Unwiderstehliches Verlangen
hätte.«
Nun mußte auch William lachen. »Erzähl weiter! Ich höre es gern, wenn du von deinem Leben erzählst. Es war viel interessanter als meins.«
»Ich weiß nicht, ob das stimmt. Einmal mußte ich eine Notlandung in einem Flugzeug machen, das keine Räder und nur noch anderthalb Tragflächen hatte und dessen Motor nicht mehr lief. Das war mir eigentlich schon etwas zu viel an Aufregung.«
»Welche Länder haben dir am besten gefallen?«
»Alle. Nein, wirklich, ich meine das ernst. Jedes Land hat seine eigenen Schönheiten, und über das Schlechte versuche ich hinwegzusehen.«
Wieder starrte William einige Minuten lang schweigend ins Feuer. »Charley war ein sehr glücklicher Mann, daß er so viele Jahre mit dir leben durfte. Weißt du was? Ich beneide ihn.«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Das hört sich so an, als hättest du etwas für mich übrig.«
»Ich hätte etwas für dich übrig? Das kann man wohl laut sagen. Ich habe dich immer verehrt, wenn auch nur aus der Ferne.«
Sie saßen dicht zusammen am Feuer. Er legte ihr den Arm um die Schultern und fragte: »Was brauchst du, um eine Luftfrachtfirma zu eröffnen?«
»Fragst du das im Ernst?«
»Im vollen Ernst.«
Sie überlegte einen Augenblick, ehe sie die Frage beantwortete. Sicherlich hatte sie eine große Beule am Kopf, doch ihr Gehirn arbeitete noch einwandfrei. Charley hatte ihr eingehämmert, daß ein Pilot ohne Geld immer Ausschau nach einem Flugzeugverrückten mit Geld halten müsse. »Wenn er einen findet, ist das wie eine Ehe, die im Himmel geschlossen wird«, pflegte er zu sagen. Jackie wollte diesen William Montgomery keinesfalls schamlos ausnutzen, doch wenn er sich langweilte und massenhaft Geld zur Verfügung hatte, dann war sie vielleicht in der Lage, ihm etwas zu geben, womit er sich die Zeit vertreiben konnte.
Sie holte tief Atem. Irgendwie hatte sie ein Schuldgefühl dabei. Er wollte etwas für sie tun, aber nur, weil er sie für eine amerikanische Heldin hielt. Doch unter dieser Voraussetzung durfte Jackie keine Hilfe von ihm annehmen. Wenn überhaupt, dann aus weniger edlen, viel primitiveren Gründen. Zum Beispiel, um immer etwas zu essen auf dem Tisch und ein paar wirklich nette Kleider im Schrank zu haben. »Ich brauche vier gute Leichtflugzeuge. Sagen wir, vier Wacos. Einen ganztags für mich arbeitenden Mechaniker. Eine Flugzeughalle. Ein paar ausgediente alte Maschinen, die ich ausschlachten kann. Und genügend Geld, um meinen Piloten Gehälter zahlen zu können.«
»Ist das alles? Oder brauchst du vielleicht auch einen Partner?«
Sie wußte, welchen Partner er im Sinne hatte: sich selbst. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um eine solche Entscheidung zu treffen. Ihre Kopfwunde blutete immer noch leicht, und das Nachdenken fiel ihr allmählich doch schwer. Immerhin war es eine höchst angenehme Vorstellung, diesen Mann als Partner zu haben. Lächelnd hob sie den Blick. Wenn sie nur wüßte, welcher von den Montgomerys er war! »Wer sind deine Eltern?«
»Jace und Nellie.«
»Das sagt mir nicht viel. Die halbe Stadt hat Jace und Nellie zu Eltern.«
William schmunzelte. Er war gewöhnt, Scherze über die Zahl der Kinder in seiner Familie zu hören. »Alles in allem sind wir zwölf«, sagte er ruhig. Dann packte er den großen Picknickkorb aus. Er schien genügend Lebensmittel für ein halbes Dutzend ausgehungerter Holzfäller mitgenommen zu haben. Ohne ein weiteres Wort begann er, ein Sandwich für sie zuzubereiten. Erstaunt sah Jackie, daß er es genauso machte, wie sie es selber für sich machen würde: einen großen Stapel geschnetzeltes Rindfleisch aufs Brot, eine Menge Senf und Tomaten. Dann zerschnitt er eingelegte süße Gurken, legte sie auf die Tomaten und packte das Ganze zwischen zwei Salatblätter, damit das Brot nicht feucht wurde. Seiner Miene war jedoch anzusehen, daß er das alles tat, ohne sich dessen bewußt zu sein. Er war völlig mit seinen Gedanken beschäftigt, die nicht das geringste mit der Zubereitung eines leckeren Sandwichs zu tun hatten. Um so erstaunlicher, daß er genau ihren Geschmack traf, und ihre eigenen Sandwiches waren immerhin, na, sagen wir in aller Bescheidenheit, einmalig.
»Ach, was habe ich jetzt nur gemacht«, sagte William und besah sich erschüttert sein Werk. »Eigentlich wollte ich ein Sandwich für dich machen, und nun...« Er schaute sie fragend an. »Wie möchtest du es denn haben?«
»Du hast es genau richtig gemacht.«
Sein hübsches
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