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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Dekeyser
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Ann-Kathrin und ich spazierten auf den Weihnachtsmarkt, um Glühwein zu trinken. Auf dem Rückweg bat ich die anderen, schon vorzugehen, denn ich hatte etwas entdeckt: eine weiße Stretchlimousine, wie aus einer alten Folge der TV-Serie Dallas . Ich bat den Fahrer, anderthalb Stunden später mit einigen Flaschen Champagner und feinen Zigarren zurückzukehren und drückte ihm gerade einige Scheine in die Hand, als ich die Manager der Private-Equity-Firma auf dem Bürgersteig entdeckte. Ich sprang in den Fond, duckte mich und zog schnell die Tür zu. Der Fahrer der Limousine lachte, weil er die Szene komisch fand, und ich lachte auch. Die Manager hatten mich durch die abgedunkelten Scheiben nicht gesehen. Wenig später saßen wir in der Stille eines Konferenzraums. Das Vertragswerk war verlesen, die Unterschriften hatten wir aufs Papier gesetzt, doch abgeschlossen war der Verkauf erst, sobald das Geld auf meinem Konto eintraf. Man hörte durch die Scheiben, wie der Verkehr unten auf der Straße rauschte. Eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen, doch alle waren angespannt. Bis ein Telefon klingelte.
    »The money has arrived«, verkündete ein Notar, es klang feierlich, wie eine Proklamation.
    Wir bemühten uns, die Contenance zu bewahren, zumindest solange die Manager der Private-Equity-Firma in Hörweite waren. Wir verabschiedeten uns, gingen aus dem Konferenzraum, stürmten die Treppe hinunter  – und dann folgten Freudengeschrei, Tränen, Juchzer, Korkenknallen, qualmende Zigarren und eine rauschende Feier. In der Stretchlimousine rollten wir durch die Hamburger Nacht, von Bar zu Bar, wie Rockstars nach dem Konzert ihres Lebens. Allen, die mit ihrer Kreativität und ihrer Hartnäckigkeit den Erfolg von Dedon mitbestimmt hatten, schenkte ich ein Vermögen, verbunden mit einem tief empfundenen Dank. Ich fühlte mich frei. Ich fühlte, dass ein Teil der Verantwortung von mir abfiel. »Ich muss nicht mehr für alle kämpfen«, schoss mir durch den Kopf, ein Gedanke, den die anderen vielleicht abwegig finden, der mich aber lange beschäftigt hatte. Wir fuhren gar nicht mehr heim, sondern gleich zum Flughafen. Auf den Philippinen warteten eine Weihnachtsfeier in unserer Manufaktur  – und im Dorf auf dem Müll, organisiert von Pater Heinz, extremer hätten diese Tage nicht sein können. Nach vier Tagen waren wir zurück in Lüneburg, für die Weihnachtsfeier der Zentrale. Als ich dann mit meiner Familie nach Genf fuhr und wir umzogen, quittierte mein Körper den Dienst. Ich bekam eine schwere Grippe und verbrachte die nächste Woche im Bett. Erschöpft, aber unglaublich glücklich. Das nächste Kapitel konnte beginnen.

Neun
    RETTUNG IM
BADEMANTEL
     
     
     
     
    I ch bin ein Belgier mit deutschem Pass und österreichischen Wurzeln, der die Berge liebt. Nun konnte ich mir das Leben in der Schweiz leisten, aber verstehen Sie das nicht falsch: Dass wir in die Schweiz zogen, lag allein daran, dass mir Genf, die Internationalität der Stadt und der See so gut gefielen. Ich mag die Schweiz, die Natur, die zurückhaltende Art der Menschen. Ich lege Wert darauf, dass wir sämtliche Steuern in Deutschland bezahlt haben und noch immer zahlen, weil ich der Überzeugung bin, dass sich das so gehört. Wir wollen den Hauptsitz der Firma nicht aus Lüneburg verlegen, auch wenn uns das Geld sparen würde. Unsere Kinder gingen hier zur Schule, wir lebten hier, also bezahlten wir hier Steuern. Dass mir das Steuersystem, das niemand mehr verstehen kann, nicht gefällt, ist eine andere Geschichte. Ich genoss das Leben am See, kaufte mir ein Motorboot, fuhr jeden Morgen mit dem Stand Up Paddle hinaus, ging erfolglos angeln oder schipperte auf einen Kaffee nach Genf. Wir liefen Ski, auf Schnee und auf dem Wasser, wir wanderten und kletterten, kehrten ein in eines der Restaurants im Dorf Hermance, ein gemütliches, pittoreskes Ensemble alter Häuser, wie die Kulisse eines Märchenfilms. Ich genoss jeden Tag und jede Stunde. Die Kinder mochten den Ort, und Marie, die Jüngste, sprach schon bald darauf passables Französisch. Für Onkel Seppi und Tante Resi  – das »Rudel« musste schließlich zusammenbleiben  – fanden wir ein Haus unweit unseres eigenen Grundstücks. Ich hatte meine Heimat gefunden. Ich fühlte, dass wir angekommen waren. Das Leben konnte nicht besser sein und zum ersten Mal überhaupt fühlte ich mich irgendwo zu Hause. Allein manche Finanzberater nervten, die nichts unversucht ließen, mir irgendwelche

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