Unvergessen wie Dein Kuss
auf ihrer weichen Wange spürte. “Ich glaube, er ist in irgendetwas hineingeraten und kann nicht mehr heraus. Glücksspiele und Schulden …”
“Und das Einholen von Informationen”, ergänzte Marcus, und in seinem Ton war eine gewisse Härte. Er drehte sich zu ihr und küsste sie auf Wange. “Fühlst du dich jetzt etwas besser, Bella?”
“Ja”, sagte sie. “Ich bin froh, dass ich es dir gesagt habe.”
Er zog sie noch näher an sich und drückte eine Reihe zarter Küsse auf ihre Wange.
“Ich bin auch froh”, sagte er leise. “Ich glaube, du hast angefangen, mir ein wenig zu vertrauen.”
Seine Lippen suchten die ihren, und Isabella wandte sich ihm zu, suchte in ihrer Verzweiflung Trost und wollte ihre Seele von der Kälte befreien. Sie verlangte begierig nach seinen Küssen, drückte sich an ihn, um das Dunkel in ihrem Inneren zu vertreiben. Doch die Gedanken holten sie immer wieder ein: Freddie, India und Ernest … zogen wie Gespenster durch ihren Sinn und lenkten sie ab von Marcus’ Liebkosungen, sodass sie gar nichts fühlte. Obwohl sie sich danach sehnte, konnte sie mit ihrem Mann jetzt nicht zusammen sein. Sie verlor jede Hoffnung.
“Bella?” Marcus zog sich von ihr zurück. Er entzündete ein Licht.
“Es tut mir leid”, sagte Isabella traurig. “Zu viele Dinge sind in meinen Gedanken.”
“Woran hast du gedacht?”, fragte er in einem Ton, den Isabella nicht deuten konnte. Er rückte noch weiter weg, und sie hatte das Gefühl, dass er sich auch gefühlsmäßig von ihr entfernte. Das ließ sie kalt erschauern. Sollte das immer so sein – dass die Geister der Vergangenheit alles zwischen ihnen zerstörten? Ein unerträglicher Gedanke.
Isabella verdeckte ihr Gesicht mit den Händen. “An die Vergangenheit”, antwortete sie dann. “Es tut mir leid, Marcus. Ich dachte, ich könnte es. Ich wollte es so gern. Ich wollte dich sogar verführen.”
Ihren Worten folgte ein trübes Schweigen. Scham und Mutlosigkeit pressten ihr das Herz zusammen. Dann hörte sie Marcus seufzen.
“Bella.” Seine Stimme hörte sich jetzt zart und mitfühlend an. “Sag mir, woran du gedacht hast. Sonst werden wir all das nie hinter uns lassen können.”
“Marcus …”, ein Schauder ergriff sie. Das Letzte, was sie wollte, war, alte Liebesabenteuer aufleben zu lassen.
“Sag es mir, Bella.” Er sprach leise, aber eindringlich. “Damit ich es verstehen kann – ich
muss
es verstehen.” Dann, als sie noch immer schwieg, fügte er mit rauer Stimme hinzu: “Hat er dir wehgetan?”
“Ernest?”, fragte sie und setzte sich auf, zog ihre Knie an das Kinn und hüllte die Bettdecke um sich. Sie wollte nicht, dass Marcus sie halb nackt sah. Sie fühlte sich schon genügend bloßgestellt.
“Nein, er hat mir nicht wehgetan”, fuhr sie fort. “Nicht in dem Sinn, den du meinst.” Sie sah auf und blickte Marcus gerade in die Augen. “Ich habe ihm schon sehr früh in unserer Ehe klargemacht, dass ich bei seinen Perversitäten nicht mitmachen würde. Danach belästigte er mich nur selten.”
“Es gibt mehr als nur eine Art, jemandem wehzutun”, antwortete er.
Ihre Blicke ruhten ineinander. Bei dem Kerzenlicht waren Marcus’ Augen sehr dunkel. Isabella musste schlucken, als sie ihn ansah. Sie liebte ihn inzwischen so sehr, dass der Gedanke, sie könnte ihn verlieren, wie ein Messer in ihr Herz stach. Wieder einmal hatte sie sich entgegen ihrer besten Absichten verletzbar gemacht.
“Das stimmt”, sagte sie nach einer Weile. “Auf eine andere Art hat er mir jeden Tag wehgetan mit seiner Grausamkeit, seiner Gleichgültigkeit und seiner Gehässigkeit.”
“Du hast dir dann andere Liebhaber gesucht”, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht. “Erzähle mir davon.”
Isabella holte tief Atem, und ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie schlang die Arme fest um ihre Knie.
“Nach Emmas Tod wandte ich mich Heinrich von Trier zu”, sagte sie. “Ich suchte verzweifelt nach Zuneigung und ließ mich deswegen mit ihm ein. Aber er war nur auf Abenteuer aus.” Isabella presste ihre Finger gegen die Schläfen. Ihre Leidenschaft für Heinrich von Trier war schon vor vielen Jahren erkaltet, und sie hatte sie schnell als eine bloße Vernarrtheit erkannt. Aber zu der Zeit, so bald nach Emmas Tod, fühlte sie sich vom Schicksal doppelt verraten. “Sobald er das, was er wollte, bekommen hatte und damit prahlen konnte, war er nicht mehr interessiert”, fuhr sie fort und legte die Hand an ihre vor
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