Unwiederbringlich
seien... Oh, sie war charmant, einschmeichelnd, Liebling aller, und ich möchte beinahe sagen, sie war mehr noch eine Ebba als eine Brahe, während unsere neue Ebba...«
Die Prinzessin stockte...
»... Mehr eine Rosenberg ist als eine Ebba«, warf das Fräulein ein und verneigte sich unbefangen gegen die Prinzessin.
Herzliche Heiterkeit, an der selbst die beiden Pagoden der Gesellschaft, Erichsen und die Schimmelmann, teilnahmen, belohnte diese Selbstpersiflierung, denn jeder kannte nur zu gut den Stammbaum des Fräuleins und verstand durchaus den Sinn ihrer Worte. Nicht zum wenigsten die Prinzessin selbst, die denn auch eben darauf aus war, sich mit einer besonderen Freundlichkeit an Ebba zu wenden, als der alte Waldhüter in der Tür erschien und durch sein Erscheinen das mit der Prinzessin verabredete Zeichen gab. Und eine kleine Weile, so traten alle, vom Saal her, auf einen vorgebauten Balkon hinaus, von dem aus man einen prächtigen Fernblick auf die große, das Gesamtbild nach Westen hin abschließende Waldmasse hatte. Der zwischenliegende Wiesengrund war von einer beträchtlichen Ausdehnung, an ein paar Stellen aber schoben sich Waldvorsprünge bis weit in die Wiese vor, und aus eben diesen Vorsprüngen traten jetzt Rudel Hirsche, zu zehn und zwanzig, auf die Plaine hinaus und setzten sich in einem spielenden Tempo, nicht rasch und nicht langsam, auf die Eremitage zu in Bewegung. Ebba war entzückt, aber ehe sie's noch aussprechen konnte, sah sie schon, daß sich, im Hintergrunde, der ganze weite Waldbogen wie zu beleben begann, und in gleicher Weise, wie bis dahin nur vereinzelte Rudel aus den vorgeschobenen Stellen herausgetreten waren, traten jetzt viele Hunderte von Hirschen aus der zurückgelegenen Waldestiefe hervor und setzten sich, weil sie bei der unmittelbar bevorstehenden Defiliercour nicht fehlen wollten, in einen lebhaften Trab, anfänglich wirr und beinahe wild durcheinander, bis sie sich, im Näherkommen, ordnungsmäßig gruppierten und nun sektionsweise an der Eremitage vorüberzogen. Endlich, als auch die letzten vorbei waren, zerstreuten sie sich wieder über die Wiese hin, und nun erst ermöglichte sich ein vollkommener Überblick über die Gesamtheit. Alle Größen und Farben waren vertreten, und wenn schon die schwarzen Hirsche von Ebba bewundert worden waren, soviel mehr noch die weißen, die sich in verhältnismäßig großer Zahl in dem Wildbestande vorfanden. Aber diese Stimmung Ebbas verflog, wie gewöhnlich, sehr rasch wieder, und alsbald zur Zitierung von allerlei Strophen aus dänischen und deutschen Volksliedern übergehend, versicherte sie, daß der weiße Hirsch, in allem, was Ballade betreffe, nach wie vor die Hauptrolle spiele, natürlich mit Ausnahme der ›weißen Hinde‹, die noch höher stünde. Pentz seinerseits wollte dies nicht wahrhaben und versicherte mit vieler Emphase, daß ›die Prinzessin und der Page‹ den Vortritt hätten und ihn auch ewig behaupten würden, eine Bemerkung, der die Prinzessin zustimmte, freilich mit einem Anfluge von Wehmut. »Ich akzeptiere das, was Pentz sagt, und möchte nicht, daß ihm widersprochen würde. Wir armen Prinzessinnen, wir haben schon nicht viel, und aus der Welt der Wirklichkeiten sind wir so gut wie verdrängt; nimmt man uns auch noch die Märchen- und Balladenstelle, so weiß ich nicht, was wir überhaupt noch wollen.« Alle schwiegen, weil sie zu sehr empfanden, wie richtig es war, und nur Ebba küßte die Hand ihrer Wohltäterin und sagte: »Gnädigste Prinzessin, es bleibt Gott sei Dank noch vieles übrig; es bleibt noch Zufluchtsstätte sein und andere beglücken und über Vorurteile lachen.« Es war ersichtlich, daß der Prinzessin diese Worte wohltaten, vielleicht weil sie heraushörte, daß es, trotzdem sie von Ebba kamen, mehr als bloße Worte waren; aber sie schüttelte doch den Kopf und sagte: »Liebe Ebba, auch
das
wird bald Märchen sein.«
Während sie so sprachen, waren die Wagen, denen man eigentlich entgegengehen wollte, bis dicht an die Freitreppe herangefahren, und als die Prinzessin gleichzeitig wahrnahm, daß die Dämmerung und mit ihr die Abendkühle mehr und mehr hereinbrach, erklärte sie, von einem weiteren Spaziergang Abstand nehmen und die Rückfahrt unmittelbar antreten zu wollen. »Aber wir arrangieren uns anders, und ich verzichte auf die Begleitung meiner Kavaliere.«
Das kam allen erwünscht. Die Prinzessin nahm ihren Platz, die Schimmelmann ihr zur Seite, das Fräulein gegenüber;
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