Unvergesslich wie deine Leidenschaft
„Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert, weil du dich ja weigerst, das selbst zu tun. Willst du die Gesundheit des Babys aufs Spiel setzen? Oder deine eigene?“
Schockiert starrte sie ihn an. „Verstehst du nicht, dass ich nichts mit dir zu tun haben will?“
„Oh ja, das hast du mir klargemacht, als du mit meinem Bruder geschlafen hast. Aber Tatsache ist, dass du wahrscheinlich von mir schwanger bist – oder ich bin eben der Onkel. Und deshalb werde ich nicht eher aus deinem Leben verschwinden, als bis ich überzeugt bin, dass ihr beide sicher seid. Du wirst mit nach New York kommen, und wenn ich dich in den Flieger tragen muss.“
„Es ist nicht dein Kind.“
„Von wem ist es dann?“
„Das geht dich nichts an.“
Er schwieg eine ganze Weile, ehe er schließlich wiederholte: „Du kommst mit. Ich will das nicht nur wegen eines Kindes, das vielleicht meins ist oder auch nicht.“
„Warum willst du es dann?“
Er antwortete nicht, sondern sah starr geradeaus auf die Straße.
Vor ihrer Wohnung angekommen, sprang Kelly aus dem Wagen und eilte die Treppe hinauf. Es gelang ihr nicht, Ryan davon abzuhalten, ihre Wohnung zu betreten.
„Kelly, wir müssen miteinander reden.“
Sie fuhr herum. „Ja, das müssen wir. Du wolltest mit mir über den Scheck sprechen. Du hast nicht lange gefackelt, ihn mir zu geben, als du mich damals eine Hure genannt hast. Ich will ihn zurück, und es ist mir ganz egal, was du über meine Motive denkst.“
„Ich stelle ihn dir nicht mehr zur Verfügung.“
„Na wunderbar.“
„Stattdessen möchte ich, dass du mit mir nach New York zurückkommst.“
„Du musst verrückt sein. Warum sollte ich das tun?“
„Weil du mich brauchst.“
„Damals habe ich dich auch gebraucht.“
Bevor er etwas erwidern konnte, wandte sie sich ab. Sie legte ihre Hände schützend auf den Bauch und versuchte, nicht in Panik zu geraten.
Hinter ihr blieb Ryan stumm. Beunruhigend stumm. Als er dann etwas sagte, klang seine Stimme seltsam belegt.
„Ich gehe jetzt deine Medikamente besorgen, und ich bringe uns etwas zu essen mit. Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass du gepackt hast.“
Gleich darauf hörte sie die Tür leise ins Schloss fallen.
Kelly sank auf den abgenutzten Sessel. Vor zwei Tagen hatte sie noch einen Plan für die Zukunft gehabt. Einen guten Plan. Heute hatte sie keinen Job mehr, ihre Gesundheit war gefährdet, und ihr Exverlobter drängte sie, mit ihm nach New York zurückzukehren.
Auch wenn der Gedanke sie schaudern ließ, würde sie ihre Mutter anrufen müssen. Sie hatte sich geschworen, dass sie eher sterben würde, als ihre Mom jemals um etwas zu bitten. Doch im Moment erschien ihr das als das kleinere Übel.
Also holte sie tief Luft und wählte die letzte Nummer ihrer Mutter, die sie hatte. Es war durchaus möglich, dass Deidre nicht mehr in Florida lebte. Wer wusste das schon?
Sobald Kelly ihren Highschool-Abschluss gehabt hatte, hatte ihre Mutter sie vor die Tür gesetzt, damit ihr damaliger Freund einziehen konnte. Sie hatte Kelly erklärt, sie habe ihre Pflicht erfüllt. Die achtzehn besten Jahre ihres Lebens habe sie verschwendet, um ein Kind großzuziehen, das sie eigentlich nie hatte haben wollen.
Viel Glück, bis dann, verlang bloß nichts weiter von mir.
Ja, genau.
Kelly wollte schon auflegen, als ihre Mutter sich doch noch meldete.
„Mom?“
Eine lange Pause entstand. „Kelly? Bist du’s?“
„Ja, Mom, ich bin’s. Hör mal, ich brauche deine Hilfe. Ich brauche eine Bleibe. Ich bin … schwanger.“
Diesmal war die Pause noch länger. „Wo ist denn dein reicher Freund abgeblieben?“
„Ich bin nicht mehr mit ihm zusammen. Ich lebe in Houston. Ich habe meinen Job verloren, und mir geht’s nicht gut. Der Arzt macht sich Sorgen um das Baby. Ich brauche nur vorübergehend was zum Wohnen. Bis ich wieder auf den Beinen bin.“
Ihre Mutter seufzte. „Ich kann dir nicht helfen, Kelly. Richard und ich haben viel um die Ohren, und wir haben einfach nicht genug Platz.“
Das versetzte Kelly einen Stich. Sie hatte ja geahnt, dass es sinnlos war, aber irgendwie doch gehofft … Still schaltete sie ihr Handy aus, ohne noch irgendetwas zu sagen. Was hätte es auch zu sagen gegeben?
Ihre Mutter war nie mehr gewesen als ein resignierter Babysitter.
Sanft strich sie mit einer Hand über ihren Bauch. „Ich hab dich lieb“, flüsterte sie. „Ich werde nie einen einzigen Moment mit dir bedauern.“
Dann lehnte sie sich in den Sessel
Weitere Kostenlose Bücher