Unverhofft verliebt
unterschiedliche Meinung zum Berufsstand des Arztes als ich. Wir haben uns darüber mehr als einmal gestritten. Ich weiß, dass ich es ihm nicht rechtmachen konnte, und wollte mit ihm darüber nicht mehr diskutieren.“
„Bist du deshalb aus Boston weggezogen?“
Ihr ehrliches Interesse hätte ihn erfreut, wenn ihm das Thema nicht so unangenehm gewesen wäre. „Unter anderem. Stephanie hat mir eine Teilhaberschaft angeboten, also zog ich nach New York.“
Sie wirkte erleichtert. „Das heißt, dass es nicht an mir liegt, oder?“
„Nein“, mit ernster Miene schüttelte er den Kopf.
Zwar verloren ihre Schultern an Anspannung, dennoch wirkte sie immer noch verzagt. „Ich hatte Angst, dass du ... du ...“
„Dass ich was?“
Claire stieß ein heiseres Flüstern aus. „Ich hatte Angst, dass ich in deinen Augen nicht gut genug als Mutter deines Kindes sein könnte.“
Grant war entgeistert. „Wie kommst du denn darauf?“
Ungelenk legte sie den Kopf etwas zur Seite. „Du hast Harvard und die Mayflower erwähnt. Dein Vater ist Gefäßchirurg, während mein Dad aus einer irischen Arbeiterfamilie stammte und Musiker war.“
„Gott, Claire“, seine Augen forschten in ihren. „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert und haben einen afroamerikanischen Präsidenten. Wie kommst du auf solche Gedanken?“
Als sie nach Worten suchte, bemerkte Grant, dass die coole und durchsetzungsfähige Claire verschwunden war. Sie wirkte eher wie eine verschüchterte Frau, die Angst davor hatte, sich lächerlich zu machen. Um sie zu beruhigen, streichelte er ihre schmalen Schultern.
„Mein Ex-Freund hat mir gesagt, dass meine Familie nicht gut genug wäre ... dass ich nicht gut genug für ihn wäre.“
„Haben wir nicht schon einmal darüber geredet, dass er ein Arschloch gewesen sein muss, wenn er so einen Unsinn von sich gibt?“
Mit bebender Stimme erwiderte sie: „Ja, aber dennoch hat es wehgetan.“
„Claire“, er presste einen Kuss auf ihre Stirn und zog sie an sich. „Lass dich nicht so klein machen. Deine Mom ist eine tolle Frau ...“
„Natürlich ist sie das“, schniefte sie. „Aber wenn man ein vierzehnjähriger Teenager ist, der gebrauchte Kleidung aus der Kleiderkammer der Kirche trägt und deswegen in der Schule gemobbt wird, ist das trotzdem ein beschissenes Gefühl.“
Da konnte Grant nicht mitreden, aber er konnte sich vorstellen, wie erniedrigend die Schulzeit für Claire gewesen sein musste.
„Dabei vergisst du etwas“, murmelte er. „Du bist nicht mehr auf der Highschool und arbeitest mittlerweile als Architektin in New York. Wenn du es nicht geschafft hast, wer denn dann?“
Das Zucken ihrer Mundwinkel verriet sie.
„Außerdem würde jede Kleiderkammer angesichts deines Kleiderschrankes vor Neid erblassen.“
„Grant.“
„Nein, ehrlich“, grinsend lehnte er sich wieder zurück und sah in ihr Gesicht. „Was denkst du, weshalb Sabrina immer noch in deiner Wohnung herumlungert?“
Seufzend fuhr sie sich durch ihr Haar und schien glücklicherweise alle Gedanken um die Mayflower oder rudernde Harvard-Futzis vergessen zu haben.
„Erinnere mich nicht daran.“
„Sollen Geschwister nicht teilen?“
„Vermutlich werde ich sowieso nie wieder in meine Kleider passen“, sie wand sich aus seiner Umarmung und stellte sich seitlich zu ihm, um demonstrativ über ihren wachsenden Bauch zu streichen. Neugierig richtete sie ihre Augen auf ihn. „Ich habe schon fünf Kilo zugenommen.“
Da sie darüber nicht im Mindesten traurig zu sein schien, verschränkte er lachend die Arme vor der Brust. „Es sieht so aus, als bräuchtest du eine neue Garderobe.“
Grant redete sich ein, dass es rein medizinisches Interesse an ihrem körperlichen Befinden war, das ihn ihre Beine betrachten ließ. Seine Augen wanderten über ihre nackten Beine, den luftigen Sommerrock und das geringelte Shirt bis zu ihrem schönen Gesicht, das sich fragend verzog.
„Schaust du etwa auf meine Beine?“
„Unter anderem“, er nickte. „Gut, dass wir keine Tochter bekommen.“
„Was?“ Überrascht hustete sie auf . „Wie meinst du das denn?“
„Vergiss es“, er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und runzelte die Stirn, da Claire wissend eine Augenbraue hochzog. „Ich hole eine Verkäuferin wegen der Kindermöbel.“
„Mach das.“
Claire war noch nie in Grants Wohnung gewesen.
Neugierig sah sie sich um und entdeckte als Erstes einen wunderschönen Steinway, der
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