Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Plantagen seines Vaters geleitet.«
Ein Jahr. Olivia unterdrückte die Erinnerungen an diese Zeit. »Und dann?«
Der Diener zuckte mit den Schultern und fühlte sich offensichtlich unbehaglich. »Er hat mich entlassen. Im Herbst 1811 sind wir zurückgekehrt, und der Herr rief mich in sein Büro und reichte mir eine Abfindungszahlung und ein Empfehlungsschreiben. Er meinte, sein Cousin würde nach einem Diener suchen und wäre sehr froh, mich einstellen zu können.«
»Sie haben keine Ahnung, warum er Sie entlassen hat?«
Er straffte die Schultern. »Es stand mir nicht zu, danach zu fragen. Ich denke, er hat sich nie erholt von … äh … dem Duell. Er hat seine gesamte Dienerschaft entlassen, auch wenn viele von ihnen weiterhin für die Familie gearbeitet haben.«
»Sie wissen nicht, wohin er gegangen ist?«
»Es gab Gerüchte über Pelzhandel in Kanada.«
Enttäuscht schüttelte Olivia den Kopf. Er war keine Hilfe. »Und seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
»Vielleicht vor zwei Jahren noch einmal. Mr Gervaise hat Master Jack in London getroffen. Es ging um familiäre Angelegenheiten.«
Sie nickte. »Ja, die Duchess of Murther hat sich erinnert, sie gesehen zu haben. Sie wissen nicht, worum es ging?«
»Mr Gervaise sagte nur, dass es gut sei, seinen Cousin ›in einer solchen Verfassung‹ zu sehen. Er schien erfreut darüber zu sein.«
Bei jedem anderen hätte Olivia gedacht, dass er damit gemeint hätte, Jack ginge es gut und er wäre gesund. Doch bei Gervaise war sie sich nicht so sicher. »Und mehr hat er Ihnen nicht gesagt?«
»Oh nein, Ma’am. Nur, dass dem Earl seine Abenteuer guttun würden – was auch immer das bedeuten mag …«
Olivia nickte. »Die Familie des Earls hat in Ihrer Anwesenheit nie etwas über ihn gesagt?«
Chambers wandte den Blick ab. »Nur, dass Sie dafür verantwortlich seien, dass er fort wäre. Tut mir leid, das so sagen zu müssen.«
Olivia lächelte. »Ach, das ist keine Überraschung, Chambers.«
»Da wäre noch eine Sache, Ma’am.« Als er aufblickte, bemerkte Olivia, wie aufgewühlt er war. »Bitte missverstehen Sie das nicht. Mr Gervaise war ein guter Arbeitgeber, aber er hat über die Zeit damals gesprochen. Das Duell und … alles. Ich möchte, dass Sie wissen, dass mir mein Anteil an der ganzen Geschichte leidtut. Mr Gervaise hat seitdem vor mir mit seinen Intrigen geprahlt.«
Er wirkte erschüttert. Olivia hätte nie geglaubt, das zu sehen. Sie tätschelte seine saubere Hand. »Sie waren nicht der Einzige, der ihm geglaubt hat, Chambers.«
Er errötete und neigte den Kopf. »Gibt es irgendetwas, das ich tun kann? Eure Lordschaft liegt mir sehr am Herzen.«
Olivia dachte nach. »Ich frage mich, ob es Erinnerungen an die Oberfläche bringen könnte, wenn er Sie sieht.«
»Es würde mich freuen, helfen zu können, Ma’am.«
Sie erhob sich. »Folgen Sie mir.«
Sie kehrte zum Haus zurück, führte ihn durch die Küche, wo Mrs Harper inzwischen allein Brotteig knetete. Der arme Koch war vermutlich wieder in den Rübenkeller geflüchtet. »Mrs Harper …«
Die große Frau sah nicht auf. »Mr Gervaise ist da.«
Das hieß, dass Chambers in Gefahr war, entdeckt zu werden. »Werden Sie wiederkommen?«, fragte sie den plötzlich sehr nervösen Mann.
»Selbstverständlich, Ma’am«, versicherte Chambers und warf beunruhigte Blicke zum Eingang des Hauses. »Bitte richten Sie Seiner Lordschaft meine besten Wünsche aus.«
Olivia führte ihn hinaus und durch den Garten. »Eines noch, Chambers. Gab es in Jamaika jemanden mit Namen Mimi?«
Chambers dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, Ma’am, meines Wissens nicht. Und die Gemeinde war überschaubar.«
Olivia streckte die Hand aus. »Danke.«
Mit der Zurückhaltung eines höflichen Dieners ergriff Chambers schließlich ihre Hand und ging dann. Olivia blieb mit mehr Fragen als Antworten zurück. Konnte irgendjemand anders ihnen sagen, wo Jack sich aufgehalten hatte? Konnte sie Mr Hilliard vertrauen? Und wo war er?
Als sie allein im Schatten verborgen stand, beobachtete sie durch das Küchenfenster, wie zwei andere Patienten in die Küche kamen und das frische Gebäck probierten. Sie konnte hören, wie sie sich vergnügt mit Mrs Harper unterhielten. Am Abend wären auch sie fort, und Lady Kate hätte keinen Grund mehr, länger zu bleiben, und würde darüber nachdenken müssen, nach London zurückzukehren. Irgendwie mussten sie Jack mitnehmen, ohne dass er entdeckt wurde.
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