Untot | Sie sind zurück und hungrig
mir die Handtuchstange und holt damit aus. »Sag bloß, die haben’s reingeschafft?«
»Nein!« Alice verdreht die Augen und drängt sich an ihm vorbei. »Ich muss kotzen!« Sie schafft es gerade noch zur Toilette und krümmt sich immer wieder über der Schüssel, als würde sie einen besonders widerspenstigen Haarballen hochwürgen.
»Ach Mensch, Alice.« Ich will ihr schon über den Rücken streichen, dann ziehe ich die Hand wieder zurück. »Alles okay mit dir?«
»Blaubeerjoghurt«, bringt sie noch raus, dann würgt sie wieder. »Geht. Weg.«
Ich sehe Russ an, der mir meine Handtuchstange zurückgibt, und dann tun wir lieber, was Alice gesagt hat.
In Marthas Zimmer ist Pete immer noch mit dem Computer beschäftigt. Russ hat schon Recht, der ganze Xanthro-Kram hat Pete von Anfang an total interessiert, aber das ist doch kein Grund, ihm zu misstrauen … oder? Natürlich nicht. So tickt er eben. Ich pflanze meinen fast nackten Hintern neben ihm auf die Tischplatte und es gibt ein sehr schönes Ansaug-Geräusch. Ich versuche es mit einem Husten zu überspielen.
Pete sieht mit seinen großen grünen Augen zu mir herauf. »Entschuldige, Bobby.«
Zuerst denke ich, er meint diesen Schenkel-Furz, den ich gerade fabriziert habe, aber dann wird mir klar, dass es ihn immer noch mitnimmt, wie ich hier herausstolziert bin.
»Ist schon gut«, erwidere ich und fasse in meinen Stiefel. »Also, ich hab euch was zu sagen … Ich weiß, dass meine Mutter noch lebt, und ich bin mir ziemlich sicher, Smitty auch. Oder jedenfalls waren sie noch am Leben, als meine Mutter mir eine Nachricht geschrieben hat.« Ich halte mein Handy hoch.
»Waas?«, keucht Pete. »Du hast eine SMS gekriegt?«
Ich schüttele den Kopf. »Jemand – höchstwahrscheinlich meine Mutter – hat eine Reihe von Kontakten in mein Telefonbuch getippt. Mit solchen wirklich seltsamen, falschen Nummern dazu. Wie sich rausgestellt hat, sind diese Nummern eine Art Code. Jedenfalls nehme ich an, dass es ein Code ist.«
Pete fängt praktisch an zu sabbern. »Hast du ihn geknackt?« Oh, er hofft wirklich, dass ich’s nicht geschafft habe. Weil er doch unbedingt derjenige sein will, welcher.
»Jepp.« Ich weide mich kurz an seiner Enttäuschung. »Jedenfalls teilweise. Die erste Nummer korrespondiert mit den Buchstaben auf dem Tastenfeld. Mit ein bisschen Kombinieren …« Oh Mann, jetzt höre ich mich schon selbst an wie ein Geek. »… ergeben sich Wörter.«
Alice kommt vom Klo geschlichen und hält sich ein paar Lagen Kosmetiktücher an die Lippen.
»Ich lebe noch. Danke der Nachfrage allerseits.«
Pete beachtet sie gar nicht. »Zeig uns die Nachricht, Bobby!«
Alice sieht das Handy und verdreht die Augen. »Ach, das wird euch gefallen.«
»Also, was besagt sie denn nun?«, drängt Russ mich.
»Ich habe bis jetzt bloß die erste rausgekriegt.« Ich schalte das Handy ein und klicke mich zu den Kontakten durch.
»Und?«, fragt Pete.
»Sie lautet: Such Smitty.« Ich beiße mir auf die Lippen.
Die beiden starren mich an.
»Gib her!« Petes Iro wackelt ein bisschen, als er einen Arm ausstreckt.
»Immer langsam.« Ich schließe instinktiv die Hand um das Handy.
»Lass schon sehen.«
Na schön, ich bin ja selber scharf darauf, ihm das zu zeigen. Es mit Alice zu teilen, war ungefähr so befriedigend wie der Versuch, einem Panda schriftliche Division zu erklären. Ich zeige ihnen die Einträge.
»Marigold und … Poffit?«, fragt Russ. »Du kennst ja Leute mit interessanten Namen.«
»Ja.« Ich zögere kurz, aber da ist wohl kein Herumkommen. »Daher wusste ich ja, dass es meine Mutter war, die die Namen hier eingespeichert hat. Niemand außer ihr könnte etwas von Marigold und, ähm, Poffit wissen.«
»Und die sind wer?« Das fragt natürlich Alice, laut aus ihrer Ecke heraus. Weil sie ahnt, dass mir die Sache peinlich ist.
»Marigold ist die Katze meiner Großmutter.« Ich verziehe das Gesicht. »Und Poffit … Poffit war meine, äh, Schmusedecke.« Ich laufe knallrot an und versuche es mit einem Lachen zu überspielen. »Ihr wisst schon, was man eben so mit sich rumschleppt als kleines Kind.«
»Du hast deiner Schmusedecke einen Namen gegeben?«, schnaubt Alice. Das ist noch viel besser, als sie gehofft hat.
»Hast du das auch schon kapiert, Superhirn?«, gifte ich zurück.
»Gut, es hat also niemand außer deiner Mutter davon wissen können«, mischt sich Russ ein, damit das Ganze nicht in einen Zickenkrieg zwischen Lizzie Borden und
Weitere Kostenlose Bücher