Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Sie wusste, dass sie vielleicht nie wieder zu ihm zurückkehren könnte, aber sie konnte eines tun – egal, was es sie kostete. Sie musste es tun. »Noch nicht. Jack, du musst mir etwas versprechen.«
Er sah ängstlich aus. Zitterte er? »Alles.«
»Wenn mir etwas zustößt, musst du Georgie finden. Du wirst zu ihr gehen. Versprich es mir, Jack.«
»Ich soll Georgie suchen? Was meinst du damit?«
Sie zitterte, doch sie fühlte sich besser. Er würde die beiden beschützen, wenn sie es nicht konnte. Zumindest dessen konnte sie sich sicher sein. »Versprich es mir«, flehte sie und umklammerte seinen Arm. »Du wirst sie finden.«
»Natürlich.«
Sie nickte. Gut. Wenn er Georgie aufsuchen würde, würde er die Wahrheit erfahren.
»Oh«, murmelte sie, »mein Kopf tut so weh.«
»Was wollte er, Livvie? Weißt du das?«
»Nicht jetzt, Gracechurch«, schaltete Lady Kate sich ein. »Sie muss sich ausruhen.«
»Nein«, widersprach Olivia, »ich muss es euch sagen.«
Grace erschien. »Und das werden Sie auch, meine Liebe. Nachdem wir Ihre Wunde versorgt haben. Jack wartet im Nebenzimmer, nicht wahr?«
Olivia hörte, wie alle geschäftig herumliefen. »Ich darf es nicht vergessen. Er wollte eine Liste. Ich muss es Jack sagen.«
Und dann kniete Grace neben ihr und tupfte ihr Gesicht mit etwas Kühlem, Scharfem ab.
»Er hat mich gehört, oder, Grace?«, fragte sie und hatte auf einmal Angst, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte.
»Sicher hat er Sie gehört, meine Liebe.«
Seufzend schloss sie die Augen. »Gut. Dann wird alles gut. Er wird ihn beschützen.«
»Wen, meine Liebe?«
»Jamie. Jack wird dafür sorgen, dass es Jamie gut geht, falls ich es nicht mehr kann.«
»Und wer ist Jamie?«
Sie lächelte, aber die Tränen rannen ihr weiterhin über die Wangen. »Unser kleiner Junge.«
Kapitel 21
Jack hatte gerade die Bibliothek verlassen wollen, als er hörte, was Olivia sagte. Erschrocken wirbelte er herum.
Sie lag da, die Lider geschlossen, ihr armes, verletztes Gesicht unter einem Tuch verborgen. Grace blickte ihn mit aufgerissenen Augen warnend an. Nicht jetzt, versuchte sie, zu sagen.
Oh doch. Jetzt. Sein Sohn?
Aber Lady Kate hielt ihn am Arm fest und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. »Sie wird Ihnen alles erzählen, wenn sie Ihnen vertraut, Jack.«
»Wenn sie mir vertraut? «, entgegnete er und wandte sich Lady Kate zu. »Haben Sie sie nicht gehört? Mein Sohn lebt, und sie hat nicht daran gedacht, mir Bescheid zu sagen. Und jetzt wollen Sie, dass ich warte?«
Lady Kate warf ihm einen kühlen Blick zu. »Ach, tatsächlich, mein lieber Earl? Haben Sie ganz ohne Beweise beschlossen, dass er doch Ihr Sohn ist? Was hat sich geändert?«
Er erstarrte. Sie hatte recht. Es war die letzte und schlimmstes Anschuldigung, die er Olivia entgegengeschleudert hatte.
Die Erinnerung an das Funkeln in ihren Augen, als sie ihm die frohe Botschaft verkündet hatte, schnitt in sein Herz wie ein Messer. Sie bekamen ein Kind. Sie hatte erzählt, dass ihr übel gewesen sei. Sie hatte eine Vermutung gehabt, aber sie hatte Jack dieses Geschenk an seinem Geburtstag machen wollen. Sie hatten gelacht und waren durch den Salon getanzt wie ein Paar Zigeuner, hatten sich lustige Namen überlegt und die Zukunft geplant.
Drei Monate später hatte er ihr die Tür gewiesen und geschrien: »Lass deinen Geliebten sein Balg aufziehen.«
Hatte er ihr das wirklich angetan? War er wirklich so grausam zu der Frau gewesen, die zu beschützen er geschworen hatte? Hatte er wirklich jemandem mehr vertraut als seiner Livvie? Er erinnerte sich nicht an alles, doch er erinnerte sich zumindest an so viel: Er war ein Feigling gewesen und hatte sie enttäuscht.
»Sie haben es gewusst?«, fragte er. Seine Wut wandelte sich in Trauer.
Traurig schüttelte Lady Kate den Kopf. »Wir haben alle geglaubt, dass das Baby gestorben wäre. So viel Angst wie Olivia vor Gervaise hat, frage ich mich jedoch, ob sie das Märchen nicht nur erfunden hat, um ihn auf eine falsche Spur zu bringen?«
»Und dann hat sie ihr Kind bei meiner nichtsnutzigen Schwester gelassen?«
Lady Kate schüttelte den Kopf. »Ach, Sie haben eine Menge nachzuholen, oder, mein Lieber?« Sie führte ihn weiter und fuhr fort: »Wir können das bei einem Glas Madeira besprechen.« Sie machte es sich mit ihm im chinesischen Salon bequem und drängte ihm den Wein förmlich auf. »Geht es Ihnen eigentlich gut? Sie mussten sich da draußen ziemlich anstrengen.«
Er hätte den
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