Untot | Sie sind zurück und hungrig
Zombie-Pumbaa? Dann singen wir doch am besten auch gleich ›Circle of Life‹!«
Pete startet den Motor, kachelt im Rückwärtsgang den Fahrweg herunter, bis er eine Stelle zum Wenden findet, und dann rasen wir den Berg hinunter. Der Geier kreist jetzt wieder und wartet auf die nächsten Opfer.
Kapitel
19
»Pete, Kumpel«, sagt Smitty in gönnerhaftem Tonfall, »erklär mir noch mal genau, warum wir jetzt in die Stadt reinfahren . Da sollte man doch meinen, du steuerst uns in den sicheren Tod.«
Untote Ratten flitzen die Straßen entlang, scheußliche kreischende Viecher, die übereinander herfallen. Die größeren beißen die kleineren, denen fiepend die Därme aus der Bauchhöhle quellen, auf die sich ihre Freunde gierig stürzen. Da will man nie wieder auch nur einen Fuß aus dem Auto setzen oder die Hand aus dem Fenster halten.
»Wir fahren eigentlich gar nicht in die Stadt rein«, sagt Pete und hält das Lenkrad fest gepackt. »Aber die schnellste Route aus der Stadt raus ist die A1 – das weiß ich noch von etlichen Familienausflügen hierher – und ich folge den Hinweistafeln zur Auffahrt, alles klar?« Er guckt nach hinten; an seinen Schläfen treten die Adern hervor und an seinem Hals die Sehnen. »Schau mal, die Alternative dazu wäre, dass ich durch die Gegend kurve und auf gut Glück versuche, den Weg nach Süden zu finden, aber ehrlich gesagt hab ich keinen Plan, wo ich da überhaupt langmüsste.«
»Ganz ruhig, Pikachu.« Smitty legt ihm eine Hand auf die Schulter.
»Er macht das super«, sagt Russ. »Bis jetzt nirgendwo Infizierte. Und wir trauen ihm das absolut zu. Hauptsache, wir trödeln nicht rum, Pete, okay?«
Pete sieht aus, als ob er gleich anfängt zu weinen, aber er nickt und holt tief Luft.
Wir fahren die breite dunkle Straße hinauf. Bei jeder Lichtveränderung, bei jedem Schatten, der über eine Ladenfront hinweghuscht, schrecken wir zusammen. Es ist so verdammt gruselig. Aber wenigstens gibt es hier keine Zombieratten mehr. Vielleicht haben die Zombiekatzen sie gefressen.
Die Straße ist übersät von Müll und Trümmern; manches können wir mit dem Jeep aus dem Weg schieben, um anderes müssen wir herumfahren. Ein paarmal müssen wir sogar raus auf die Straße springen und irgendwelche spitzen, scharfkantigen Teile aus dem Weg räumen, damit wir uns keinen Platten einhandeln. Alle Autos sind ausgebrannt und unbrauchbar. Das totale Chaos.
In sechs Wochen kann viel passieren; es braucht nicht lange, bis Leute kriminell werden. Wir fahren Richtung Stadtzentrum und alle Läden haben zerschlagene Schaufenster und sehen aus, als wären sie geplündert worden. Wir sehen leer geräumte Lebensmittelläden und Restaurants, was ja irgendwie einleuchtet, aber auch Elektronikgeschäfte und Juweliere; das will mir nicht in den Kopf. Und da das hier nun mal Edinburgh ist, hat es auch Strickwarengeschäfte und Läden mit Tartan-Stoffen erwischt und einen Fudge-Shop. Okay, Letzteres kapiere ich, Karamell-Konfekt, das bringt ordentlich Kalorien. Aber wollt ihr mir ernsthaft weismachen, die Apokalypse bricht über uns herein und ihr nutzt die Gelegenheit, diesen Widescreen-Bildschirm abzugreifen, auf den ihr so scharf wart, oder einen Paschminaschal oder einen Kilt? Menschen ticken echt seltsam.
»Hoppla!« Russ hebt eine Hand. »Runter vom Gas.«
Ein ganzer Haufen Autos versperren die Straße. Sie sind nicht bloß einfach da stehengelassen worden oder verunglückt oder so, sondern man hat sie absichtlich dort platziert. Wir rollen langsam näher heran. Obendrauf auf diesem Schrottwall ist auch eine Parkbank zu sehen. Ein paar Mülltonnen. Ein Einkaufswagen.
Smitty stößt einen Pfiff aus. »Das ist eine Barrikade.«
Instinktiv sehen wir alle nach hinten. Ich gucke aus meinem Seitenfenster – links von uns steht eine Kirche und die Straße hinunter gibt’s alle möglichen Häuser und Geschäfte und Bürogebäude.
»Die Geschichte wiederholt sich immer wieder«, murmelt Pete.
»Was?« Schon klar, Pete möchte sich mal wieder mitteilen.
»Vor vielen hundert Jahren, zur Zeit der Pest, ist diese Gegend hier angeblich schon mal abgeriegelt worden. Sie haben die Straßen zugemauert und niemanden rein- oder rausgelassen. Haben die Infizierten innerhalb der Stadtmauern Amok laufen und sterben lassen.«
»Nett«, sagt Smitty. »Und effektiv. Dann sind sie also auf Nulldiät, es sei denn, sie knabbern sich gegenseitig an. Man lässt sie zum Verhungern und Sterben zurück.«
Der Jeep
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