Unwiderstehlich sinnlich
Falsches gesagt oder getan?“
Sie befürchtete schon, ihn beleidigt zu haben. „Nein, nein, absolut nicht“, versicherte sie. „Sie können nichts dafür, dass Sie mein Chef sind, aber es ist nun mal so. Sie zahlen mein Gehalt und entscheiden über meine Beförderung. Das kann ich nicht einfach so vergessen.“
Ryder neigte sich über das Tischchen zu ihr. „Versuchen Sie es heute Abend doch einfach mal, und sehen Sie mich nur als Mann.“
Dass er ein Mann war, daran hätte er Macy nicht zu erinnern brauchen. Er war sogar ein Mann, der ihr gefährlich werden konnte. Das hatte ihr weiblicher Instinkt ihr längst signalisiert. Dennoch blieb er in ihren Augen in erster Linie ihr Chef. „Ich fürchte, das kann ich nicht. Sie sind und bleiben mein Chef.“
Wieder einmal hob er die rechte Augenbraue. „Dann lassen Sie uns den Gedanken nicht mehr verdrängen, sondern darauf aufbauen, Macy. Wie finden Sie das?“ Als er sie jetzt ansah, glänzten seine dunklen Augen warm, und aus seinem Gesicht war jede Härte verschwunden.
Am liebsten hätte Macy seine Wangen oder sein markantes Kinn gestreichelt. Niemals zuvor hatte ein Mann sie so sehr beeindruckt. Ihr Gefühl sagte Ja zu ihm, aber ihr Verstand riet ihr zu Distanz. „Nein, ich fürchte, das klappt auch nicht.“
„Okay, wenn es Ihnen schwerfällt, von sich zu reden, was halten Sie davon, wenn ich Ihnen etwas über mich erzähle?“
Jetzt wusste Macy erst recht nicht mehr, wie sie sich verhalten sollte, denn eigentlich hatte sie gehen wollen. Unschlüssig rutschte sie auf ihrem Stuhl herum.
Ryder deutete ihr Schweigen offensichtlich als Zustimmung. Nachdem er einen Schluck Martini getrunken hatte, begann er von sich zu berichten: „Vermutlich wissen Sie, dass ich in Rhode Island geboren wurde und dort auch aufgewachsen bin, bis wir nach New York City zogen.“
Macy nickte und setzte sich wieder bequem hin. Sie wusste um das offene Geheimnis, dass er zwei Halbbrüder hatte. Ob er es erwähnen wird? fragte sie sich im Stillen. Es passte eigentlich nicht zu ihm.
„Obwohl meine Eltern verheiratet waren, war mein Vater meistens nicht da, sodass meine Mutter mich praktisch allein großzog“, fuhr er fort.
Bei diesen Worten glaubte Macy, einen Schatten über Ryders Gesicht huschen zu sehen. Aber das geschah in Sekundenbruchteilen, und später war sie sich nicht mehr sicher, ob sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte. Mitfühlend lächelte sie ihn an. „Das ist Ihrer Mutter gut gelungen.“
Ryder zog die Mundwinkel hoch, als wollte er sich bei Macy bedanken, und trank danach schnell einen Schluck Martini. „Mein Vater hatte nämlich noch eine zweite Familie, eine Geliebte mit zwei Söhnen. Richtig kennengelernt habe ich die beiden erst auf der Beerdigung meines Vaters.“
Zunächst machte Ryders Offenheit Macy sprachlos. „Irgend so was stand in der Zeitung“, sagte sie dann leise. „Es tut mir sehr leid.“
Er nickte nur, trank den Rest seines Drinks aus und schob das Glas zur Seite. „Sein Tod kam ganz unerwartet für mich. Aber wir hatten auch keine besonders enge Beziehung.“
„Ein Schock war es sicher dennoch.“ Jetzt musste Macy wieder an den schlimmsten Augenblick in ihrem eigenen Leben denken, und wie immer tat die Erinnerung sehr weh. Erst als sie sich etwas gefasst hatte, konnte sie weiterreden. „Meine Mutter kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, als ich dreizehn war.“
„Das ist ja furchtbar! Wie kommt ein junges Mädchen darüber hinweg?“, fragte Ryder betroffen. „Sie müssen vollkommen verzweifelt gewesen sein.“
Er hatte recht. Damals hatte Macy selbst auch sterben wollen. Noch immer hatte sie jedes Mal das Gefühl, in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen, wenn sie an den Tod ihrer Mutter dachte.
Für einen Moment schloss sie die Augen, um sich von der schmerzlichen Erinnerung loszureißen. Dann schaute sie Ryder wieder an und nickte. „Ich war tatsächlich völlig am Ende, meine Welt war aus den Fugen geraten. Mein Vater und meine Schwester standen zusammen und konnten sich gegenseitig trösten. Aber ich … musste allein damit fertig werden.“
Nach kurzem Schweigen wechselte sie das Thema. „Wären Sie gern mit Geschwistern aufgewachsen?“
„Ich glaube schon. Zumindest habe ich es mir als kleiner Junge oft gewünscht“, gab Ryder zögernd zu. „Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ich ein guter Bruder gewesen wäre.“
Macy fand seine Ehrlichkeit sehr liebenswert und widersprach heftig:
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