Unzertrennlich
war ganz normal. Hast du eine Ahnung, was die zwei haben? Ich dachte, die wären befreundet.«
Christine schob den leeren Teller beiseite.
»Hat gut geschmeckt, Luise, mir geht es schon besser.«
»Ich habe dich was gefragt. Ob du weißt, was die beiden haben.«
»Was sollen die schon haben? Ich glaube, Gabi hat im Moment privaten Ärger, vielleicht erzählt sie dir das ja auch selbst.«
»Wenn du ihre Trennung von Thomas meinst, das weiß ich schon. Das hat sich ja mittlerweile rumgesprochen. Aber das hat doch nichts mit Ruth zu tun. Die sind seit Jahren beste Freundinnen.«
Christine musste niesen, bevor sie antworten konnte.
»Wer weiß, was da passiert ist. Und unter dem Deckmantel einer besten Freundin können sich alle möglichen Grabenkämpfe abspielen.«
Luise dachte an Linda Liebe, Frauke, Dani und daran, dass Christine keine Ahnung von der Aktion hatte. Sie lächelte. Christine sah sie fragend an.
»Was ist daran so komisch?«
Luises Antwort kam schnell. »Nein, nichts. Ich weiß, dass du seit Antjes Betrug nicht mehr an Frauenfreundschaften glaubst, ich finde das so schade.«
»Das stimmt so nicht. Wir sind doch auch befreundet, du meine Florence. Und es ist sehr schön, dass du hier bist. Ich finde es nur eigenartig, wie schnell manche jemanden als beste Freundin bezeichnen. Man muss doch für jede Beziehung was tun, man muss sie pflegen, sich um den anderen kümmern. Diese Mädchen sind immer so schnell mit ihren Symbiosen und ihrer Frauensolidarität. Ich finde, für jede Zeit hat man Menschen, die einem wichtig sind. Und um die sollte man sich auch kümmern. Aber bitte nicht immer gleich ewige Treue schwören. Man lebt sich letztlich genauso schnell auseinander, wie man sich zusammengetan hat.«
Luise sah Christine nachdenklich an und überlegte, ob ihre heimliche Suche nach den alten Freundinnen wirklich richtig war.
Der Hund, die Kobra und die Welle
Ich habe in den letzten drei Monaten sieben Erkältungen gehabt. Meine Freundin Karola, deren Schwester Arzthelferin ist, hat gesagt, dass es in Wirklichkeit ein und dieselbe Erkältung sei, die wäre allerdings hartnäckig. Das wiederum würde daran liegen, dass mein Immunsystem im Eimer sei, aber das könne man hinkriegen.
Jutta, eine Freundin der Schwester meiner Freundin Karola, ist Heilpraktikerin. Sie kennt sich ziemlich gut aus mit Immunsystemen, selbst Karolas Schwester als Arzthelferin ist manchmal ganz erstaunt, was Jutta alles kuriert. Und das nur mit Natur.
Zuerst hat mir Jutta in die Augen geguckt, besser gesagt in die Iris, und bedeutungsschwer genickt. Sie hat mir vier verschiedene Fläschchen mitgegeben, deren Inhalt ich in einer bestimmten Reihenfolge und zu bestimmten Zeiten einnehmen sollte. Das habe ich auch getan. An einem Freitag war ich damit fertig. Am Samstag bekam ich die nächste Erkältung. Jutta sagte, das sei gut, so komme jetzt alles raus.
Als Nächstes nannte sie mir den Namen eines Wundermittels: Shiitake. Das, was ich als läppischen Pilz kannte, sei in Wirklichkeit seit der Ming-Dynastie als Heilmittel gegen Erkältungen und zur Stimulation des Kreislaufs bekannt. Jutta gab mir Rezepte, ich aß fünf Tage lang nur Pilzgerichte, um am sechsten erneut mit Halsschmerzen aufzuwachen. Jutta nickte wissend. Sie habe schon damit gerechnet, mein Immunsystem sei aber auch völlig am Boden.
Sie schickte mich zu einer Kollegin, die gerade ihre Ausbildung zur Ayurveda-Masseurin beendet hatte. Sie heißt Bianca und erklärte mir die drei Doshas, nämlich VATA, PITTA und KAPHA.Ich habe nicht genau verstanden, was sie bedeuten, aber mir gemerkt, dass meine Bioenergien dadurch gestärkt würden. Natürlich erst nach der Purvakarma und der Panchakarma. Ich fühlte mich etwas unsicher, fand die Prozedur aber ganz angenehm. Da ich bei Massagen, vermutlich wegen meines schlechten Immunsystems, immer sofort einschlafe, habe ich von den heiligen Ölen und dem, was Bianca genau tat, nicht richtig viel mitbekommen. Nur das Öl in den Haaren, das erst nach der dritten Haarwäsche weg war, fand ich ziemlich widerlich.
Hinterher ging es mir genauso wie vorher, nur öliger.
Meine Freundin Karola nahm natürlich Anteil an meinem Genesungsprozess und meldete uns beide – selbstverständlich auf Rat von Jutta – zu zwei Kursen an. Montag: Yoga für Anfänger und Donnerstag: Energietänze.
Den Yogakurs fand ich gar nicht schlecht. Man trägt bequemes Turnzeug mit warmen Socken und sitzt auf dicken Matten. Eine nette Frau
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