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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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zeigte uns Übungen. Sie hatten alle sehr schöne Namen, den Hund fand ich am schwersten, die Welle und die Kobra konnte ich ganz gut. Blöd war nur, dass ich die Übungen andauernd unterbrechen musste, um zur Toilette zu gehen. Jutta zuliebe trank ich seit Tagen alle zwei Stunden zwei Tassen Stiefmütterchen-, Frauenmantel/ Rosen-, Kamillen- und Johanniskraut-Rosentee. Genau in der Reihenfolge. Karola und ich mussten außerdem etwas früher gehen, weil sich Karola beim Krokodil ihre Leiste verrenkt hatte. Aber sonst war es ganz gut.
    Der Kurs am Donnerstag hatte sich relativ schnell erledigt. Karola und ich hatten uns nicht besonders gut informiert, was Energietänze eigentlich waren. Deshalb wurden wir ein bisschen albern, als uns die Lehrerin namens Amrit Fußglocken um die Knöchel band und uns aufforderte, mit diesen Ghungrus den Elefanten zu machen. So würde man Ganesha huldigen, dem elefantenköpfigen, glücksbringenden Gott.
    Karola kreiste mit ihren Armen und stampfte im 16er Takt scheppernd auf den Boden. Sie sah dabei einem Elefanten so unähnlich, dass ich einen hysterischen Lachkrampf bekam, der Karola richtig anfeuerte. Trotzdem bat uns die indische Lehrerin Amrit mit schwäbischem Dialekt, den Raum zu verlassen, wir wären anscheinend noch nicht reif für Kathaktänze. Wir fanden das auch.
    Ich lehnte Karolas Vorschlag, mittwochs zum Qi Gong oder freitags zur Hawaiischen Körperarbeit zu gehen, entschieden ab.
    Jutta schlug mir vor, meine Wohnung auf Elektrosmog untersuchen zu lassen und meine Möbel nach Feng-Shui-Richtlinien umzustellen. Sie fragte mich auch nach Ohrgeräuschen und Pilzen in meinem Darm und knetete meine Füße. Ich hörte mir alles an und putzte mir dabei die Nase. Jutta hatte wirklich viele Ideen.
    Die nächsten Tage schluckte ich Gingkokapseln und Olivenblattextrakt. Ich massierte meine Füße mit einer Massageschüssel und einer stinkenden Salbe, ich trocknete Hagebutten, machte Nasenspülungen, inhalierte Fichte und trug ein Kupferarmband.
    Und ich war weiter verschnupft.
    Zu meiner Erleichterung fuhr Jutta schließlich drei Wochen in die Ferien und schloss deshalb für die Zeit ihre Praxis. Ich warf alle Päckchen und Fläschchen in eine Plastiktüte und brachte sie zur Entsorgung in eine Apotheke.
    Die nächsten zwei Wochen war ich zwar immer noch erkältet, dafür aber sehr entspannt. Ich trank wieder Bohnenkaffee, rauchte Zigaretten und bekam Besuch von meiner Mutter. Sie brachte mir drei Liter Fliederbeersaft und eine Brustsalbe mit.
    Wir haben an dem Abend einen Liter Fliederbeergrog getrunken, mit Rum, das hilft schneller und schmeckt besser. Meine Mutter kicherte, als sie mir den Rücken mit der Salbe einrieb, vorne konnte ich selbst. Wir sind dann um 3Uhr morgens ins Bett gegangen, meine Mutter war ein bisschen beschwipst und bestand darauf, mir Wadenwickel zu machen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Erkältung weg.
    Meine Freundin Karola hat mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass ich sie mit meiner Erkältung angesteckt habe. Sie fragte, ob ich noch die Wundermittel von Jutta hätte, die hätten bei mir doch so gut angeschlagen.
    Ich sagte ihr, ich hätte was viel Besseres, sie sollte doch vorbeikommen und eine Flasche Rum mitbringen. Und wenn sie Lust hätte, könnten wir auch ein Energietänzchen wagen. Das würden wir schon hinkriegen.
     
Kiel
     
    Der Pfiff stoppte die Geräusche von vierzehn Paar Füßen, die in Turnschuhen steckten und sich quietschend über einen Hallenboden bewegten. Lena ließ die Trillerpfeife von den Lippen fallen und ging auf das Spielfeld.
    »Bleibt mal alle so stehen.«
    Die acht- bis zehnjährigen Mädchen in Sportzeug hielten mitten in der Bewegung inne und sahen ihre Trainerin an. Lena deutete auf ein blondes Mädchen, dann sah sie in die Runde.
    »Schaut euch das an. Sissi steht die ganze Zeit am Kreis völlig frei und wird nicht angespielt. Anika, Mila, wo habt ihr denn eure Augen?«
    Anikas Blick war arglos. »Ich habe Sissi gar nicht gesehen, die ist so lütt.«
    Mila trat von einem Bein aufs andere. Sie sah von ihrer Trainerin zur Tribüne hinauf, wo ihre Mutter saß und zuschaute.
    »Mila, was ist? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ja, aber ich muss so nötig. Ich kann gar nicht mehr richtig denken und laufen.«
    Lena schüttelte den Kopf. »Wieso bist du denn nicht in der Halbzeit aufs Klo gegangen?«
    »Da musste ich noch nicht richtig.«
    »Los, dann geh, beeil dich.«
    Mila flitzte los und winkte ihrer

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