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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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etwas, für das sie ihrem Vater dankte.
    »Sicher«, sagte sie und wischte sich verstohlen die Hände an ihren Röcken ab, »vor allem, weil ich nicht auf einem Damensattel reiten muss.«
    Kit wirkte ein wenig verlegen. »Genau das würde man erwarten. Sie suchen nach einem Mann und einer Frau. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
    Es war Jack, der laut auflachte. »Livvie hat seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr auf keinem Damensattel mehr gesessen, sondern nur noch auf normalen Sätteln.«
    Sie zog die Stirn kraus und bemühte sich, bei der lockeren Unterhaltung mitzumachen. »Ich kann auf einem Damensattel einfach nicht anständig jagen. Man hängt immer mit den langsamen Faulpelzen hinterher. Soll ich eine Hose anziehen?«
    Zehn Minuten später trug sie eine kleinere Ausgabe von Jacks Kleidung. Sie verabschiedete sich von den Kahnführern und ließ sich von Kit in den Sattel eines Schimmels helfen.
    »Ich nehme an, Sie kennen den Weg«, sagte Jack und schwang sich in den Sattel des großen rotbraunen Wallachs.
    »Ich komme gerade von dort«, entgegnete Kit. »Ich hoffe, Sie mögen Fischkutter.«
    Olivia machte es sich auf dem Sattel bequem und nahm die Zügel in die Hand. Seit Jahren hatte sie nicht mehr in Männerkleidung reiten dürfen. Es war vielleicht das einzig Gute an dieser verrücken Jagd zur Küste. »Bitte, sagen Sie nicht, dass wir auf dem nächsten Schiff auch arbeiten müssen«, stöhnte sie. Seltsamerweise erfasste freudige Erregung sie. »Ich verabscheue den Geruch von Fisch an meinen Händen.«
    Kit trieb sein Pferd über die niedrige Brücke, die über den Kanal führte, und warf ihr über die Schulter einen Blick zu. »Keine Angst. Sie sind Ehrengäste. Fertig?«
    Der Ritt war grauenvoll. Olivia fürchtete, hinter jeder Ecke in einen Hinterhalt zu geraten und das Geräusch von Schüssen in ihrem Rücken zu hören. Ihre Beine verkrampften sich, und ihre Schenkel waren wund gerieben. Doch sie sagte nichts. Sie war sich nicht sicher, ob die Männer verstehen würden, dass sie den Ritt genoss. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie selbst es verstand.
    Es gab keine weiteren Zwischenfälle. Sie erreichten einen verlassenen Strandabschnitt, wo sie von einem verschlagen dreinblickenden Belgier mit einem Beiboot erwartet wurden. Der Fischkutter lag weiter draußen.
    »Ich folge Ihnen im Abstand von einem oder zwei Tagen«, versprach Kit. »Ich muss zuerst noch eine falsche Fährte legen.«
    Er gab Olivia einen Handkuss und ritt Richtung Brügge davon. Jack half Olivia ins Boot, und sie wurden zu einem verdächtig fischlosen Fischerboot gebracht.
    Die Reise war eher ein Abenteuer als eine Flucht, ein spannendes Erlebnis. Und Olivia teilte dieses Gefühl von Abenteuer mit Jack – ihre Blicke trafen sich, ihre Hände berührten sich, ihre Körper suchten instinktiv nach Halt und Trost und Ruhe bei dem anderen.
    Und jede Berührung, jeder Blick, jeder gemeinsame Atemzug verstärkte nur noch ihr kaum zu bändigendes Verlangen nacheinander.
    Verzweifelt versuchte sie, ihre Schutzmauern gegen ihn aufrechtzuerhalten. Sie wollte ihn noch genauso hassen, wie sie es im Frühling getan hatte. Der Hass hatte sie fünf Jahre lang am Leben gehalten. Durch ihn hatte sie ein Ziel gehabt, Stolz, eine Richtung.
    Er hatte ihr unrecht getan. Er hatte sie, ohne zu zögern, verstoßen, obwohl er ihr Ehemann gewesen war und sie eigentlich hätte lieben sollen. Er war vielleicht verbannt worden, aber er war nicht ohne Geld und mit einem Kind unter dem Herzen alleingelassen worden.
    Nein, dachte sie, als sie an Deck des kleinen Bootes die zerklüftete Küste Englands am Horizont auftauchen sah. Das Behältnis, in dem die Erinnerung an Jamie war, blieb verborgen. Sie konnte es nicht ertragen, an ihn zu denken.
    Doch dieses Behältnis war – wie all die anderen Behältnisse – beschädigt, und sie wusste, dass sie sich schon bald mit den Dingen würde auseinandersetzen müssen, die sie tief in ihrem Innern verborgen hatte.
    Vielleicht hätte sie Jack weiterhin hassen können, wenn ihre Reise nicht wie ein Sonntagnachmittagsausflug geendet hätte und sie beide Hand in Hand in Wapping von Bord gegangen wären, als hätten sie eine Schiffstour nach Greenwich gemacht. Vielleicht hätte es geklappt, wenn sie nicht von einer Bohnenstange von jungem Mann abgeholt worden wären, der so gewissenhaft war und verdrießlich dreinblickte, dass man über ihn lachen musste. Vielleicht hätte es geklappt, wenn Lady Kate und Grace auf sie gewartet

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