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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Dekeyser
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einen Weg aufzeigen, wieder in die Schule zu gehen und eine Ausbildung anzufangen. In Malawi, einem der ärmsten Länder Afrikas, hat Stipendiatin Rosebill mit unserer Unterstützung eine Werkstatt für Bambusmöbel eröffnet, die qualitativ so hochwertig sind, dass sie sich auch für den Export eignen. Sie bildet junge Frauen zu Flechterinnen aus und will mit einem Teil der Gewinne Stipendien für junge Menschen in Malawi vergeben. Dies sind nur drei Beispiele für Initiativen, die unsere Fellows anschoben; vielleicht wird eines Tages jemand unter den Fellows sein, der für das Leben vieler tausend einen Unterschied macht. Wir wünschen uns, dass die Foundation eine Plattform für erfahrene Persönlichkeiten wird, ihre Lebensklugheit zu teilen, und für junge Menschen, Inspiration zu erfahren. Ich sehe meine Lebensaufgabe darin, jungen Menschen Mut zu machen.
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    Mein eigener Alltag nahe am Idealzustand währte allerdings nur wenige Monate. Die große Finanz- und Wirtschaftskrise, die von gierigen Bankern und Anlegern losgetreten wurde, traf unsere Firma hart. Wo spart man zuerst, wenn das Geld knapp wird? An Dingen, die man nicht unbedingt zum Leben braucht, und exklusive Möbel stehen ganz weit oben auf dieser Liste. Die Umsatzprognosen, die errechnet worden waren und zum Zeitpunkt des Verkaufs höchst realistisch erschienen, wirkten absurd. Anstatt dass der Umsatz um zwanzig Prozent stieg, sank er um dreißig Prozent. Aus Unruhe wurde Sorge und aus Sorge wurde Panik. Mir wurde bewusst, dass Dedon ein Opfer des Systems zu werden drohte: Um die Kaufsumme für mich zu finanzieren, hatte unser bisher schuldenfreies Unternehmen Schulden aufgenommen. Wäre alles so weitergelaufen, wie es die Experten vorausgesagt hatten, hätte es keine Probleme gegeben, diese Verbindlichkeiten zu bedienen. So aber wurde es immer schwieriger, die Zinsen zu bezahlen, geschweige denn die Schulden zu tilgen. Ein Teufelskreis kam in Bewegung. Das System funktionierte nur, solange die Sonne schien. Einen Sonnenschirm aber so einzusetzen, dass er auch in einem Regenguss Schutz bot, verstanden die Manager nicht. Ich hielt noch die Mehrheit an Dedon, nahm an den Treffen des Managements in Barcelona und London teil und brachte mich weiterhin ein, mit Ideen und Vorschlägen, aber etwas lief anders. Ich merkte, dass meine Ratschläge in den Besprechungen des Managements kein Gehör mehr fanden, und das frustrierte mich. Wie immer, wenn etwas schlecht läuft, wollte ich angreifen. Ich wollte investieren. Eine Krise kann eine Chance sein, und ich fand, dass wir die allgemeine Depression nutzen konnten, um das positive Image der Firma zu stärken, mit Optimismus und Mut und Risikobereitschaft. Angst darf einen niemals lähmen, und dass die ganze Welt in eine Starre verfallen war, bot Gelegenheit für jene, die wendig und flexibel sind. Die Strategie der Investoren aber war eine andere, sie war konservativ und lief genau nach jenen Mustern, nach denen Manager eben in Krisenzeiten reagieren: Kürzungen, Stellenabbau, der Rotstift, dick aufgedrückt. Sie durften nicht anders, sie konnten nicht, hörte ich in den Gesprächen. Mir behagte das überhaupt nicht, doch in den Diskussionen konnte ich noch etwas heraushören, auch wenn es niemand aussprach: Geh zurück an den Schweizer See. Ich fühlte mich wie eine »lame duck«, wie eine »lahme Ente«, so nennen Amerikaner einen Präsidenten, der kurz vor Ablauf seiner Amtszeit keine echte Entscheidungsbefugnis mehr hat. Was mich beschäftigte: Die Unternehmenskultur war gefährdet. Es mag ja sein, dass man in Krisenzeiten seinem Hausmeister kein firmeneigenes Biotop mehr spendiert, aber ich glaube dennoch daran, dass man Leichtigkeit vorleben muss. Dedon erzählte keine Abenteuer mehr, wir hatten das Außergewöhnliche verloren, den Mut, anders zu sein, wir boten nicht länger Projektionsflächen. Was kauft man denn wirklich? Das Design eines Stuhls? Die Qualität des Materials? Gewiss, das sind Argumente, aber es entscheidet auch die Story hinter dem Produkt, das Image, ein Lebensgefühl, eine Lebendigkeit, der Wunsch, dabei zu sein. Wenn Sanierer und Sparer am Werk sind, kann man den Abenteueraspekt vergessen. Wie sollte es möglich sein, Lebensfreude zu verkörpern, wenn gleichzeitig in der Produktentwicklung, beim Marketing und vor allem beim Personal, also in den Herzkammern und am Rückgrat der Firma, gespart wird? Diese Veränderungen gingen in einem atemberaubenden Tempo über die Bühne. Nicht

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