiden nicht gerade in Plauderlaune, was irgendwelche Infos anging. Mir hat sie erzählt, dass es nur vier Überlebende gab und dass alle erst mal in Ruhe genesen müssen.« Er sieht mich an. »Ich hab mir schon gedacht, dass du eine davon warst. Ich hab genau auf ihr Gesicht geachtet, als ich deinen Namen nannte. Auf die Mikroexpressionen kommt es an, weißt du?«
»Ach ja?«, sage ich.
»Und Alice«, fährt Pete fort. »Ihre Akte hab ich einmal hier drin auf dem Schreibtisch gesehen. Da wusste ich, dass sie es geschafft hatte. Ich dachte mir, dass sie vielleicht wegen der Schwere ihrer Verletzungen auf der Isolierstation bleiben musste.«
Hätte ich noch Haare im Nacken, dann würden sie sich jetzt bestimmt aufstellen.
»Verletzungen?«, fragt Alice. »Ich hab keine Verletzungen!«
»Was stand in der Akte?«, frage ich Pete.
Alice funkelt mich an. »Was interessiert dich das?«
»Ich konnte nur einen Blick drauf werfen«, sagt Pete bedauernd.
»Ha!« Alice zeigt mit dem ausgestreckten Finger auf mich.
»Vielleicht haben sie Alice ja hinter Schloss und Riegel gelassen, weil sie auf der Station keinen Hysterieausbruch riskieren wollten.« Ich wedele in gespielter Panik mit den Händen. »Lasst bloß die Alice nicht raus!«
Sie starrt mich finster an. » Ich bin wenigstens komplett angezogen.«
»Fragt sich bloß, wie!« Ich blecke die Zähne zu einem Grinsen.
»Tja, jedenfalls bin ich nicht krank. Aber du hast im Koma gelegen. Mit dir stimmt definitiv irgendwas nicht.«
Das zusammengefaltete Blatt brennt förmlich ein Loch in meine Tasche …
»Das Einzige, was mit mir nicht stimmt, bist du, Lizzie Borden.«
Sie reckt mir die geballte Faust entgegen. »Fang jetzt nicht wieder damit an, mich so zu nennen!«
»Hey, dabei fällt mir etwas ein – Smitty«, geht Pete dazwischen und
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