Unvergesslich wie deine Leidenschaft
dann, mit Appetit zu essen.
Die ganze Situation war kurios. Die übertriebene Höflichkeit. Das traute Frühstück zu zweit. Sie fand es dermaßen peinlich, dass sie am liebsten ins Gästezimmer zurückgegangen wäre, um sich im Bett zu verkriechen.
Nach einer halben Ewigkeit ergriff Ryan schließlich das Wort. „Ich habe es so eingerichtet, dass ich für eine Weile von der Wohnung aus arbeiten kann.“
Sie hielt mit Essen inne. „Warum?“
„Ich denke, die Antwort liegt auf der Hand.“
„Ryan, das funktioniert nicht. Ich kann nicht hier sein, während du die ganze Zeit den Babysitter für mich spielst. Geh ins Büro. Tu, was du normalerweise tust, und lass mich einfach in Ruhe.“
Seine Lippen wurden schmal, und er ging ohne ein weiteres Wort.
Kelly starrte auf ihren Teller. Es war nicht fair, dass er so tat, als tue sie ihm unrecht. Als sei sie eine schreckliche, undankbare Hexe.
Gleichzeitig wurde sie furchtbar traurig. Wie sollte sie je über das hinwegkommen, was er ihr angetan hatte? Womöglich war er entschlossen, ihr ihren angeblichen Fehltritt nicht zu verzeihen. Aber sie war in diesem ganzen Schlamassel die Unschuldige. Ryan hatte sich von ihr abgewandt. Diese schlichte Tatsache schien ihm nicht einzuleuchten.
Sie war einfach zu nervös, um weiterzuessen. Also ließ sie ihr restliches Frühstück stehen und stand auf.
Ziellos schlenderte sie zurück ins Wohnzimmer und blieb vor dem großen Fenster stehen, von dem aus man einen Blick auf die Skyline von Manhattan hatte.
„Du solltest nicht so viel rumlaufen“, sagte Ryan hinter ihr.
Seufzend drehte sie sich um. Schockiert bemerkte sie, dass er nichts als ein Handtuch trug. Sie blickte wieder aus dem Fenster, doch vor ihrem inneren Auge sah sie Ryans breite Brust mit den durchtrainierten Muskeln vor sich. Und seinen perfekten Waschbrettbauch. Sie hatte Stunden damit verbracht, jeden Zentimeter seines Körpers zu erkunden.
„Tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht habe“, sagte er leise. „Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, weil wir ja mal eine Beziehung hatten.“
Kelly wäre fast in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Sie in Verlegenheit gebracht? Peinlich war nur, dass sie sich gerade vorstellte, wie er ohne sein Handtuch aussah.
Und natürlich ging er in seiner Arroganz davon aus – „in Anbetracht ihrer Beziehung“ –, dass er halb nackt durch die Wohnung spazieren konnte.
Sie musterte ihn abschätzig. „Falls du glaubst, du könntest da anknüpfen, wo wir aufgehört haben, weil wir mal ein Paar waren, irrst du dich gewaltig.“
Er blinzelte überrascht, dann wurde er ärgerlich. „Mensch, Kelly, traust du mir wirklich zu, dass ich dich zu einer sexuellen Beziehung zwingen würde, obwohl du schwanger bist und es dir nicht gut geht?“
„Die Antwort darauf möchtest du gar nicht hören.“
Er fluchte. „Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich die abgelegten Geliebten meines Bruders ausprobieren möchte?“
Mit geballten Fäusten zwang sie sich zu einer frivolen Antwort. „Na ja, da das deinem Bruder nichts ausgemacht hat, bin ich davon ausgegangen, dass das bei euch in der Familie liegt.“
Seine blauen Augen wurden eiskalt. Dann machte er kehrt und verschwand in seinem Schlafzimmer. Krachend fiel die Tür ins Schloss.
Kelly ließ sich in einen Sessel fallen. Welcher Teufel hatte sie bloß geritten, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen? Sie hatte es längst aufgegeben, sich zu verteidigen. Damals hätte Ryan ihr glauben sollen. Jetzt war es ihr eigentlich egal, was er dachte. Ihre Sehnsucht danach, dass er zu ihr stand und sie beschützte, war verflogen, als ihr klar geworden war, dass er sie nie geliebt oder ihr vertraut hatte.
Oje, was wollte sie hier? Wieder in New York zu sein, brachte zu viele Erinnerungen zurück, die sie besser vergessen hätte.
Ruhelos ging sie zurück in die Küche und beschloss, zum Mittagessen ihr Lieblingsgericht zuzubereiten. Die Zutaten waren alle vorrätig. So hätte sie wenigstens etwas zu tun. Während sie zusammenlebten, hatte sie immer gern für Ryan gekocht.
„Was machst du da, verdammt?“ Plötzlich stand Ryan neben ihr und nahm ihr die Pfanne aus der Hand. Dann brachte er Kelly zurück ins Wohnzimmer und befahl ihr, sich auf die Couch zu setzen. Er legte ihre Beine auf den Couchtisch und schob ein Kissen darunter. Sein Ärger von eben schien verraucht.
„Vielleicht hast du die Anweisung des Arztes nicht richtig verstanden. Du sollst ausruhen. Die
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