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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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die Chaco-Canyon-Linie wie eine Nebenstraße – ich konnte auf beiden Seiten nicht einmal das Ende sehen. Dafür bemerkte ich dunkle Gestalten hinter uns, wie kleine Wolken vor der Sonne.
    »Ich glaube, ich sollte es besser mit einem Sprung versuchen«, sagte ich und versuchte, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen.
    »Keine Sorge!«, erwiderte Marsden und gab Vollgas. »Mit diesem Wagen habe ich drei Titel gewonnen!«
    »Jonas war früher Rennfahrer«, erklärte Pritkin. »Sie sind Rennen in Ley-Linien gefahren?«
    »Früher. Hab’s vor einigen Jahren aufgegeben.«
    »Man hat dich dazu gedrängt, es aufzugeben« , sagte Pritkin.
    »Warum?«, fragte ich beunruhigt. »Neid«, behauptete Marsden und klopfte aufs Armaturenbrett. »Einfach nur Neid.«
    »Weil es selbst mit jugendlichen Reflexen verdammt gefährlich ist«, sagte Pritkin. »Niemand wollte dich explodieren sehen.«
    »Explodieren?«, entfuhr es mir.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, versicherte mir Marsden. »Wir sind abgeschirmt.«
    Plötzlich bemerkte ich den matten goldenen Schild, der den Wagen umgab und wie eine in die Länge gezogene Seifenblase aussah – und auch ebenso stabil wirkte. Ich hatte so etwas schon einmal gesehen, einen Schutzzauber, der es Fahrzeugen gestattete, Passagiere in den Ley-Linien zu befördern. Der Anblick sorgte dafür, dass ich mich etwas besser fühlte, etwa zehn Sekunden lang. Bis ein Energiestrahl über uns hinweg zischte – er stammte von den Magiern hinter uns, die den wesentlich stärkeren Schild des Hauses durchbrochen hatten.
    Pritkin streckte sich auf dem Kofferraum aus und feuerte einen Zauber auf die Verfolger. »Weißt du noch, was beim letzten Mal geschah, als jemand so etwas machte?«, rief ich und hielt ihn am Hosenbund fest.
    »Die Belinus-Linie ist absolut stabil!«, gab Pritkin zurück, und fast im gleichen Augenblick geriet der Wagen in eine Turbulenz. Wenn ich mich nicht festgehalten hätte, wäre Pritkin mit mir zusammen vom Wagen gefallen. Wir wurden angehoben und fielen zurück, während Orion heulte und Marsden wie der Irre lachte, der er zweifellos war.
    Etwas klatschte gegen unseren Schild, und der Wagen schlingerte so sehr, dass bei mir nicht viel zu einem Schleudertrauma fehlte. »Marsden!«, schrie ich. »Sie holen zu uns auf?«
    »Nicht mehr lange!« Er riss das Steuer nach rechts und wart mich damit halb aus dem Wagen. Pritkin packte mich und wich mit einem Ruck zurück, der es mir gestattete, meinen Platz auf dem Beifahrersitz zu behaupten. In einem Schauer aus silberweißem Feuer verließen wir die Ley-Linie – und erschienen in leerer Luft.
    Erst nach ein oder zwei Sekunden begriff ich, was geschehen war, denn schneidende Kälte traf mich wie ein Fausthieb und presste mir die Luft aus den Lungen. Ich hatte das Gefühl, plötzlich von Eis umschlossen zu sein. Nichts geschah, als ich mich zu bewegen versuchte. Vielleicht hätte ich mir Sorgen darüber machen sollen, dass ich meine Beine nicht mehr spürte, aber der Umstand, dass ich nicht mehr atmen konnte, lenkte mich davon ab.
    Die meisten meiner Sinne nützten mir nichts mehr. Völlige Stille herrschte, und wenn es Wind gab, dann merkte ich nichts davon. Ich blickte mich um, aber es gab nicht viel zu sehen. Die einzigen Wolken waren kilometerweit unter uns, und über uns erstreckte sich ein strahlend blauer Himmel.
    Es war der Blick von einem Flugzeug – allerdings saßen wir in keinem. Wir befanden uns auch nicht im Innern einer Schutzblase, denn die funktionierte nur innerhalb einer Lev-Linie. Wir saßen Tausende von Metern über dem Boden in einem Wagen, der in einer solchen Höhe überhaupt nichts verloren hatte. Ich starrte zur Erde hinab, die sich lächerlich weit unter uns befand, und ich bekam nicht genug Luft für einen Schrei in die Lunge.
    Und dann wurde ich in den Sitz gedrückt, als Marsden mit einem Sturzflug begann. Plötzlicher Fahrtwind fauchte mir in die Augen, und ich konnte nichts sehen, nicht atmen und nicht denken – ich war ganz Entsetzen. Wir sterben, fuhr es mir durch den Sinn. Das können wir unmöglich überleben.
    Und dann erreichten wir eine weitere Ley-Linie.
    Sie war klein, gerade groß genug für den Wagen – nur wenige Zentimeter trennten ihre Ränder vom schützenden Schild, der uns erneut umgab. In den wenigen Sekunden draußen hatte sich Raureif auf meinen Brauen gebildet, meine Haut hatte einen bläulichen Ton bekommen, und ich war ziemlich sicher, dass eine dünne Eiskruste auf

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