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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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beklagte sich jeden Tag darüber, wie sehr er sie tyrannisierte.«
    »Das hört sich an, als hätte sie Angst gehabt, ihrem Vater die Wahrheit zu sagen.«
    Joel zuckte die Schultern. »Vielleicht. Ich glaube eher, sie wollte mich gar nicht heiraten. Es reizte sie nur, sich mit einem Mann zu treffen, den ihr Vater niemals akzeptieren würde. Schließlich erwischte uns Copeland.«
    »Das hat er mir erzählt. Er muß furchtbar wütend gewesen sein.«
    »O ja. Wenn Victor Copeland in Wut gerät, verliert er völlig die Beherrschung.« Joel beschloß, Letty die Einzelheiten zu ersparen. »Natürlich feuerte er mich sofort und befahl mir, die Stadt zu verlassen.«
    »Und du hast dich gefügt?«
    Joel atmete tief aus. »Ich war froh, endlich wegzukommen. Als ich Diana noch einmal fragte, ob sie mit mir kommen wolle, wurde sie hysterisch. Sie sagte, das wäre unmöglich - so hätte sie das nicht geplant.«
    »Sie hatte Angst vor einer endgültigen Entscheidung. Immerhin war sie damals noch sehr jung.«
    »Mach dir nichts vor. Diana wußte genau, was sie wollte.« Joel bemerkte, daß er mit den Zähnen knirschte. Sein Zahnarzt hatte ihm schon vor einem halben Jahr gesagt, daß er dagegen etwas unternehmen müsse. Er zwang sich, seine Nackenmuskeln zu entspannen. »Ich will es kurz machen. Als ich zu Hause ankam, war es bereits zwei Uhr morgens. Ich ging zu Bett, ohne Dad aufzuwecken - über die schlechten Nachrichten konnte er sich auch noch am nächsten Morgen ärgern.«
    »Was geschah dann?«
    »Dad verließ das Haus, während ich noch schlief, und ich verbrachte den Tag damit, meine Sachen zu packen. Als mein Vater abends nach Hause kam, wer er außer sich. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Copeland hatte ihn gefeuert. Dad schrie, er wäre zu alt, um einen anderen Job zu finden. Er glaubte, jetzt endgültig ruiniert zu sein.«
    Letty sah ihn mitfühlend an. »Copeland feuerte deinen Vater? Wegen dir?«
    »Ja, weil ich - wie Dad es formulierte - nicht genug Verstand gehabt hatte, um die Finger von Diana Copeland zu lassen.« Joel fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar. Er spürte, wie die bekannte Spannung in ihm wuchs. Normalerweise wurde es nur in der Nacht so schlimm, und dann joggte er gewöhnlich sofort ein paar Runden. Heute konnte er seinen Gefühlen nicht davonlaufen.
    »Das war sehr ungerecht von Copeland. Ich kann verstehen, daß er dich in seinem Zorn feuerte, aber er hatte kein Recht, deinem Vater zu kündigen.«
    Joel lächelte grimmig. »Copeland legte keinen Wert auf Gerechtigkeit. Er war fest entschlossen, alle Blackstones zu bestrafen. Mein Vater hatte über zwanzig Jahre für Copeland Marine gearbeitet, aber das war Victor Copeland egal. Er hat Dad umgebracht.«
    Letty sah ihn eindringlich an. »Das verstehe ich nicht. Wie meinst du das?«
    »Dad konnte es nicht verkraften, seinen Job zu verlieren. Seine Arbeit war alles, was ihn nach dem Tod meiner Mutter noch am Leben erhielt.«
    »Aber er hatte dich.«
    Joel lehnte sich gegen die Stalltür und dachte an den Ausdruck der Leere in den Augen seines Vaters. »Nachdem Mom gestorben war, bedeutete ihm niemand mehr etwas. Auch ich nicht. Wir lebten zwar im selben Haus, aber es war mehr eine Art Wohngemeinschaft. Er schien innerlich wie abgestorben.«
    »Anscheinend litt er an schweren Depressionen.«
    »Mag sein. Der Verlust seines Arbeitsplatzes gab ihm den Rest. Er ging ins Anchor. Stan schwor, er hätte sich dort vollaufen lassen, aber ich habe von einigen anderen Männern gehört, daß er noch relativ nüchtern war, als er das Lokal verließ. Sie sagten, wenn er betrunken gewesen wäre, hätten sie ihn nach Hause gefahren. Ich glaube ihnen - es waren alte Freunde meines Vaters.«
    »Was geschah dann?«
    »Auf dem Heimweg stürzte er mit dem Wagen über eine Klippe ins Meer. Die Leute hier behaupteten, er wäre entweder betrunken gewesen oder hätte Selbstmord begangen. Alle wußten, daß er nie über Moms Tod hinweggekommen
    war.«
    »Mein Gott.« Letty sah ihn entsetzt an.
    »Aber ich machte mir meine Gedanken«, fuhr Joel langsam fort. »Dad nahm in dieser Nacht mein Auto, weil der Tank seines Pick-ups leer war. Als er nach Hause fuhr, regnete es in Strömen. Niemand konnte erkennen, wer hinter dem Steuer saß.«
    Lettys Augen weiteten sich vor Schreck. »Willst du damit sagen, daß...«
    Joel knirschte wieder mit den Zähnen. »Es kann gut sein, daß Victor Copeland meinen Wagen auf der schmalen, kurvenreichen Straße bemerkte. Vielleicht sah er

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