Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Bastard beinahe totgeschlagen. »Mir geht es gut.«
»Können Sie mir erklären, warum Sie nach Earl Drake verlangt haben?«
Mit leerem Blick sah er sie an und brachte dann ein kleines Grinsen zustande. »Weil es natürlich alles seine Schuld ist. Er ist derjenige, der mich rekrutiert hat.«
Sie hob die Augenbrauen. »Er hat Sie rekrutiert? Wofür? Erinnern Sie sich?«
»Nur an ein paar Dinge. Aber das kann warten. Erzählen Sie mir von Livvie.«
Einen Moment lang glaubte er, sie würde es ihm verwehren. Sie saß auf dem Sofa und nippte an ihrem Wein.
»Meine arme Olivia«, sagte Lady Kate schließlich und schüttelte bedächtig den Kopf. »Können Sie sich vorstellen, was die letzten Jahre sie gekostet haben? In all der Zeit, die ich sie nun kenne, hat sie das Baby nie verraten. Sie hatte solche Angst.«
Er konnte es nicht begreifen. Er hatte einen Sohn. Einen Sohn. Das Baby, das nicht mehr als ein kleines Flattern unter seiner Hand gewesen war, war inzwischen vier Jahre alt. Und Livvie verhielt sich so, als würde er nicht existieren.
Er erinnerte sich an die Panik in ihrem Blick, als er versucht hatte, ihr das Medaillon wegzunehmen. Hatte Lady Kate recht? Hatte Olivia so große Angst, dass sie sich sogar von ihrem eigenen Kind fernhielt, um es nicht in Gefahr zu bringen? Konnte es eine Bedrohung geben, die so groß war? Lieber Gott. Er musste ihn finden. Jamie? Warum hatte sie ihn Jamie genannt? In seiner Familie gab es niemanden, der James hieß.
Er kannte natürlich den Grund, und der Schmerz darüber versengte ihn. Warum sollte sie ihr Baby auch nach ihm benennen? Er hatte sie, ohne nachzudenken, hinausgeworfen.
Wohin war sie gegangen? Wie hatte sie überlebt?
»Georgie muss sie aufgespürt haben«, überlegte Lady Kate laut, als hätte sie seine stumme Frage gehört.
Er hob den Kopf. »Dann muss sie sich gegen die gesamte Familie gestellt haben.«
Er bemerkte die Wut in Lady Kates Augen und wusste, dass ihre Antwort ihm nicht gefallen würde.
»Das musste sie gar nicht«, erwiderte Lady Kate. »Sie haben sie auch hinausgeworfen.«
Er konnte sie nur anstarren. »Nein«, sagte er, denn das war unvorstellbar. »Nicht Georgie. Sie ist jedermanns Liebling.«
»Doch, Georgie. Vor ungefähr vier Jahren.«
»Aber warum? Was kann sie getan haben?«
»Sie hat sich in einen Marinekapitän verliebt.«
Er runzelte die Stirn. »War er inakzeptabel?«
»Sie meinen, ein Bürgerlicher? Himmel, nein. Er war Cox’ jüngster Sohn.«
»Warum dann?«
»Weil er nicht der Earl of Hammond war.«
Jack wusste, dass er sie mit offenem Mund anstarrte. »Sie wollten Georgie mit diesem Tattergreis verheiraten? Er ist mindestens schon sechzig.«
»Und hat bereits zwei Ehefrauen unter die Erde gebracht. Doch er verfügt auch über zehntausend Pfund im Jahr und besitzt einen Titel.«
Jack schien keine Luft mehr zu bekommen. »Aber Georgie …«
Lady Kate lächelte spöttisch, und Jack erinnerte sich plötzlich an ihre Hochzeit. »Glauben Sie wirklich, Ihrer Familie waren Georgies Wünsche wichtiger als Ihre?«, wollte sie wissen. »So kurz nach Ihrer nicht standesgemäßen Ehe waren sie ungeduldig. Sie haben sie schließlich nicht nur verleugnet, sondern haben Cox davon überzeugt, dasselbe zu tun.«
»Ein Marinekapitän ist nicht gerade mittellos …«
»Er wurde vor zwei Jahren bei der Blockade getötet.«
Jack schloss die Augen. Die Enthüllungen der vergangenen paar Minuten sammelten sich wie Sünden in seinem Innersten. »Glauben Sie, dass Georgie und Livvie sich gegenseitig unterstützt haben?«
»Ich glaube, dass Ihre Frau alle unterstützt hat und dass ich ihr nicht annähernd genug bezahle.«
Ihm stockte der Atem. Er konnte nur noch daran denken, dass er es war, der Livvie das alles angetan hatte. Sie sollte durch den Garten und über den Rasen der Abbey laufen, lachen und mit ihrem lebhaften Sohn spielen. Sie sollte Jacks Hand halten, während sie gemeinsam ihrem kleinen Jungen beim Schlafen zusahen.
Er hatte sie vertrieben. Er hatte sie in die Hölle geschickt.
»Glauben Sie, dass Gervaise zu alldem fähig ist, was sie gesagt hat?«, fragte er.
Ohne zu zögern, sagte Lady Kate: »Ja.«
Er blickte auf und sah so viel Mitgefühl in den Augen der scharfzüngigen Duchess, wie er es nie für möglich gehalten hätte.
»Ach, als Olivia mir davon erzählte, konnte ich es nicht glauben«, sagte sie. »Inzwischen verstehe ich, warum sie sich versteckt. Gervaise ist so charmant, so sorgenfrei. Die perfekte
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