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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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verärgern. Nach dem gestrigen Abend wissen wir alle, daß man dich besser nicht reizen sollte.« Joel deutete eine respektvolle Verbeugung an.
    »Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt, Joel. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so aufgebracht und außer Fassung wie letzte Nacht, als der Polizist dich in seinen Wagen stieß und zum Revier fuhr.«
    »Nicht einmal als du Dixon mit der Studentin Gloria erwischt hast?«
    Lettys Wangen röteten sich. »Wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, solltest du heute keine solchen dummen Bemerkungen mehr machen.«
    »Verstanden, Boß.«
    »Und laß diesen sarkastischen Tonfall. Dafür bin ich heute nicht in der Stimmung.«
    Joel hob beschwichtigend die Hand. »In Ordnung. Ich werde daran denken.«
    Letty lehnte sich zurück. »Was du gestern getan hast, ist unentschuldbar. Du bist Geschäftsführer eines großen Unternehmens. Wie konntest du dich nur auf eine Schlägerei in einer Bar einlassen?«
    »Habe ich dir nicht schon gesagt, daß Escott damit angefangen hat?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich kann ein solches Verhalten in Zukunft nicht mehr tolerieren. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ja.«
    »Du hast dich äußerst kindisch benommen.«
    »Ja.«
    »Und unprofessionell.«
    »Ja, aber man sollte einem Angestellten nicht vor Zuhörern die Leviten lesen, Boß.« Joel deutete mit einer Kopfbewegung auf die anderen Gäste, die sich mit gespitzten Ohren über ihre Kaffeetassen beugten. Sie unterhielten sich kaum miteinander - alle lauschten angestrengt. »Das ist nur ein kleiner Tip von deinem Mentor.«
    Letty preßte die Lippen zusammen und sprach dann leiser weiter. »Du schuldest mir eine Erklärung. Ich möchte wissen, was es mit dieser Sache mit deinem Vater auf sich hat.«
    Joel stellte die Tasse auf den Tisch und stand auf. »Komm mit. Hier können wir uns nicht ungestört unterhalten.« Er griff nach ihrem Arm.
    »Warte, Joel. Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
    »Wir besorgen uns in dem Fast-Food-Restaurant etwas und fahren dann ein wenig spazieren.« Angewidert ließ er den Blick über die anderen Gäste gleiten. »In diesem Kaff wurde man schon immer ständig beobachtet.«
    Joel nahm den Fuß vom Gaspedal und steuerte den Jeep langsam vor das verwitterte, mit Schindeln gedeckte Haus am Rande der Stadt. Verwundert stellte er fest, daß es bewohnt war. In der Einfahrt parkte ein kleiner Lieferwagen, und auf dem Rasen lag ein Basketball. Unter dem Fenster hatte jemand Blumen gepflanzt.
    »Warum hältst du hier?« fragte Letty und betrachtete das alte Gebäude.
    »Ich bin hier aufgewachsen.«
    Letty sah durch das Fenster in den strömenden Regen hinaus. »War das euer Haus?«
    »Nach Moms Tod wohnte ich mit Dad hier. Ich konnte mir keine eigene Wohnung leisten - wir mußten die Arztrechnungen abzahlen. Copeland Marine bot seinen Angestellten keine Krankenversicherung an. Das hat sich übrigens bis heute nicht geändert.«
    »Woran starb deine Mutter?«
    »An Brustkrebs. Ich war damals achtzehn Jahre alt.«
    Letty schloß für einen Moment die Augen. »Das muß schrecklich für euch gewesen sein.«
    »Durch ihren Tod veränderte sich alles. Das Haus sieht nicht besonders hübsch aus, aber als Mom noch lebte, machte es einen sehr netten Eindruck.«
    »Sie hat euch ein Heim geschaffen.«
    »Ja. Auch Dad war damals ein anderer Mensch. Er lachte viel und unternahm ständig etwas mit mir. Wir sprachen oft über die Zukunft und schmiedeten Pläne.« Joel schwieg einen Augenblick. »Nachdem Mom gestorben war, wollte er davon nichts mehr wissen«, fügte er dann hinzu.
    »O Joel...«
    Er zuckte die Schultern. »Nach drei Jahren hatten Dad und ich es gemeinsam geschafft, die Krankenhausrechnun-gen abzuzahlen. Ich wollte in dem Sommer ausziehen, in dem Dad ums Leben kam. Endlich war ich frei. Ich freute mich darauf, in einer Großstadt zu leben.«
    »Mit Diana«, stellte Letty leise fest.
    Joel lächelte grimmig. »Ja, ich dachte, sie würde mit mir kommen. Ich hätte es besser wissen müssen.« Er gab langsam Gas. »Sie wollte ihren Daddy nicht verärgern und all die Annehmlichkeiten aufgeben, die er ihr bot. Nicht für einen mittellosen Mann aus der Arbeiterschicht, wie ich es war.«
    »Nun, du hast es weit gebracht«, bemerkte Letty trocken. »Vielleicht tröstet es dich, daß Diana offensichtlich ihren Entschluß bereut.«
    »Das ist mir völlig gleichgültig. Ich bin dankbar, daß sie sich vor fünfzehn Jahren so entschieden hat.«
    »Wirklich?«
    »Ganz bestimmt.

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