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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Erlebte jemals verarbeiten sollten.
    Die vierundzwanzig Stunden, die seit ihrer Rettung durch Lady Kate vergangen waren, hatte sie damit verbracht, zu verbinden und zu trösten, bis ein Gesicht mit dem anderen verschwommen war und sie die dreckverschmierten Männer nur noch anhand ihrer Uniformen hatte auseinanderhalten können. Nein, nicht die Männer. Die Jungen.
    Es waren Jungen, so mutig und so ängstlich und so allein in den letzten Momenten ihres Lebens. Sie konnte sie mit dem Wasser, das sie hin- und herschleppte, nicht schnell genug erreichen. Oft war sie der einzige Trost, den die Jungen noch hatten. Sie fand nicht die richtigen Worte, um ihnen ihre Qualen zu erleichtern. Sie konnte das Weinen und Stöhnen nicht mehr ertragen. Doch noch schlimmer war das Schweigen. Männer mit grauenhaften Verwundungen, die die Lippen aufeinandergepresst hielten und keinen Ton von sich gaben, um ihre Freunde nicht zu beunruhigen.
    Angst brannte in ihrer Kehle und wühlte ihr Innerstes auf. Sie fühlte sich so bedeutungslos und selbstsüchtig, weil sie sich Sorgen über eine Flucht machte, während diese Jungen so viel Schlimmeres erdulden mussten. Sie bemerkte, dass Lady Kate in ihre Richtung schaute. Und sie sah Tränen in diesen glänzenden, schönen Augen. Bewusst straffte Olivia die Schultern und ging zurück auf die schmale Kopfsteinpflasterstraße, wo noch mehr Verwundete warteten.
    Es mochten Minuten oder Stunden vergangen sein, als einer der Männer plötzlich ihren Arm ergriff. »Hören Sie«, drängte er.
    Olivia war sich nicht sicher, was er meinte. Sie konnte noch immer die Schmerzensschreie wahrnehmen, das Flehen um Hilfe, um Wasser, um den Tod. Sie hörte …
    Die Kanonen.
    »Es hat aufgehört«, sagte sie. Sie betrachtete den hübschen jungen Mann mit dem rötlich braunen Haar. Er diente bei den leichten Dragonern. Und er würde seinen Arm verlieren, noch ehe die nächste Stunde vorbei war. »Oder? Bedeutet das, dass es vorbei ist?«
    Er sah sie nicht an. Sein Blick ging ins Leere, als würde er all seine Energie darauf verwenden zu hören. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Olivia flößte ihm ein wenig Wasser ein und gab ihm einen Schluck von Lady Kates letzter Reserve an Brandy. Den ganzen Tag trafen widersprüchliche Berichte ein. Wellington hatte gewonnen. Wellington war auf dem Rückzug, und die Franzosen waren bereit, in Brüssel einzumarschieren. Sie hatten sogar einer Truppe der belgischen Kavallerie ausweichen müssen, die durch die Straßen gejagt war und die Niederlage verkündet hatte. Inzwischen war es Olivia gleichgültig, wer gewonnen hatte. Solange das Gemetzel endlich ein Ende nahm.
    »Nun ja, ich erwarte von Ihnen, dass Sie mich auf dem Siegesball mindestens zu einem Tanz auffordern«, sagte sie zu dem Jungen.
    Ein Lächeln erhellte seine erschöpfte, ausgezehrte Miene. »Es wäre mir eine Ehre, Ma’am. Ensign Charles Gregson, zu Ihren Diensten.«
    Olivia richtete sich auf und machte einen Knicks. »Mrs Livvie Grace, Ensign. Mein Lieblingstanz ist der Kontratanz.«
    »Im Kontratanz übertreffe ich mich selbst, Ma’am.«
    Olivia verschloss die Brandyflasche und erwiderte sein Lächeln. »Bis dann, Ensign Gregson«, sagte sie und wollte sich dem nächsten Soldaten zuwenden.
    Aber eine bleiche Grace Fairchild stellte sich ihr in den Weg. Graces verschwitztes Haar hing zerzaust aus ihrem Knoten. Ihr Gesicht war verschmiert, und Blut befleckte die Schürze, die ihr praktisches graues Kleid schützte.
    »Olivia, darf ich Sie um einen Gefallen bitten?« Sie sah aus, als müsste sie sich sehr zusammenreißen, um nicht die Fassung zu verlieren. In den drei Tagen, die Olivia sie nun kannte, hatte sie mitbekommen, dass Grace nie um einen Gefallen bat. Es war immer umgekehrt – alle baten Grace um Hilfe.
    Olivia legte ihre Hand auf Graces Arm. »Selbstverständlich, Grace. Was ist passiert?«
    »Mein Vater …« Sie blickte Richtung Süden, wo den ganzen Tag über die Kanonen zu hören gewesen waren. »Ich habe nichts von ihm gehört. Für gewöhnlich gelingt es ihm immer, mir eine Nachricht zukommen zu lassen, wie es ihm geht. Es ist …«
    Sie schluckte, als würden ihr die Worte im Halse stecken bleiben. Olivia wollte ihre Arme um die junge Frau legen. Sie hatte das Gefühl, dass Grace sich selbst beigebracht hatte, das Schlimmste zu überstehen. Wenn sie ihr nun ihr Mitgefühl zeigte, war es möglich, dass diese Beherrschung zunichtegemacht wurde.
    »Wissen Sie, wo er sich

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