Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
nicht.«
Er funkelte sie an, doch es war klar, dass sie nicht mehr dazu sagen würde. »Wenn du es mir nicht sagen kannst«, erklärte er schließlich, »bin ich mir sicher, dass meine Familie mir weiterhelfen wird. Wenn du mir einen der Bediensteten rufst, der mir hilft, bin ich in einer Stunde weg.«
Er erwartete von ihr, um Nachsicht zu flehen. Um Vergebung. Aber stattdessen griff sie nach einer schmutzigen, blutverschmierten Diplomatentasche, die auf einem Schreibtisch lag. »Erst«, sagte sie, »wenn du mir das hier erklärt hast.«
Beim Anblick der Tasche, die an Livvies Fingern baumelte, schien Jacks Kopf zu explodieren, und ihm wurde schwarz vor Augen. Wie ein gefällter Baum sank er zu Boden.
Kapitel 19
»Oh, verflucht«, murmelte Olivia.
Der Aufprall von Jacks Körper hallte im Zimmer wider. Sie war sich sicher, dass die Damen in Lady Kates Salon es gehört hatten und sich fragten, welche anzüglichen Neuigkeiten sie verbreiten konnten.
Verdammt. Sie würde ihnen doch gegenübertreten müssen. Sie konnte das Risiko nicht eingehen, dass sie sich gezwungen sahen, der Sache nachzugehen.
Eine ganze Weile war sie versucht, sie nicht daran zu hindern. Hier. Hier ist euer Liebling Jack Wyndham, betrogener Unschuldiger und prächtiger Sohn. Soll ich Ihnen erklären, warum er bewusstlos auf dem Boden liegt?
Sie wünschte sich nur für den Moment, dass sie ihn mit ihren eigenen Fäusten umgehauen hätte. Tatsächlich juckte es sie in den Fingern. Aber sie hatte ohne Zweifel schon genug Schaden angerichtet, indem sie ihm die Tasche präsentiert hatte.
Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Vermutlich sollte sie sich bücken und nachsehen, ob er noch lebte. Vielleicht sollte sie die Diplomatentasche in Lady Kates Safe zurücklegen und Jack um Verzeihung bitten, weil sie ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte.
Möglicherweise hatte er nicht gemeint, was er gesagt hatte. Es war denkbar, dass er nur Empfindungen aus seiner Erinnerung wiederholt hatte und dass seine Reaktion ein Echo des Augenblicks in dem Bauernhaus gewesen war. Wenn er aufwachte, würde er sich vielleicht entschuldigen.
Sie hätte beinahe laut aufgelacht. Selbst als er sie mit Tris zusammen gesehen hatte, hatte er sie nicht als Hure beschimpft.
Zur Hölle mit ihm. Er sollte sich bei ihr entschuldigen, weil er – zum zweiten Mal – den Lügen geglaubt hatte, die man ihm über sie erzählte. Er sollte über die Versprechen nachdenken, die er gemacht hatte, und wie schnell er sie vergessen hatte. Schon wieder.
Doch eines nach dem anderen. Sie musste Lady Kate schützen. Mit zitternden Händen öffnete sie vorsichtig die Tür und sah hinaus. Finney stand im Flur und hatte einerseits sie und andererseits die Tür zum verdächtig stillen Salon im Auge.
»Kann ich irgendwie helfen?«, flüsterte er.
»Es gibt ein kleines Problem in der Bibliothek«, murmelte sie. Ihre Stimme klang dünn vor Anspannung. »Eines von Lady Kates Gemälden ist zu Boden gefallen. Ich werde ihr Bescheid sagen.« Sie bemerkte Finneys hochgezogene Augenbrauen und warf ihm ein schiefes Lächeln zu. »Ein sehr großes Gemälde.«
Finney erwiderte ihr Lächeln und eilte an ihr vorbei in die Bibliothek. Sie wartete nicht auf ihn und warf auch keinen Blick zurück auf Jack, der ausgestreckt auf dem Boden lag. Sie war einfach zu wütend. Zu enttäuscht. Zu gefährlich nahe davor, wie fallen gelassenes Eis in tausend Teile zu zerspringen. Es war leichter, sich in die Höhle des Löwen zu wagen.
»Entschuldigen Sie, Lady Kate«, sagte sie, als sie in den Salon trat, »ich dachte, Sie sollten wissen, dass es in der Bibliothek einen kleinen Unfall gegeben hat. Ich fürchte, dass das Landschaftsgemälde des Grünen Parks zu Boden gefallen ist.«
Lady Kate lächelte dankbar. »Das macht nichts, Olivia. Sie wissen, dass ich das Bild noch nie ausstehen konnte. Jetzt habe ich wenigstens eine Entschuldigung, es einem Wohltätigkeitsbasar zu spenden. Habe ich Ihnen schon meine Gäste vorgestellt?«
Olivia starrte sie an. »Das ist nicht nötig, Durchlaucht.«
»Oh doch, natürlich ist das nötig, Olivia. Kommen Sie herein.«
Olivia stand nicht der Sinn danach, diesen beiden Drachen gegenüberzutreten. Eine war ein Plumpudding und drohte, aus ihrem Korsett zu platzen. Sie hatte ein rotes Gesicht, verdächtig schwarzes Haar, war mittleren Alters und komplett in Rosa gehüllt. Die andere hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Schlachtschiff. Wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher