Unverhofft verliebt
begeistert sein wird, mich zu sehen.“
Stephanie erwiderte nicht, sondern schenkte ihm einen dieser Blicke, unter denen er sich wie der letzte Vollidiot vorkam. Eigentlich kam er sich selbst wie ein Vollidiot vor und er wusste auch, dass Außenstehende nicht begriffen, weshalb er sich dagegen wehrte, Vater zu werden, doch er hatte seine Gründe und kämpfte nun seit einigen Wochen mit sich selbst, wie er sich Claire und dem Baby gegenüber verhalten sollte.
Als er hinter Stephanie ein Untersuchungszimmer betrat, konnte er sehen, dass Claire bereits auf einer Pritsche lag. Sie drehte den Kopf in Richtung Tür und lächelte Stephanie erfreut zu. „Hi.“
„Hallo, Claire. Ich habe Ihnen jemanden mitgebracht.“
Obwohl sie sich zu bemühen schien, sich vor Stephanie keine Blöße zu geben, wirkte ihr Lächeln schlagartig angestrengt. „Hallo, Grant.“
Da er befürchten musste, dass Stephanie ihm einen Tritt verpasste, wenn er weiter schwieg, gab er eine tonlose Begrüßung von sich und zog sich einen Hocker heran, um sich neben Claire an das Kopfende der Pritsche zu gesellen. „Macht es dir etwas aus, wenn ich dabei bin?“
Sie schüttelte den Kopf und schaute ihn einen Moment unsicher an. Wenn er sie betrachtete, wie verletzlich und zerbrechlich sie wirkte, unterschied sie sich völlig von der rassigen Frau, die er vor ein paar Monaten in einer Bar kennengelernt hatte. Damals war sie aufgedonnert gewesen, doch heute trug sie einen sommerlichen Rock und eine verspielte Bluse, mit der sie richtiggehend niedlich wirkte. Zusätzlich hatte sie ihr auffälliges rotes Haar zu einer mädchenhaften Flechtfrisur gekämmt und trug überhaupt kein Make-up. Dennoch konnte er guten Gewissens behaupten, dass er keine andere Frau kannte, die dermaßen liebreizend aussah. Grant musste zugeben, dass er Claire faszinierend fand. Sie war nun einmal eine wunderschöne Frau und besaß zudem eine ausgeprägte Persönlichkeit. Irgendwie war es schade, dass sie sich nicht anders kennengelernt hatten.
Als sein Blick auf ihren leicht gewölbten Bauch fiel, stieg ein schlechtes Gewissen in ihm hoch. Er hätte sie öfter anrufen sollen. Außerdem müsste er viel mehr von ihr wissen. Stephanie hatte Recht – er benahm sich momentan wie ein Arschloch.
Da sie sich noch immer ansahen, räusperte er sich und wandt e den Blick langsam ab. Er konnte den Arzt in sich nicht abstellen und griff nach Claires Akte, die neben ihm auf einem zweiten Hocker lag. Er überflog Stephanies Notizen und runzelte die Stirn.
„Hast du einen Antikörpertest durchgeführt?“
„Jawohl, Herr Doktor. Bereits den zweiten“, erwiderte Stephanie amüsiert, bevor sie Claire mit einem Lächeln bedachte. „Geht es Ihnen gut, Claire? “
„Alles wunderbar“, entgegnete diese. „ In den letzten Tagen war ich etwas kurzatmig, aber eine Freundin meinte, dass es ihr genauso ging.“
„Das stimmt“, Stephanie tätschelte ihr die Hand. „Kein Grund zur Sorge.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Claire auf der Pritsche hin und her wand, bevor sie mit besorgter Stimme fragte: „Bisher hat sich das Baby noch nicht bewegt. Ist das normal?“
Grant hob den Kopf. „ Es bewegt sich bereits, nur nimmst du es noch nicht wahr.“
„Wirklich?“ Claire schien ihm nicht zu glauben, da ihr Blick sofort zu Stephanie glitt, die vergnügt nickte.
„ Grant hat völlig Recht. In ein paar Wochen sind die Bewegungen schon deutlich kräftiger. Alles ist völlig in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Auffordernd deutete er auf die Akte. „Wie war der Eiweißwert ihres heutigen Urintests?“
„Grant“, Claire legte den Kopf zurück und klang peinlich berührt. „Musst du über meinen Urin reden?“
„Claire, ich bin Arzt.“
Stephanie nahm ihm die Akte ab. „Aber du bist nicht ihr Arzt.“
Er krempelte die Ärmel seines blauen Hemdes in die Höhe. „Hast du eine Amniozentese angeordnet?“
„Nein, das habe ich nicht . Dazu besteht kein Grund“, erläuterte Stephanie geduldig und setzte sich auf einen weiteren Hocker, bevor sie das Ultraschallgerät einschaltete. „Alle Tests lieferten bislang sehr erfreuliche Resultate.“
„Wie sieht es mit der Rhesus-Verträglichkeit aus?“
„Ich bin keine Anfängerin, Grant. Mit den Blutgruppen der beiden ist alles in Ordnung.“
Zwar bezweifelte er nicht, dass sie einen guten Job machte, dennoch fiel es ihm schwer, Claires Schwangerschaft sozusagen nicht aus erster Hand zu erfahren. „Und ihre
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