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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ihm die Flucht geglückt, wenn nicht Marsden dort gestanden und ihn abgefangen hätte. »Senk deinen Schild«, sagte ich in einem möglichst beruhigenden Ton und winkte Billy zu ihm. »Nur ein paar Sekunden, dann ist alles vorbei.«
    »Genau das befürchte ich«, brummte Pritkin und sah sich um. In seiner Stimme hörte ich ein leichtes Zittern, das sie immer dann bekam, wenn ihn etwas zutiefst beunruhigte und er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. In mir weckte es immer den Wunsch, mich zu ducken, denn normalerweise bedeutete es, dass jemand auf uns schoss. Nervös sah ich mich um, aber es war niemand da, der eine Waffe auf uns richtete.
    Marsden gab Pritkin einen Stoß gegen die Schulter. »Du bist ein Kriegsmagier, Mann! Reiß dich zusammen!« Und das machte er tatsächlich, nach einigen weiteren Sekunden. Billy trat in ihn hinein, und ich atmete erleichtert auf. Vielleicht konnten wir das doch noch glatt über die Bühne bringen. Dann begann Pritkin zu zucken.
    »John!« Marsden streckte die Hände nach ihm aus, aber Pritkin wich von ihm fort und zappelte, als stünde er unter Strom. Eine Faust traf das Treppengeländer, die andere stieß das Telefon von der Wand. Dann gelang es Marsden, ihn an den Schultern zu packen.
    »Immer mit der Ruhe! Du steckst in meinem Körper«, erinnerte ich Pritkin, aber er schien mich nicht zu hören. Die Augen starrten ins Leere, und seine Finger bohrten sich Marsden so fest in die Arme, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Ich hatte ihn nie so außer Kontrolle gesehen. Normalerweise wurde Pritkin mit Dingen spielend fertig, bei denen andere völlig ausflippten. »Billy – beeil dich!«
    »Ich kriege es nicht hin, wenn er gegen mich kämpft!«, sagte Billy und steckte den Kopf aus Pritkins Brust.
    »Er wehrt sich gegen die Übernahme«, teilte ich Marsden mit. »Hör mir zu, John!« Marsden schüttelte ihn. »Du musst loslassen!«
    Pritkin antwortete nicht und zitterte wie besessen von etwas, das viel schrecklicher war als ein ehemaliger Falschspieler. Und offenbar setzte er sich nicht nur körperlich zur Wehr. Immer wieder wurden Teile von Billy sichtbar, manchmal an ungewöhnlichen Stellen: Ein Fuß kam aus dem Oberschenkel, ein Arm ragte aus der Brust, und Billys Gesicht schaute aus der Schulter.
    »Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen«, schnaufte Billy. »Ich verliere ihn!«
    »Ich kann seinen Körper erst verlassen, wenn er frei ist«, erinnerte ich ihn.
    »Wenn du ihn nicht verlässt, kommt er gar nicht frei. Lenk ihn lange genug ab, damit ich Gelegenheit habe, ihn hinaus zustoßen. Anschließend kannst du ihn in seinen Körper zurücklenken.«
    Der Vorschlag gefiel mir nicht, aber ich hatte keine bessere Idee. Und wenn wir es jetzt nicht hinter uns brachten… Ich hatte so das Gefühl, dass es ziemlich lange dauern würde, bis wir Pritkin zu einem weiteren Versuch überreden konnten. »Wir ändern den Plan«, sagte ich zu Marsden. »Ich muss Billy helfen.«
    »Sie haben doch gesagt, ohne eine Seele würde Johns Körper sterben.«
    »Nicht innerhalb weniger Sekunden. Und ich kehre zurück, wenn es länger dauert.« Ich legte mich auf den Boden, damit Pritkins Körper nicht zusammenbrach, wenn ich ihn verließ. »Fertig?«, fragte ich Billy.
    »Fertig!«, rief er und versuchte, nicht abgeworfen zu werden.
    Mein geliehener Kopf fiel nach hinten auf den Boden. Ich konzentrierte mich, und nach einem Moment schwebte mein Geist nach oben, und das Gesicht des Körpers unter mir erschlaffte. Während des letzten Monats hatte ich in dieser Hinsicht einiges dazugelernt, was bedeutete, dass ich nicht mehr wie ein verrückt gewordener Komet hin und her sauste. Es hätte also eigentlich ganz einfach sein sollen, zu Pritkin zu fliegen – wenn er Marsden nicht das Knie zwischen die Beine gerammt hätte und erneut zur Treppe gelaufen wäre. Verdammt!
    Ich folgte ihm und erreichte Pritkin, als er den Fuß auf die erste Stufe setzte. Doch ihn zu erreichen und in ihn zu gelangen, das waren zwei völlig verschiedene Dinge. Mein Körperschild war wieder aktiv, und zwar auf einem Niveau, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass er es erreichen konnte. Ich schirmte mich nicht mit Feuer ab, sondern mit Wasser, doch jetzt war es Pritkins Geist, der die mentale Barriere projizierte – ich platschte in einen Ozean endloser langsam rollender Wellen.
    Ich tauchte auf, prustete und schnappte nach Luft, aber Billy war nirgends zu sehen. Und ich wusste nicht, wie ich durch eine so

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