Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
schicken.«
»Das ist die sauberste Lösung.«
»Für Sie vielleicht. Finden Sie nicht, dass sie das Recht haben zu erfahren, dass Sie sie als Köder benutzen?«
Thirsk wischte Diccans Sorge beiseite. »Das Haus wird gut überwacht. Warum sollten wir sie unnötig beunruhigen?«
»Weil wir nicht genau wissen, welche Informationen Chambers weitergegeben hat. Sie haben ihn nicht gesehen. Ich schon. Und glauben Sie mir, es war kein leichter Tod. Gracechurch hat unbeabsichtigt eine Frist gesetzt, indem er ein Treffen mit Whitehall verlangt hat. Bisher sind seine Feinde uns entkommen. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sie uns noch einmal entwischen.«
»Diesmal sind wir auf unserem eigenen Spielfeld. Keine Angst, Hilliard, alles ist vorbereitet. Danke, dass Sie mich informiert haben. Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen.«
Da war sich Diccan nicht so sicher. Aber ihm waren die Hände gebunden.
Wenn seiner Kate etwas zustieß, würde er Thirsk das niemals verzeihen. Oder sich selbst, weil er Thirsk ins Spiel gebracht hatte.
Noch vor Anbruch des nächsten Tages wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Lockvögel wurden in einer scheinbar panischen Flucht nach Ostende geschickt, wo sie ein Fischerboot nach Margate nehmen sollten. Thrasher, der an einem der Fenster saß, berichtete, dass der Köder geschluckt worden sei. Sobald das falsche Pärchen in Lady Kates Kutsche aufgebrochen war, waren einige Männer aus ihren Verstecken getreten und ihnen gefolgt. Die Männer wurden ihrerseits von Major Braxton bis Gent verfolgt, um sicherzugehen, dass sie nicht kehrtmachten.
Lady Kate entsandte in aller Öffentlichkeit einen Teil ihres Personals nach Mayfair, wo sie ihr Haus vorbereiten sollten, während sie die schönere Route auf einem Vergnügungsdampfer nach Antwerpen und dann ein Paketschiff nach Hause nehmen wollte. Gekleidet in selbst genähten Kleidern und Holzschuhen, schlossen Olivia und Jack sich den Bediensteten an und fuhren mit ihnen bis zum Kanal, wo sie schließlich auf einen Getreidekahn stiegen. Sie wurden nicht beobachtet.
Später am Nachmittag bekam der Chirurg die Nachricht, dass seine Beute entkommen war.
»Wir haben überall gesucht«, versicherte ein dünner Mann mit einem Frettchengesicht. »Sie sind nicht mehr in Brüssel. Niemand weiß, wohin sie gereist sind.«
Er hatte den Chirurgen in seinem gemieteten Zimmer aufgesucht. Der Chirurg hatte gerade gepackt, als würde er zu einem Jagdwochenende aufbrechen. »Ich weiß genau, wohin sie wollen.«
Der dünne Mann schien zu schrumpfen. »Und?«
Der Chirurg schob einige zusätzliche Messer in den doppelten Boden seines Handkoffers. »Und der kleine Diener hat sich als sprudelnde Quelle von Informationen entpuppt. Gracechurch hat tatsächlich das, was wir wollen. Der Diener wusste nur nicht mehr, wo genau es sich befindet. Er konnte uns allerdings verraten, dass Gracechurchs Frau nun im Besitz von alldem ist, was unser Freund auf dem Schlachtfeld bei sich trug.« Er nahm einen Stapel Krawatten und legte sie ordentlich in den Koffer. »Ich habe außerdem erfahren, dass Gracechurch lebensmüde genug ist, um sich in Whitehall zu zeigen. Das bedeutet, dass er sich noch immer nicht erinnert. Denn wenn er sich erinnern würde, dann würde er sich diesem Ort ganz sicher nicht nähern.« Er strich seine Kleidung glatt und schloss den Koffer. »Ich glaube nicht, dass er sehr erfolgreich sein wird.«
Der kleine Mann zitterte. »Wieso sind Sie sich da so sicher?«
Der Chirurg lächelte. »Ich weiß, dass er seine Frau sehr liebt.«
»Seine Frau?«
»Ja, genau.« Er nahm seinen Zylinder von der Kommode und setzte ihn in einem exakten Winkel schräg auf seinen Kopf. »Was halten Sie von diesem Zitat, Fernier? ›Der Preis für die Fehler, die wir machen, ist, dass jemand anders immer dafür leidet.‹ Angemessen, finden Sie nicht?«
Der kleine Mann runzelte die Stirn. »Wofür?«
Der Chirurg tätschelte ihm die Wange. »Um ihn in den entzückenden Bauch einer Frau zu ritzen, natürlich. Es ist an der Zeit, dass der Earl lernt, dass sein Handeln Konsequenzen hat.«
Vielleicht hätte Olivia die Reise mit unversehrtem Herzen überstanden, wenn sie kürzer gewesen wäre. Wenn das Schiff nicht ein Ort gewesen wäre, wo die Zeit nicht zu existieren schien. Wenn das Leben an Bord sich nicht fernab von der Vergangenheit und auf der Schwelle zu einer unbekannten Zukunft abgespielt hätte. Wenn sie und Jack sich nicht in der höchsten Gefahr aufeinander
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