Unwiderstehlich untot
über die Brust, kniffen eine Brustwarze und – o Gott.
Ich spürte einen Windhauch, wie ein lebendes Etwas, das meine Haut streifte. Es glitt um mich herum, kühl, aber nicht beruhigend, nein, ganz und gar nicht beruhigend. Ich schauderte, und der Windhauch schauderte mit mir. Ein gezackter Striemen in Pritkins Arm verblasste und verschwand dann ganz in der goldbraunen Haut des Bizeps. Ich blinzelte, und als ich erneut hinsah, war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Die Wunde schien nie existiert zu haben.
Ich war benommen und sehr verwirrt, als wir uns voneinander lösten. Pritkin hob den Kopf, und seine Augen glänzten fiebrig. Eine Aura kaum gezügelter Gewalt umgab ihn, fühlte sich sehr seltsam und gleichzeitig sonderbar vertraut an.
Ich schrie und wollte zurückweichen, aber er hielt mich fest. »Nein! Ich bin’s, nur ich! Rosier ist nicht hier!«
Mein eigenes Gesicht erschien vor mir, und die großen Augen enthielten ehrliches Gefühl: Sorge, Schmerz und eine gehörige Portion Selbstekel. Ich hörte auf zu zappeln, davon überzeugt, dass sich Rosier in seinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal vor sich selbst geekelt hatte.
»Aber ich habe gespürt…«
»Ich bin verletzt«, sagte Pritkin und errötete leicht. »Es ist… eine automatische Reaktion. Ich tue dir nichts.«
»Eine automatische Reaktion?«, wiederholte ich. Er nahm sich keine Zeit für eine Erklärung, zog sich am Küchentresen hoch und kam auf die Beine.
»Was hast du vor?«, fragte ich. »Wir müssen weg von hier«, sagte er, als das Haus einen weiteren Treffer einsteckte.
»Du kannst kaum stehen, geschweige denn kämpfen!«
»Es ist alles in Ordnung mit mir«, behauptete er starrsinnig. »Nicht nachdem du ganz allein ein halbes Dutzend Dämonen angegriffen hast! Meine Güte, was hast du dir nur dabei gedacht? Ohne Waffen, ohne einen Schild, ohne alles!«
»Sie hätten dich getötet.«
»Und was hätten sie mir dir gemacht?«, hielt ich ihm entgegen.
Pritkin schwieg, und ich fuhr fort: »Oder steckte dieser Gedanke dahinter? Während die Geschöpfe dich in Fetzen rissen, sollte ich Zeit haben, ihnen zu entkommen?«
»Es war das einzig vernünftige Vorgehen.«
Der sachliche Ton, in dem Pritkin diese Worte sprach, ging mir gehörig gegen den Strich. »Du redest von Vernunft? Die ganze Sache war meine Idee. Wenn sie jemand mit dem Leben bezahlen sollte, hätte ich das sein müssen!«
»Dein Plan hätte funktioniert, wenn du mit jemand anders zusammen gewesen wärst.«
»Was soll das heißen? Diese Kreaturen…«
»Normalerweise können sie keine Lebenden angreifen. Vor langer Zeit beschlossen die Dämonenlords, die Erde – ihre Jagdgründe – nicht durch Ausplünderung zu ruinieren. Jede Spezies musste sich mit einer Art von Energie begnügen. Was die Rakshasa betrifft: Ihnen steht nur das zur Verfügung, was nach dem Tod übrig bleibt. Aber dein Körper lebte noch; eigentlich hätten sie dich nicht angreifen dürfen.«
»Auch dein Körper lebte. Und es schien überhaupt keine Rolle gespielt zu haben!«
»Rosier hat die Versammlung der Dämonenlords in meinem Fall um eine Sondergenehmigung ersucht.« In Pritkins Augen zeigte sich ein sonderbares Licht, nicht von Kummer, Schmerz oder Bedauern, sondern von einer schrecklichen Kombination dieser drei Empfindungen. Es wies auf eine Leere hin, die mich erschauern ließ. »Aber sie scheint auf dich erweitert worden zu sein.«
»Ich verstehe nicht.«
Pritkin holte tief Luft. »Ich habe den dämonischen Teil meines Wesens nie erforscht. Genau das wünscht sich Rosier, und deshalb hat er sein abscheuliches Experiment durchgeführt. Indem er Feen- und Menschenblut mit seinem eigenen vereinte, hoffte er auf einen Dämon, der nicht den Einschränkungen seiner Spezies unterlag. Meine Weigerung, der eigenen Abstammung auf den Grund zu gehen, bringt ihn um das Ergebnis seiner Bemühungen.«
»Aber du verleugnest auch dich selbst. Fragst du dich nie, was du sonst noch kannst? Welche Fähigkeiten du vielleicht geerbt hast?«
»Deshalb mache ich mir dauernd Sorgen.«
»Deine andere Seite hat dir Unsterblichkeit gegeben, nicht wahr? Also kann sie nicht schlecht…«
»Ich bin nicht unsterblich, und mein längeres Leben geht auf den Feenhintergrund meiner Mutter zurück«, sagte Pritkin scharf. »Von meinem Vater kam nichts Positives! Wie er eben bewiesen hat. Ich habe seine Pläne durchkreuzt, und du hast ihn gedemütigt – er will sich rächen.«
»Aber Rakshasa können mir nichts
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