Unvergesslich wie deine Leidenschaft
Arzt. „Das können wir schnell feststellen.“
„Nein … nein, ich glaube nicht“, sagte Kelly. „Es soll eine Überraschung sein.“
Die Untersuchung dauerte noch ein paar Minuten, dann stand der Arzt auf und wischte ihren Bauch ab. Er überreichte ihr ein Ultraschallbild, das er ausgedruckt hatte, und machte sich ein paar Notizen.
„Ich mache mir Sorgen um Sie.“
Mit Ryans Hilfe setzte Kelly sich auf und blickte den Arzt fragend an.
„Ihr Blutdruck ist viel zu hoch, und in Ihrem Urin finden sich Spuren von Eiweiß. Ihre Hände und Füße weisen ein starkes Ödem auf, und Ihrem Gewicht nach zu urteilen essen Sie nicht ausreichend. Diese Anzeichen können zu einer Eklampsie führen, und die wiederum kann die Schwangerschaft ernsthaft gefährden.“
Kelly sah ihn schweigend an.
„Was ist eine Eklampsie?“, wollte Ryan wissen.
„Das sind Schwangerschaftskrämpfe, denen ein stark erhöhter Blutdruck und eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß im Urin vorausgehen. Typischerweise tritt diese Komplikation bei Frauen nach ihrer zwanzigsten Schwangerschaftswoche auf. Es sind Krämpfe, die ganz plötzlich auftreten.“
Der Arzt betrachtete Kelly mit ernster Miene, ehe er fortfuhr.
„Sie sind drauf und dran, ins Krankenhaus geschickt zu werden und dort bis zur Geburt zu bleiben. Falls Sie und Ihr Mann mir nicht versprechen, dass Sie immer wieder die Beine hochlegen, sich Ruhe gönnen und sich besser ernähren, werde ich es nicht bei der Ermahnung belassen, sondern Sie direkt ins Krankenhaus einweisen.“
„Er ist nicht mein …“
„Versprochen“, unterbrach Ryan sie schnell. „Sie haben mein Wort: Sie wird kaum noch den kleinen Finger rühren.“
„Aber …“
„Kein Aber“, sagte der Arzt. „Ich glaube, Sie unterschätzen den Ernst Ihrer Lage. Falls sich Ihr Zustand verschlimmert, können Sie daran sterben. Eklampsie ist die zweithäufigste Todesursache bei Schwangeren in den USA und der Hauptgrund für Komplikationen bei Ungeborenen. Die Sache ist ernst, und Sie müssen alles tun, was nötig ist, um eine Verschlechterung Ihres Zustandes zu verhindern.“
Ryan wurde bleich, und Kelly spürte, wie auch ihr die Farbe aus dem Gesicht wich.
„Doktor, ich versichere Ihnen, dass Kelly von jetzt an nichts anderes tun wird, als auszuruhen und zu essen“, erklärte Ryan bestimmt.
Der Arzt nickte zustimmend und schüttelte ihnen beiden die Hand. „Ich möchte sie in einer Woche noch einmal sehen. Und falls sich das Ödem verschlimmert oder sie noch zusätzlich starke Kopfschmerzen bekommt, muss sie direkt ins Krankenhaus.“
Nachdem der Arzt gegangen war, saß Kelly vollkommen benommen von der Diagnose auf der Untersuchungsliege. Ryan legte eine Hand auf ihre und drückte sie.
„Kelly, ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst.“
Sorgen? Fast wäre sie in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Ihr Leben war ein absolutes Chaos, und sie sollte sich keine Sorgen machen?
„Komm“, sagte er leise. „Lass uns gehen.“
Widerspruchslos ließ sie sich von ihm zum Wagen führen. Das alles konnte unmöglich ihr passieren. Stumm saß sie dann neben Ryan und weigerte sich, ihn auf der Rückfahrt auch nur anzusehen. Sie hatte keinen Job, und nach Aussage des Arztes hätte sie, selbst wenn sie nicht gefeuert worden wäre, gar nicht arbeiten dürfen. Wie sollte sie da für sich, geschweige denn für ihr Baby sorgen? Sie hatte zwar einige Ersparnisse, aber die waren für das Baby und ihr Studium vorgesehen.
Sie fühlte sich absolut hilflos, und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Das Klingeln eines Handys schreckte sie aus ihren Gedanken, und als Ryan anfing zu telefonieren, spitzte sie die Ohren, denn es ging um sie.
„Wir fahren gerade zu Kellys Apartment, um ihre Sachen zu holen. Buch einen Flug für uns ab Houston und ruf zurück, um mir Flugnummer und Abflugzeit durchzugeben. Dann ruf Dr Whitcomb an – Adresse ist Hillcrest –, und lass Kellys Untersuchungsergebnisse an Dr Bryant in New York faxen. Spring bitte für mich ein, und lass Linda alle Verträge sichten, die ich unterschreiben muss. Ich werde in ein paar Tagen wieder im Büro sein.“
Abrupt beendete er das Gespräch.
„Was war das eben?“, fragte Kelly alarmiert.
Er warf ihr einen entschlossenen Blick zu. „Ich bringe dich nach Hause.“
„Nur über meine Leiche“, zischte sie. Sie verschränkte die Arme vor dem Bauch und presste die Lippen fest aufeinander.
„Du wirst mitkommen.“ Sein Ton duldete keine Widerrede.
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