Unverhofft verliebt
Grant kurz erspäht hatte, drückte seine Stimmung nach unten.
„Dieses Kind kommt ganz nach dir, Grant“, prustete Stephanie und vergrößerte die aktuelle Aufnahme. „Sehen Sie das, Claire? Der Kleine scheint zu wissen, dass er beobachtet wird.“
„Wirklich?“, erklang Claires Flüstern.
„Oh ja ... wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass er seinen Penis in Szene setzt. Anscheinend entwickelt er bereits jetzt ein gesundes Maß an Selbstvertrauen“, Stephanie blinzelte ihm zu. „Ganz der Vater.“
„Vielen Dank“, ächzte er und bemühte sich darum, völlig normal zu erscheinen.
In den nächsten Minuten untersuchte Stephanie ausgiebig das Baby anhand des Ultraschalles, war dabei extrem bemüht und gründlich, plauderte vor sich hin und beruhigte Claire, die immer wieder ängstliche Fragen stellte.
Als sie das Gerät abschaltete, verkündete sie fröhlich: „Das Baby ist kerngesund und entwickelt sich prächtig. Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.“
„Und Sie sind sich sicher, dass es ein Junge wird?“
„Sehr sicher“, lachend reichte sie Claire ein paar Tücher, mit denen sie das verschmierte Gel wegwischen konnte, und drückte ihr die Hand. „In ein paar Wochen möchte ich Sie gerne wiedersehen. Bis dahin nehmen Sie die Vitamine und achten auf eine gesunde Ernährung, aber ich bin äußerst zufrieden mit Ihnen. Genau so kann es jetzt in den nächsten Wochen weitergehen.“
„Ich bemühe mich“, erwiderte Claire mit einem kleinen Lächeln, bevor sie sich langsam aufsetzte und die Beine nach unten baumeln ließ.
Stephanie schaltete wieder das Licht ein und erhob sich gut gelaunt. Von der angespannten Stimmung zwischen ihm und Claire schien sie nichts mitzubekommen.
„Dann lasse ich euch beide allein. Cathy wird Ihnen vorne den nächsten Termin geben, Claire.“
„Vielen Dank“, murmelte sie und verabschiedete sie mit einem dankbaren Blick.
Grant beobachtete, wie Stephanie das Untersuchungszimmer verließ, und schob seinen Hocker direkt vor Claire, als sie beide alleine waren. Doch wie es schien, hatte sich Claire dazu entschieden, ihn zu ignorieren, da sie bedächtig das Gel von ihrem Bauch wischte und den Blick gesenkt hielt.
„Claire“, er stieß einen tiefen Seufzer aus. „So war das gar nicht gemeint.“
„Schon gut“, ihre hohe Stimme klang verzerrt und tränenunterdrückt. „Wir müssen uns nichts vormachen.“
„Mist“, fluchte er und rückte so nah an sie heran, dass er beinahe zwischen ihren Beinen saß.
Zwar saß sie auf der Liege und nahm dadurch eine höhere Sitzposition als er ein, doch da er um einiges größer war als sie, befanden sie sich auf gleicher Höhe. Grant wartete so lang, bis sie endlich den Kopf hob und ihn anschaute. Ihr unglücklicher Blick versetzte ihm einen Stich im Herzen.
Vorsichtig erklärte er: „Mir gehen momentan einige Dinge durch den Kopf. Mein schroffer Ton hatte nichts mit dem Baby zu tun.“
„Und das soll ich glauben?“ Anstatt aufzubrausen, wirkte sie geknickt und sehr nachdenklich. In angespannter Haltung schloss sie die Knöpfe ihrer Bluse.
„Manchmal kann ich einfach nicht aus meiner Haut.“
„Bitte, sei ehrlich“, flüsterte sie. „ Das Baby ist dir völlig egal ...“
„Das stimmt nicht.“
Sie schien jeden Moment in Tränen auszubrechen. „Das ist schon ... schon okay. Ich habe es mittlerweile begriffen.“
„Was hast du begriffen?“ Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber Claire entzog sie ihm.
„Ich darf nicht erwarten, dass dir das Baby etwas bedeutet.“
Grant stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das ist Unsinn.“
„Grant“, ihre Hände legten sich auf die Kante der Liege. „Ich bin mittlerweile in der 18. Schwangerschaftswoche und trotzdem war ich noch nie in deiner Wohnung. Wir telefonieren höchstens einmal in der Woche für fünf Minuten und sehen uns einmal im Monat – wenn überhaupt. Du musst mir nichts vormachen. Ich bin dir egal. Das Baby ist dir egal ...“
Wenn sie ihn angebrüllt hätte, wäre ihm wohler gewesen, aber die Verletzlichkeit in ihrer Stimme hinterließ ein unangenehmes Gefühl in jeder Zelle seines Körpers.
„Wie soll es denn werden, wenn das Baby erst einmal da ist?“
„Claire, schließ mich nicht aus.“
Ihre dunkelblauen Augen senkten sich in seine, als sie sehr leise und sehr traurig erwiderte: „ Das tue ich nicht. Du schließt dich selbst aus.“
„Okay“, Grant holte tief Luft. „Was muss ich tun?“
„Gar
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