Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
ihre Ehe sagen.
Als hätte sie ihren inneren Monolog gehört, beugte Lady Kate sich zu Olivia. »Es könnte genau das Richtige sein, Olivia.«
Olivia zuckte zusammen und sah, dass die Duchess und Lady Bea sie eindringlich anblickten. »Wie bitte?«
Lady Kate sah kurz zu Jack, aber er hörte Diccan zu. »Er liebt Sie, Olivia«, flüsterte sie. »Verbringen Sie Zeit miteinander und erinnern Sie ihn daran, wie sehr.«
Olivia dachte, sie hätte in ihrem Leben schon genug Schrecken überlebt. Doch irgendwie ließ die unterschwellige Logik von Lady Kates Vorschlag sie erstarren. Nicht, weil es so ungeheuerlich war, sondern weil sie mit einem Mal versucht war, dies zu tun. Es war wie das verführerische Flüstern der Schlange im Garten Eden.
»Nein. Ich kann nicht.«
»Unsinn«, schnaubte Lady Bea, obwohl Olivia keine Ahnung hatte, wem sie damit antwortete. Dann hob Bea den Blick, und Olivia war gefesselt von der Entschlossenheit in ihren grauen Augen. »Hussah und los«, sagte die Lady klar und deutlich.
Olivia hätte am liebsten gelacht. Lady Bea hatte soeben den Jagdruf bei der Sichtung eines Fuchses ausgestoßen. Aber die Entschlossenheit in diesen weisen alten Augen ließ Olivias Puls schneller schlagen. Wie sollten diese Frauen wissen, was es sie kostete, so ein Risiko einzugehen? Wie sollten sie wissen, dass sie sie möglicherweise ermutigten, etwas sehr Dummes zu tun?
Weil sie wussten, wie sehr sie es wollte.
»Das hier ist ein anderer Jack«, beharrte Lady Kate. »Dieser Jack wird verstehen.«
»Ich kann das Risiko nicht eingehen.« Das war alles, was Olivia herausbrachte, denn sie konnte ihnen die Gründe nicht erklären. Sie konnte die Gründe nicht einmal denken.
Sie hatte Jack gewonnen und wieder verloren. Wenn das noch einmal geschah, wären die Konsequenzen unabsehbar. Nicht auszudenken.
Sie bekam nicht die Möglichkeit zu antworten. Plötzlich stand Finney in der Tür. Er war der Inbegriff eines Butlers.
»Major Kit Braxton«, verkündete er.
Graces gut aussehender Freund kam durch die Tür. Seine Miene wirkte wachsam. Als er jedoch Grace erblickte, fing er an zu lächeln.
Er hatte noch keine vier oder fünf Schritte in den Raum gemacht, als er abrupt stehen blieb. Seine Aufmerksamkeit galt nicht länger seiner Freundin. Einen Moment lang starrte er die beiden Männer an, ohne ein Wort zu sagen. Dann lachte er und ging an Grace vorbei zu Jack und Diccan, die einen Drink nahmen.
»Bei Gott, Gracechurch«, sagte er mit einem erleichterten Lachen, »was machen Sie denn hier? Wissen Sie nicht, dass wir schon nach Ihnen suchen?«
Kapitel 17
Olivia sprang auf. »Was meinen Sie damit, dass Sie nach ihm suchen?«
Jack blickte den Neuankömmling an. »Sollte ich Sie kennen?«
»Natürlich, Sie Witzbold!«, sagte der junge Mann mit einem Grinsen. »Ich sollte Sie holen. Klar, dass Sie sich bei vier hübschen Frauen verstecken.«
Inzwischen waren alle aufgestanden. Diccan hielt wieder sein Monokel vors Auge, doch Braxton beachtete die anderen nicht. Er war zu beschäftigt damit, Jack die Hand zu schütteln.
»Aber warum haben Sie nach ihm gesucht?«, wollte Olivia wissen.
Sie hatte gerade begonnen zu hoffen, dass er vielleicht die Antworten kannte, die sie brauchten. Doch als er die Frage hörte, wandte Braxton sich ihr zu, als hätte er soeben erst bemerkt, dass sie auch da war. Er machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Verwundert sah er Jack an.
»Gütiger Gott«, sagte er, als versuchte er, das alles zu begreifen. »Erkennen Sie mich nicht wieder?«
»Nein, tue ich nicht.« Jack wirkte auf einmal argwöhnisch, als würde er einen Angriff erwarten. »Können Sie mir sagen, wo ich war?«
Verwirrt sah Braxton in die Runde und endete bei Diccan.
»Guten Morgen, Braxton«, begrüßte Diccan ihn mit einer formvollendeten Verbeugung. »Ich nehme an, Sie haben nach unserem unberechenbaren Freund hier gesucht?«
»Ja.« Stirnrunzelnd sah er Jack an. »Ich verstehe nicht ganz …«
»Jack hat sich eine Kopfverletzung zugezogen. Sein Erinnerungsvermögen ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Wissen Sie, wo er war?«
Olivia glaubte, Braxton schlucken zu sehen.
»Äh … nein«, erwiderte er schließlich und klang viel weniger fröhlich als noch vor ein paar Minuten. »Nicht so genau.«
»Warum haben Sie dann nach mir gesucht?«, wollte Jack wissen.
»Warum setzen wir uns nicht alle hin?«, schlug Lady Kate beschwichtigend vor. »Ich werde noch ein paar Getränke kommen lassen.«
»Sofort,
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