Unzertrennlich
die Frauenfreundschaft gehalten haben, und dabei machen wir selber alles falsch. Ich dachte, wir wären befreundet.«
»Ruth, ja, sind wir auch. Aber du musst auch mal was dafür tun. Ich weiß, ich auch. Wir treffen uns demnächst mal in Ruhe. In Ordnung?«
Ruth warf ihr Taschentuch in den Papierkorb und stand auf.
»Ist gut. Aber denk du auch mal darüber nach, ob du nicht wirklich in letzter Zeit gegen mich gesammelt hast. Du hättest auch früher etwas sagen können.«
»Wenn du mal Zeit gehabt hättest.«
»Gabi, das ist ein Vorwand. Das weißt du auch. Ich will jetzt keinen Stress mit dir. Bitte nicht.«
Das Telefon auf Gabis Schreibtisch klingelte. Gabi stand unschlüssig vor Ruth.
»Ich muss rangehen.«
»Sicher. Wir sehen uns.« Ruth legte die Hand auf Gabis Rücken. »Es ist doch gut jetzt, oder?«
»Ja. Bis später.« Gabi ging ans Telefon.
Christine wachte wieder von einem Geräusch auf. Es war hell in ihrem Schlafzimmer, trotz der zugezogenen Vorhänge. Sie sah auf den Wecker. 14.30Uhr. Sie dachte kurz nach. Sie war krank und hatte sich im Verlag abgemeldet. Und sie hatte sich mit Richard gestritten. Es war ein Scheißtag.
Jetzt hörte sie wieder das Geräusch, das sie geweckt hatte. Es war die Türklingel. Wahrscheinlich der Briefträger. Der Briefträger kam morgens. Und er klingelte auch nur einmal, danach schrieb er eine Abholkarte. Es klingelte wieder. Es könnte irgendein Versicherungsfritze sein. Oder eine Sekte. Christines Nase war völlig verstopft. Sie setzte sich auf, um sie sich zu putzen. Jetzt klingelte es lange. Christine stellte sich einen regelrechten Massenauflauf an der Haustür vor, eine riesige Gruppe von Menschen, von denen jeder einmal klingeln durfte. Sie legte sich wieder hin und schloss die Augen. Auf dem Nachttisch neben ihr vibrierte das Handy, diese Nummer hatten sie also auch. Sie kniff die Augen zusammen, umden Namen auf dem Display zu erkennen. Luise. Christine meldete sich mit Halsschmerzstimme.
»Mein Gott, Christine, bist du taub? Ich stehe seit zehn Minuten vor deiner Haustür und drücke mir den Daumen auf der Klingel platt.«
»Ich bin krank.«
»Ich weiß. Mach trotzdem mal die Tür auf.« Schwerfällig stand Christine auf und drückte auf den Türöffner. Sie ließ die Tür offen stehen und ging wieder ins Bett. Luise polterte kurz darauf in den Flur.
»Wo bist du?«
Christine stöhnte und zog sich die Decke über den Kopf.
»Meine Güte, ist es hier muffig.« Luises Stimme klang jetzt ganz nah. Christine hörte Luises Absätze klappern, dann wurde es erst hell, dann kalt.
»So, du musst mal durchlüften. Außerdem scheint draußen die Sonne und hier sind die Vorhänge zu, da würde ich mich auch krank fühlen. Hast du überhaupt was gegessen? Wahrscheinlich nicht. Ich mache dir was.«
Christine stellte sich tot. Luise ging in die Küche, kurz darauf hörte Christine Wasser laufen und das Geräusch des Feuerzeuges am Gasherd. Eine halbe Stunde später kam Luise wieder ins Schlafzimmer und zog Christine die Bettdecke weg.
»So, ich habe Tee und Gemüsesuppe gekocht. Los, steh auf, nur im Bett liegen macht krank, du kannst dich nach dem Essen aufs Sofa legen.«
Christine stand vorsichtig auf. Sie wartete darauf, dass ihr wieder schwindelig wurde, aber es ging.
»Es ist hier arschkalt.«
Luise lächelte zufrieden. »Das ist schöne frische Luft, komm, drüben ist es wärmer. Stell dich mal nicht so an, du hast eine Grippe, keine Malaria.«
Luise hatte den Esstisch gedeckt, in der Mitte standen Blumen in einer Vase, daneben lagen verschiedene Packungen mit Medikamenten.
»Luise, danke. Das ist ja Vollverpflegung.«
»Klar doch, hier, deine Suppe wird kalt. Ich fühle mich richtig gut als Florence Nightingale.«
»Woher wusstest du denn, dass ich zu Hause bin?«
»Ich hatte heute Morgen nur zwei Termine in Hamburg und bin danach in den Verlag gefahren, weil ich mit dir einen Kaffee trinken wollte. Gabi hat erzählt, dass du krank bist.«
»Sie wollte nachher noch mal anrufen.«
»Sie hat sich tierisch mit Ruth gestritten.«
Christine sah hoch. »Wieso?«
»Das weiß ich auch nicht. Als ich kam, habe ich Petra aus der Werbung getroffen. Sie stand vor eurem Büro und meinte nur, sie würde da jetzt nicht reingehen. Gabi und Ruth hätten sich gestritten und Ruth sei verheult rausgekommen.«
Christine dachte an ihre Mittagspause mit Gabi und ahnte, worum es ging. Luise schenkte Tee ein.
»Ich bin natürlich trotzdem ins Büro gegangen. Gabi
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