Unverhofft verliebt
es penibel sauber war und in der unzählige Kunstdrucke an den Wänden hingen. Wie es schien, musste sich jemand sehr viel Mühe mit der Einrichtung und dem Innenausbau gegeben haben, immerhin sah er Stuck an den Decken und einen glänzend polierten Holzfußboden. Generell wirkte die Wohnung absolut geschmackvoll.
Der andere Mann schloss eilig die Haustür und erkl ärte auf Grants fragenden Blick: „Wenn Mia abhaut, macht mich Claire einen Kopf kürzer.“
„Mia?“
„Claires Katze“, erwiderte der Mann wie selbstverständlich und streckte ihm die Hand hin. „Julian.“
Grant merkte, dass er sich nicht das kleinste Lächeln abringen konnte und schüttelte kurz die Hand seines Gegenübers. „Grant.“
„Claire freut sich bestimmt über Ihren Besuch.“
Da war sich Grant überhaupt nicht sicher, aber er folgte dem Mann mit den lässigen Jeans und dem grauen Sweatshirt durch einen kleinen Flur in ein großes Wohnzimmer, in dem Claire auf einem Sofa saß und einem kleinen Mädchen gerade zwei Zöpfe flocht. Obwohl sie sogar bedeutend schlechter aussah als bei ihrem Zusammentreffen vor einer Woche, lächelte sie glücklich und lauschte der piepsigen Stimme des Kindes. Dieses Lächeln erlosch schlagartig, als sie den Blick hob und ihn in ihrem Wohnzimmer stehen sah.
„Du scheinst Besuch bekommen zu haben“, erklärte der andere Mann und schien Claires finstere Miene gar nicht zu bemerken. „Dann hauen Brianna und ich wieder ab.“
„Nein, Daddy“, das Mädchen schien von der Vorstellung gar nicht begeistert zu sein, da es wild den Kopf schüttelte und sich an Claire schmiegte. „Hierbleiben!“
„Mami wartet schon, Brianna“, erwiderte der Mann amüsiert und griff nach einer Kinderjacke, die auf einem geblümten Ohrensessel gelegen hatte.
„Nein“, das Mädchen runzelte die Stirn und wirkte sehr entschlossen.
„Aber Mami kocht heute Fischstäbchen“, lockte der Mann. „Du magst doch Mamis Fischstäbchen, Liebling.“
Überrascht bemerkte Grant, wie Claire zu lachen anfing, bevor sie die Arme um das Mädchen auf ihrem Schoß legte. „ Jetzt wird sie ganz sicher nicht mit dir kommen wollen, Julian. Du hättest Livs Kochkünste nicht erwähnen sollen.“
Seufzend verdrehte dieser die Augen. „Okay, okay. Brianna, sollen wir uns eine Pizza bestellen, damit Mami nicht kochen muss?“
„Pizza!“ Wie ein Flitzebogen kletterte die Kleine von Claires Schoß und rannte zu ihrem Vater, um sich die Jacke anziehen zu lassen.
„Bleib du sitzen“, kommandierte dieser, als er sah, dass Claire aufstehen wollte, bevor er sich an Grant wandte. „Passen Sie auf, dass sie keine Dummheiten macht.“
„Julian“, protestierte Claire sofort ärgerlich.
„Keine Widerrede, Schätzchen. Und ruf endlich deine Ärztin an. Liv macht sich große Sorgen und Brian will morgen früh vorbeischauen ...“
„Ich bin nicht krank“, betonte sie und schien Grant absichtlich zu ignorieren. „Niemand muss vorbeikommen, um nach mir zu sehen.“
Der andere Mann ging darauf gar nicht ein. „Liv hat gesagt, dass du diesen Tee trinken sollst, den sie mir mitgegeben hat.“
Gereizt zog sie eine Decke über ihren Schoß. „Ich weiß, Julian.“
Er lachte lediglich und trat zu ihr, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Melde dich, wenn du etwas brauchst.“
„Mache ich“, nuschelte sie und schenkte ihm ein knappes Lächeln, als er seine Tochter bei der Hand nahm.
„Machen Sie es gut, Grant, und sorgen Sie dafür, dass sie ihren Tee trinkt.“
Grant nickte und sah Vater und Tochter zu, wie sie unter fröhlichem Gelächter die Wohnung verließen.
Sobald sich die Wohnungstür hinter ihnen geschlossen hatte, hörte Grant Claires eisige Stimme. „Was willst du hier?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. „Du siehst nicht gut aus. Warst du bei einem Arzt?“
„Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“ Ihr blasses Gesicht verzog sich zu einer finsteren Miene, während sie sich in die Wolldecke kuschelte. Doch sie konnte ihn nicht täuschen. Grant hatte sofort gesehen, dass es ihr miserabel gehen musste, schließlich war sie unglaublich blass und schaute ihn aus Augen, die in tiefen Höhlen lagen, erschöpft an, auch wenn sie sich kämpferisch geben wollte. Selbst ihr rotes Haar, das zu einem Dutt gebunden war, erschien ziemlich glanzlos, während der Schlüsselbeinknochen am Kragen ihres Sweatshirts deutlich zu erkennen war.
Grant begann sich Sorgen zu machen.
„Hast
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