Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
über Ihre letzten Abenteuer informiert hat. Das unterstreicht nur noch einmal meine Auffassung, dass wir schnell handeln sollten. Sobald Major Braxton kommt, können wir meinen brillanten Plan in die Tat umsetzen. Aber Sie müssen jederzeit bereit sein aufzubrechen. Sind Sie das?«
Sie sah in die Runde und bemerkte, dass Kate froh, Grace zögerlich und Bea damit beschäftigt war, die Johannisbeeren von einem Gebäckstück herunterzuzupfen. Olivia nahm wie immer ihren Platz neben Lady Kate ein.
»Oh«, fügte Diccan hinzu, »noch eine Sache. Sie müssen bereit sein, die Frau eines Kahnführers zu spielen.«
Olivia musste lachen. »Ach, warum nicht? Ich habe bestimmt schon schlimmere Rollen gespielt.«
»Herrlich. Dann ist alles klar. Sie und Gracechurch werden am Morgen fort sein.«
Olivia erstarrte. »Jack und ich? Nein. Jemand anders sollte ihn begleiten.«
Und zum ersten Mal erkannte sie Mitgefühl in Diccan Hilliards Augen. »Ich fürchte, das geht nicht, Ma’am. Es wird mindestens sieben Tage dauern, bis Sie London erreicht haben. Und Sie so lange voneinander zu trennen, das würde dem Zweck abträglich sein, fürchte ich.«
Sie konnte ihn nur entsetzt anblicken. »Sie haben gesagt, es wäre das Beste für uns, getrennt zu reisen.«
»Es ist das Beste für Kate, allein zu reisen. Es war immer mein Plan, dass Sie mit Ihrem Ehemann fahren. Ich glaube, Sie sind seine einzige Chance, sein Erinnerungsvermögen wiederzuerlangen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es ihm guttun wird, mit mir zusammen zu sein und sich zu erinnern.«
»Wir haben keine andere Wahl«, hörte sie eine Stimme hinter sich.
Olivia drehte sich um und sah Jack in der Tür stehen. Er schien größer und stärker geworden zu sein. Als sie seine Kleidung bemerkte, musste sie unwillkürlich an die längst vergangenen Zeiten denken, als er mitgefahren war, um die Ernte einzuholen. Er sah sie mit einem Ausdruck an, der an Bedauern erinnerte, und sie wusste, dass er sie gehört hatte.
Bevor sie ihn korrigieren konnte, schaute er an ihr vorbei. »Guten Tag, Hilliard«, begrüßte er seinen Freund und betrat den Raum.
Alle erstarrten. Woran würde er sich erinnern? Olivia rang den verrückten Drang nieder, ihn aus dem Zimmer zu zerren, bevor ihm klar wurde, dass Diccan Zeuge des tödlichen Duells mit Tristram gewesen war.
Was Diccan betraf, so erhob er sich ruhig aus dem Sessel und ließ den Blick über Jack schweifen. »Sieht aus, als wären Sie in einen Kampf geraten, alter Junge.«
Jack lächelte und gab ihm die Hand. »Scheint so. Können Sie mir etwas darüber verraten?«
Diccan erwiderte Jacks Handschlag mit erstaunlich festem Griff. »Mit den Quellen, die hier noch verfügbar sind, hätte ich Ihnen nicht mal sagen können, was Wellington vorhat. Es ist auf jeden Fall langwierig und nicht ganz leicht.«
Jack warf Olivia einen Blick zu, und sie sah, dass er nicht glücklich war. »Im Übrigen würden Ihre Gastgeberinnen Sie bei lebendigem Leib ausweiden, wenn Sie es mir erzählen würden, oder?«
Diccans Lächeln war vielsagend. »Kate ist schon beängstigend genug. Die vier zusammen lassen mich erzittern. Doch mit ein bisschen Hilfe sollten wir einige Quellen auftreiben, sobald Sie wieder heimatlichen Boden unter den Füßen haben.«
»Meinen Sie nicht, dass ich dort bleiben sollte, wo ich gefunden worden bin?«
»Zu viel Chaos. Die Gefahr ist zu groß, dass Ihnen etwas zustößt, ehe Sie Ihre Antworten gefunden haben.«
»Haben Sie eine Ahnung, worum es hier geht?«
Diccans Ausdruck wurde etwas weicher. »Ich fürchte, nein. Und, ja, ehe du fragst, Kate«, informierte er seine Cousine, »ich habe mich diskret umgehört. Aber es ist nichts dabei herausgekommen.«
Jack nickte. »Dann erzählen Sie mir von Ihrem Plan.«
Die beiden gingen zum Bartischchen, als wären die Frauen nicht mehr anwesend. Olivia bemerkte, dass Lady Kate verärgert war, doch sie selbst war dankbar und erleichtert, dass im Augenblick niemand etwas von ihr verlangte. Denn innerlich war sie noch immer damit beschäftigt, sich mit dem Gedanken anzufreunden, sieben Tage mit Jack zu verbringen. Sieben Tage mit ihm allein, verbunden durch Gefahr und Isolation. Sieben Tage, in denen sie sich aufeinander verlassen mussten.
Von einer Welle der Furcht überrollt, schloss sie die Augen. Es war zu viel für sie – sie wusste es. Sie wusste auch, dass Mr Hilliard ihr keine Wahl gelassen hatte. Und sie konnte Jack noch immer nicht die Wahrheit über
Weitere Kostenlose Bücher