Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
sich wie ein Lauffeuer verbreitet – praktisch direkt nach der Hochzeit. »Ach ja. Gervaise, es scheint mir, Sie haben monatelang von der Geschichte gezehrt.«
»Es war immerhin mein Cousin, der ruiniert worden ist«, erinnerte er sie freundlich.
Was oberflächlich betrachtet durchaus einleuchtend klang.
»Also kennst du die Countess nicht?«, fragte Diccan sie.
»Nein, natürlich nicht. Wieso sollte ich?«
Er zuckte die Schultern. »Armiston meinte, es wäre möglich.«
Lady Kate erstarrte. »Tatsächlich, Gervaise?«, fragte sie und war sich mit einem Mal sicher, dass er Olivia niemals zutrauen würde, dass sie ihr die Wahrheit gesagt hatte. »Wie kommen Sie darauf?«
Gervaise wirkte vollkommen unbesorgt. »Sie kennen jeden hier.«
»Das stimmt. Aber sie nicht, obwohl ich diese Frau nach allem, was ich über sie gehört habe, durchaus sympathisch finde. Sie haben sie doch sicher getroffen.«
»Nur ein oder zwei Mal. Jack war zu der Zeit sehr angetan vom Landleben. Und ich bin froh, sagen zu können, dass ich ein Stadtmensch bin.«
»Trotzdem«, sagte Diccan nachdenklich, »es würde mich freuen, Jack wiederzusehen. Ich würde gern wissen, wie es ihm geht.«
Lady Thornton nickte ahnungsvoll. »Er hat den Preis für dieses Duell bezahlt. Die Ehebrecherin war es nicht wert – egal, was Sie sagen.«
Lady Kate wollte sie liebend gern zur Rechenschaft ziehen. Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, um alten Katzen neue Tricks beizubringen.
»Da wir gerade von verfügbaren Ehefrauen sprechen«, sagte sie, in der Hoffnung, die Meute von ihrem Opfer abzulenken. »Mit welcher hübschen blonden Frau habe ich dich in dieser Woche im Theater gesehen, Diccan?«
Diccan schlug spielerisch ihre Hand weg. »Du weißt genau, dass du mich mit niemandem gesehen hast, du abscheuliches Biest. Es ist nichts passiert.«
»Oh, bitte, erlöse mich von diesen altertümlichen Vorstellungen der Gesellschaft. Sie war ziemlich hübsch. Und dir sehr … zugetan.«
Er grinste. »Du musst Madam Ferrar meinen. Eine reizende, wenn auch schlichte Dame. Genau das Richtige, um nach einem harten Arbeitstag in der Diplomatie auf andere Gedanken zu kommen.«
»Sie hat ein sehr … melodisches Lachen.«
Er warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, dass er wusste, was sie damit bezweckte, doch er spielte mit. Der gute Diccan – immer der perfekte Diplomat. Kate konnte nur hoffen, dass er auch den perfekten Verbündeten spielen würde.
»Soll ich immer noch bei dir zu Hause vorbeikommen, du Biest?«, fragte er.
»Ich fürchte, ja.« Für ihr Publikum zog sie einen Schmollmund. »Tödlich langweilige Familienangelegenheiten.«
»Das heißt, dass der liebe Pater wieder einmal sein Missfallen ausgedrückt hat«, sagte Diccan. »Er schließt mich nur selten in seine Gebete ein.«
Es reichte, um den Rest ihrer kleinen Gesellschaft zu trennen. Als Lady Kate sich zur Rue Royale wandte, erblickte sie wieder den seltsamen Herrn.
»Diccan«, sagte sie ganz leise, »erkennst du den Kerl dort hinten? Den in dem grünen Nugee -Mantel?«
Als hätte er die Vorsicht in ihrer Stimme wahrgenommen, sah er davon ab, durch sein Monokel zu blicken. »Kann ich nicht genau sagen. Aber er kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Trotzdem hat er nicht das Recht, die Duchess so anzustarren«, meldete sich Bivens hinter ihnen zu Wort.
Diccan lachte. »Liebe Bivens, wenn wir jeden Mann, der meine Cousine anstarrt, bestrafen würden, dann würde die gesamte männliche Bevölkerung von Europa ohne Nachtisch aufs Zimmer geschickt werden.«
»Er scheint uns gefolgt zu sein«, sagte Lady Kate laut.
Dieses Mal musste Diccan noch mehr wahrgenommen haben. »Möchtest du, dass ich mal mit ihm spreche?«
»Nein. Ich möchte, dass du meiner Einladung folgst und meinen Hausgästen und mir ein bisschen Gesellschaft leistest.«
Er verbeugte sich, um seiner Zustimmung Ausdruck zu verleihen. »Das hatte ich auch vor.«
Lady Kate jedoch wusste, dass Diccan jetzt alarmiert war. Nach ihrer letzten Unterhaltung über Olivia hoffte sie allerdings, dass es kein Fehler gewesen war, ihn um Hilfe zu bitten.
Lady Kate war nicht die Einzige, die hoffte, keinen Fehler gemacht zu haben. In dem Moment, als Olivia Diccan Hilliard erblickte, dachte sie dasselbe.
»Warum muss ich plötzlich an das Jüngste Gericht denken?«, fragte er, als er Lady Kate in den Salon folgte.
Olivia nahm bei Grace auf einem der Chintzsofas neben dem Kamin Platz. Nachdem einige der Zimmer nun wieder leer
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