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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Kloß hinunterzuschlucken, der sich in meiner Kehle gebildet hatte. Ich dachte, dass ich mich vielleicht doch noch übergeben musste, und dann fragte ich mich, was die Konsulin davon gehalten hätte, ob sie beleidigt gewesen wäre, wenn alle ihre hundert Teile zurückkehrten…
    Der Kloß kehrte zurück, und ich würgte ihn erneut hinunter.
    »Es kann ein bisschen… beunruhigend sein, wenn man es das erste Mal sieht«, sagte Marlowe und sah mich an. »Ich war ebenfalls ziemlich… verblüfft, wenn ich mich recht entsinne.«
    Verblüfft. Ja. So konnte man es auch nennen.
    Wir saßen dort auf der Treppe, während kostbare Sekunden verstrichen. Und dann kehrte die Konsulin zurück. Dutzende von staubigen, schuppigen Körpern krochen durch winzige Öffnungen in dem Felssturz und fielen in die Pfütze aus Schleim und Blut. Ich blinzelte, und die Konsulin war wieder die Konsulin. Sie wankte zur gegenüberliegenden Wand, blieb dort stehen und zitterte ein wenig – sie wirkte erstaunlich mitgenommen. Marlowe trat sofort zu ihr, aber sie winkte ihn fort.
    »Der Flur ist auf einer Strecke von zweiunddreißigeinhalb Metern blockiert«, wandte sie sich an mich und klang vollkommen gefasst. »Bis fast zu den Zellen. Nur deren Schutzzauber halten diese Etage intakt, und ihre Kraft lässt immer mehr nach.« Die Konsulin sah Marlowe an. »Sie werden die Pythia begleiten.«
    Ich schüttelte den Kopf »Je mehr Personen ich mitnehme, desto schneller werde ich müde.« Ich war bereits ziemlich erledigt.
    »Und je verzweifelter die Leute werden, desto weniger klar denken sie«, sagte Marlowe. »Die Zellen zählen zu den sichersten unter der Kontrolle des Kreises. Dort sind die gefährlichsten Verbrecher untergebracht. Sie sollten nicht allein dorthin.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich irgendwohin sollte oder konnte. Der Gedanke, zu einem Ort zu springen, den ich noch nie gesehen hatte, behagte mir ganz und gar nicht, und außerdem fiel es mir nicht leicht, eine klare Vorstellung von zweiunddreißigeinhalb Metern zu gewinnen. Ich wies Marlowe darauf hin.
    Er seufzte. »Fügen Sie noch einen Meter hinzu, zur Sicherheit«
    Ja. Als ob es bei dieser Sache überhaupt Sicherheit geben konnte. Aber wenn wir es nicht versuchten, mussten wir uns geschlagen geben und nach Hause gehen, ohne jemanden gerettet zu haben. Und die Zeit wurde knapp.
    Der Boden bebte erneut, länger und heftiger als zuvor, und ich sank auf die Knie. Die Vibrationen gingen mir durch Mark und Bein und stellten seltsame Dinge mit meinem Gleichgewichtssinn an, obwohl ich gar nicht mehr stand. Und dann bildete sich ein Riss direkt vor uns und zeigte geschichtetes Gestein; Sand floss wie Wasser über die Kante.
    Marlowe riss mich zurück, als sich der Boden unter uns komplett auflöste. Vampire flogen nicht, aber er bewegte sich so schnell, dass es sich fast so anfühlte. Von einem Augenblick zum anderen waren wir weiter unten bei der Treppenkurve und husteten in der aufgewirbelten Staubwolke.
    »Spring jetzt!«, befahl die Konsulin. Sie stand plötzlich neben mir, ohne dass ich eine Bewegung gesehen hatte. Ich wartete nicht, um festzustellen, wie viel Boden wir noch verloren, hielt mich an Marlowe fest und sprang.
    Wir landeten in einer anderen Welt: kalt, steril und ohne Staub, mit flackerndem Licht und grauen Betonwänden. »Hier entlang«, sagte Marlowe und zog mich durch den Korridor.
    Wir gingen an einer langen Reihe von Zellen entlang, und in den meisten von ihnen befand sich jemand. Mir wurde schnell klar, dass im Gegensatz zu menschlichen Gefängnissen die hiesigen Insassen nicht bei Bewusstsein waren. Sie schienen in einer Art Stasis erstarrt zu sein und lehnten wie Puppen an den Wänden ihrer nur etwa einen Meter tiefen Zellen. Die Gesichtsausdrücke reichten von überrascht über zornig bis hin zu trotzig.
    Meine Sorge wuchs. Zehn, fünfzehn, zwanzig… und das war nur die Hälfte des Korridors. Auf der anderen Seite gab es vermutlich noch einmal ebenso viele Gefangene, und möglicherweise kamen noch weitere Korridore hinzu…
    Es war schlicht und einfach unmöglich. Ich fühlte es in den Knochen, wie das Schlagen meines eigenen Herzens. Es gab absolut keine Möglichkeit für mich, so viele Leute wegzubringen. Selbst wenn ich gut ausgeruht gewesen wäre, hätte ich nicht mehr als vier oder fünf Sprünge mit jeweils höchstens zwei Begleitern geschafft. So wie die Dinge standen, konnte ich von Glück sagen, wenn es mir gelang, den Mann zu retten, an dem die

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