Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
weißt sicher noch genau, wie stur ich damals sein konnte.«
»Damals?«, entfuhr es ihm unwillkürlich.
Clarinda sandte ihm einen tadelnden Blick. »Dann kam Maximillian ins Spiel.«
» Max? « Ash begann sich zu fragen, ob sein Herz noch mehr Schläge dieser Art ertragen konnte. Wenn nicht der kräftige Baumstamm in seinem Rücken gewesen wäre, war er nicht sicher, ob er hätte aufrecht stehen bleiben können.
»Ich konnte mich ja schließlich keiner von meinen Freundinnen aus der Schule anvertrauen und ganz bestimmt nicht Poppy. Ihr Vater ist vielleicht nur ein einfacher Landedelmann, aber er hätte nie zugelassen, dass seine Tochter Umgang mit einer Frau mit lockerer Moral hat.«
Wieder wallte Ärger in Ash auf.
»Max wusste ja, was ich für dich empfand, daher war es nicht schwer, ihm den Rest zu erzählen. Er hat sogleich angeboten, mich selbst zu heiraten und das Kind als seines anzunehmen.«
»Das ist mein Bruder, wie er leibt und lebt«, sage Ash und konnte die Bitterkeit in seiner Stimme nicht verbergen. »Ein Held bis ins Mark. Warum also bist du nicht längst die Countess of Dravenwood?«
Sie schob sich die Kapuze vom Kopf und erwiderte unerschrocken seinen Blick. »Weil ich ihn abgewiesen habe. Ich hätte fast alles getan, um das Baby zu behalten, aber wozu ich mich nicht überwinden konnte, war deinen Bruder zu heiraten. Max hat alles getan, was ihm nur einfiel, um mich umzustimmen, aber als er erkannte, dass mein Entschluss feststand, kamen er und mein Vater auf die Idee, meinen Ruf zu retten, indem sie mich so rasch wie möglich mit Viscount Darby verheiraten. Dewey hatte ja schon mindestens ein halbes Dutzend Mal um meine Hand angehalten. Er war so süß, aber nicht besonders helle im Kopf, und Max dachte, es wäre leicht, ihn davon zu überzeugen, dass das Kind in unserer Hochzeitsnacht gezeugt und zu früh geboren sei.« Sie seufzte. »Wenn ich jetzt zurückblicke, klingt es wie ein grausamer Streich, aber wir waren alle so verzweifelt. Und Dewey hat mich angebetet, sodass ich mir eingeredet habe, ich könnte es wieder gutmachen, indem ich ihm eine mustergültige Ehefrau werde.« Sie schüttelte reuevoll den Kopf. »Schon die Vorstellung von mir als mustergültiger Ehefrau muss dir lachhaft erscheinen.«
Das Letzte, wonach Ash im Augenblick zumute war, war Lachen.
»Ich habe den ganzen endlosen Tag vor der Hochzeit damit verbracht, mir immer wieder zu sagen, dass es nicht zu spät sei, dass du immer noch die Auffahrt entlanggeritten kommen könntest, um den Tag zu retten.«
Ash konnte kaum glauben, dass er dicht davor gestanden hatte, genau das zu tun. Stattdessen hatte er sie neuerlich verlassen in dem Glauben, sie habe ihn für einen anderen Mann fallen lassen.
»Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde mir klar, dass ich nicht zu Dewey ins Bett steigen konnte und mich von ihm anfassen lassen, während ich von dir träumte. Ich entschied, lieber alle Ansprüche auf das Vermögen meines Vaters aufzugeben und auf die gute Meinung der Gesellschaft zu verzichten, um in einem bescheidenen kleinen Häuschen zu leben und unser Kind großzuziehen, statt den Rest meiner Tage eine Lüge zu leben.«
Ashs Herz begann bei dem Gedanken daran, dass sein Kind vielleicht wirklich irgendwo lebte, schneller zu klopfen.
»Also habe ich einen Lakaien mit der Nachricht, dass es mir leid täte, ich ihn aber nicht heiraten könne, zu dem Gasthof geschickt, wo Dewey untergebracht war. Er war so aufgewühlt, dass er in der Hoffnung, mich umstimmen zu können, auf sein Pferd gestiegen und zum Anwesen meines Vaters galoppiert ist. Statt auf der Straße zu bleiben, hat er die Abkürzung durch den Wald genommen. Es war eine mondlose Nacht und für ihn unbekanntes Gelände, zudem war er nicht ein halb so guter Reiter wie du oder Max. Er hat versucht, ein Hindernis zu überspringen, das zu hoch war, und das Pferd hat gescheut. Bei dem Sturz hat er sich das Genick gebrochen.« Tränen traten ihr in die Augen und schmolzen die Schneeflocken in ihren Wimpern, als sie sich zu ihm umwandte und ihn ansah. »Ich habe ihn umgebracht. Er war ein anständiger, freundlicher Mann, und ich habe ihm das Herz gebrochen und ihn dann umgebracht.«
»Du hast ihn nicht getötet«, erklärte Ash grimmig. » Ich war es.«
»Als Max mir die Nachricht überbrachte, war ich todunglücklich vor Trauer und Schuld. Ich spürte einen furchtbaren Schmerz in meinem Bauch, noch schlimmer als der in meinem Herzen. Ich habe aufgeschrien und
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