Untot | Sie sind zurück und hungrig
Interessantes her; sieh dir doch mal die Dateien an.«
Er zieht eine weiße Augenbraue hoch. »Was meinst du, was ich hier mache?«
An der Wand neben mir hängt eine Pinnwand und ich suche darauf nach einem Gebäudeplan, nach irgendetwas über Notfallübungen, nach sonstigen Informationen – aber die meisten Sachen da dran sind unwichtig. Schichtpläne, die Speisekarte der Kantine, Durchwahlnummern. In der rechten unteren Ecke hängt eine Postkarte mit einem Leuchtturm darauf. Sie fällt mir bloß auf, weil es der einzige Farbklecks in dem ganzen Grau und Weiß ist. Aus irgendeinem Grund nehme ich die Postkarte ab und drehe sie um. Die Rückseite ist leer, ganz unten steht klein gedruckt Elvenmouth Light . Ich runzele die Stirn. Sollte mir das was sagen? Ich drehe die Karte wieder um; der Leuchtturm ist schlank und weiß, mit einem gelben Streifen oben und einem schwarzen Dach. Ich pinne die Karte wieder an der Wand fest. Ein Urlaubsandenken von Martha; mehr wird da nicht dran sein.
Ich schaue zu Russ und Alice hinüber. »Hey, Leute. Helft mal mit. Sucht nach Essen und Wasser – oder irgendwelchen Infos. Darüber, wer dieses Krankenhaus betreibt, unsere Krankenakten, wen die sonst noch hier haben. Je mehr wir wissen, desto besser.«
Russ lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. »Bringt nicht viel, wertvolle Energie bei einer sinnlosen Suche zu verbrauchen.«
»Ja«, stimmt Alice ihm zu. »Irgendwann kommt jemand und holt uns hier raus.«
»Ja klar, Alice«, sagte ich. »Genau wie beim letzten Mal, als wir von Untoten umzingelt waren, nicht?« Niemand sagt etwas. »Dann warten wir hier einfach?« Ich werfe fassungslos die Arme in die Luft. Niemand antwortet. »Das heißt dann wohl Ja. Außer wir wollen uns den Weg mit einem Feuerlöscher und Alice’ spitzen Bemerkungen freikämpfen.«
Niemand kichert. Niemand schnallt es überhaupt. Mann, wie mir Smitty fehlt.
»Meinetwegen, schauen wir uns um. Und wenn die Luft rein ist, verschwinden wir von hier. Aber in der Zwischenzeit können wir’s uns gut gehen lassen.« Russ macht den Kühlschrank auf. »Heidelbeerjoghurt jemand? Aber keinen Gemüsesaft.«
»Du hast davon gehört?«, sagt Alice.
»Jepp.« Russ lächelt in den Kühlschrank. »Und irgendwie hoffe ich immer, dass ich den Karottenmann auch mal zu sehen bekomme.«
»Wie kannst du so was sagen!« Ich knalle eine Schublade des Aktenschranks zu. Ich bin zu sauer, um mich überhaupt auf den Inhalt konzentrieren zu können.
»Diese Dateien sind verschlüsselt«, sagt Pete in seinem Bürosessel. »E-Mails genauso. Da braucht es schon ein kleines Wunder.«
»Dann bete doch zur heiligen Gertrud.« Ich öffne die einzige andere Tür und dahinter kommt eine Toilette zum Vorschein. Das nenn ich mal Glück. Jetzt können wir wenigstens irgendwo pinkeln. Ich hole tief Luft, mache die Tür wieder zu und drehe mich zu den anderen um, die nun doch alle den Raum durchsuchen, wenn auch ein bisschen halbherzig. Sieht ganz so aus, als ob wir jetzt Zeit haben, uns auf den neuesten Stand zu bringen. »Dann erzählt mal«, sage ich übertrieben munter. »Was habt ihr so getrieben, während ich im Koma lag?«
Pete sieht mich an und seine Schutzbrille glitzert im Lampenlicht. »Du bist seit dem Unfall bewusstlos gewesen?«
»Sieht ganz so aus.« Ich klimpere mit den Wimpern. »Und ich kann nur sagen, ihr habt die Sache ganz schön an die Wand gefahren, seit ich das letzte Mal bei Bewusstsein gewesen bin. Ich meine, ich werde ohnmächtig und da stolpern bloß ein paar Zombies durch den Schnee und dann wache ich auf und ganz Schottland ist abgeriegelt worden. Das nenne ich mal eine Riesenschlamperei.«
Pete schiebt seinen Stuhl vom Schreibtisch weg und rollt mit wichtigtuerischem Gehabe in die Mitte des Zimmers. »Sie haben mich eine Woche lang auf der Isolierstation behalten. Russ genauso.«
Ich ziehe einen Stapel Akten aus der oberen Schublade, lege sie vor mir auf den Boden und fange an, sie durchzusehen. Das meiste ist langweiliger Kram. Ich gucke zu Russ hinüber. »Dann hast du auch in dem Bus gesessen?«
Er nickt. »Wir sind auf dem Rückweg von Aviemore gewesen. Klassenfahrt. Ich hab eure Klasse dort sogar gesehen. Und euch wiedererkannt, als wir euch bei der Straße aufgesammelt haben.«
»Und was davor so passiert ist, hat Pete dir erzählt.«
Er nickt erneut. »Diese Raststätte, das Cheery Chomper. Die Apokalypse ging während eurer Mittagspause los. Ausgelöst durch einen Zombievirus, den
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