Untot | Sie sind zurück und hungrig
meint. Wir können ihnen den Weg abschneiden, wenn wir die Abkürzung nehmen; die Route zu Fuß geht schneller.
»Was, wenn mit diesem Ding die Zombies draußen gehalten werden?«, ruft Pete, als wir da hochklettern.
»Na, genau dafür ist es doch auch gedacht«, rufe ich zurück.
Pete schüttelt den Kopf. »Nein! Wir haben bisher auf den Straßen keinen einzigen Zombie gesehen. Vielleicht sind sie ja alle auf der anderen Seite.«
Als wir oben ankommen und hinunterschauen, sehen wir ein riesiges Zombie-Freigehege, randvoll mit wankenden Leichen. Bäh.
Sie entdecken uns und strömen brüllend auf die Barrikade zu. Einige schaffen es, die ersten paar Meter hochzuklettern, indem sie sich auf anderen abstützen und nach der besten Route Ausschau halten; sie überlegen richtig. Sie greifen nach uns, mit zornigen Gesichtern, schreien, spucken, zerren sich Sehnen und Muskeln in dem Versuch, an uns heranzukommen.
Smitty schüttelt den Kopf und ruft über den Lärm hinweg: »Was ist denn mit denen passiert?«
»Ich hab’s dir doch gesagt«, antworte ich. »Die sind jetzt echt schlau. Und voll am Verhungern.«
Doch die Barrikade ist auf halber Höhe mit Stacheldraht versehen und der wird ihnen zum Verhängnis. Aber nicht, dass er sie etwa abschrecken würde, nein, sie bleiben schlicht darin hängen und schaffen es nicht mehr weiterzuklettern, sondern zappeln da vor Frust herum wie olle Fische, die ins Netz gegangen sind.
Russ ist schon wieder zurück nach unten geklettert und ruft, dass wir ihm folgen sollen. Wir nehmen den langen Weg, rennen die schmale Straße hinunter und wagen nicht daran zu denken, wie weit uns der Jeep inzwischen abgehängt haben wird. Aber als wir um die Ecke biegen, wird die Straße breiter und wir sehen ihn.
Komischerweise kommt er auf uns zugefahren.
Wir bleiben schlitternd stehen, völlig verdattert, aber das Verblüffendste sind die Gesichter der Teenies hinter der Windschutzscheibe. Sie sehen total verängstigt aus, so als hätten sie den Schreck ihres Lebens gekriegt. Jetzt kann ich ein Wummern hören, das ich schon kenne, und dann schwingt ein schwarzer Schatten hinter einem hohen Gebäude hervor.
Der Hubschrauber ist wieder da.
Kapitel
20
Der Hubschrauber stößt bis auf wenige Meter hinter dem Wagen herab.
Russ zieht mich in einen Ladeneingang und Smitty und Pete ducken sich ein paar Türen weiter ebenfalls in eine Nische.
Kein Wunder, dass die Teenies so entsetzt gucken; der Hubschrauber feuert auf sie. Und es dauert nicht lange, bis der Schütze sein Ziel trifft. Ein Reifen zerplatzt und der Jeep gerät ins Schleudern, prallt gegen einen Laternenpfahl. Der Hubschrauber landet, wirbelt Dreck und Müll auf und zwei Männer in schwarzen Overalls springen heraus und laufen zu dem Jeep mit seinen ausgeknockten Insassen.
»Komm«, dränge ich Russ. »Wir müssen Alice holen.«
Russ umschlingt mich von hinten; eng an mich gepresst hält er meine Arme fest, dass mein Rucksack zwischen uns ganz platt gedrückt wird.
»Was machst du denn da?« Ich verdrehe mir den Hals, versuche ihm ins Gesicht zu sehen.
»Hiergeblieben«, sagt er mit rauer Stimme. »Wir warten, bis sie alle weg sind.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage!« Ich werde laut und er presst mir eine Hand auf den Mund.
»Bobby«, sagt er viel zu gelassen, »du musst tun, was ich sage, oder du wirst es bereuen. Hast du das nicht inzwischen begriffen?« Seine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken, obwohl er doch nur wieder mal den Macho raushängen lässt. »Begreifst du denn nicht, wie kostbar du bist?« Na schön, das wird mir jetzt zu abgefahren.
Ich versuche, die Straße hinunter Ausschau nach Smitty zu halten, und hoffe, er kriegt mit, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Aber er ist nirgends zu sehen. Ich stemme meine Absätze in den Boden und schiebe mich rückwärts gegen Russ, bringe ihn für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Gleichgewicht. Er macht einen Schritt nach hinten und wir poltern durch die Ladentür und schlagen hin.
Der Geruch ist unverkennbar.
Ich springe auf, befreit von Russ, der sich beim Sturz anscheinend wehgetan hat.
Um uns herum vielleicht ein Dutzend Zombies. Wir sind in einem Buchladen gelandet, der, so traurig es auch ist, von den Plünderern verschont geblieben ist. Die Untoten stehen da und glotzen. Es sind alles Erwachsene – gut erhalten, fast in Topzustand im Vergleich zu ihren Artgenossen da draußen. Klar, ihre Haare sind zerzaust, Blut quillt hervor und das
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