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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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war ihnen damals egal. Aber sie würden es zusammen schaffen. Was auch immer dabei herauskäme.
    Und an dieses Gefühl, an diese Zuversicht konnte sich Frauke plötzlich wieder erinnern. Und deshalb streckte Frauke Jensen, geborene Müller, ihren Rücken durch und ballte die Fäuste.
    »Christine Schmidt, ich sag es dir, das kriege ich wieder hin. Versprochen.«
     

     

     

September
Hamburg
     
    Christine wachte von einem Geräusch auf, das sie nicht zuordnen konnte. Ihr Hals brannte, sie bekam keine Luft durch die Nase und ihr Kopf dröhnte. Vorsichtig öffnete sie die Augen und versuchte, die Ziffern auf dem Wecker zu erkennen. 8.15Uhr. Jetzt erkannte sie auch das Geräusch, ihr Handy klingelte. Abrupt setzte sie sich auf, dabei wurde ihr schwindelig. Sofort legte sie sich wieder hin. Sie brauchte eine Tablette, sie bekam keine Luft, sie war krank. Und heute war Montag, sie hatte den Wecker nicht gehört, sie konnte so nicht arbeiten, keiner war da, der ihr die Nase putzte oder die Hand auf die Stirn legte, Christine fühlte sich elend und halbtot. Das Handy hatte inzwischen aufgehört zu klingeln, wahrscheinlich war es Richard gewesen, der auf dem Weg von Berlin nach Bremen war. Jetzt konnte er sie wieder anrufen, die Gattin saß ihm nicht mehr auf dem Schoß. Christine wehrte die bösen Gedanken ab und quälte sich aus dem Bett. Auf dem Weg ins Bad zog sie ihren Bademantel über, ihr war kalt, alle Knochen taten ihr weh. Nach der Dusche ging es ihr ein bisschen besser, beim Gedanken, in den Verlag zu fahren, wurde ihr wieder schwindelig. Sie kochte sich Tee, griff zum Telefonhörer und rief Gabi an.
    »Guten Morgen, hier ist Christine. Gabi, mir geht es nicht gut, ich habe mir irgendetwas aufgesackt. Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Schnupfen, die ganze Palette. Ich bleibe im Bett, sagst du Bescheid?«
    Gabis Stimme klang mitfühlend. »Du hörst dich auch elend an, armes Mädchen, brauchst du irgendwas?«
    »Ich habe noch Nasentropfen und Aspirin da, danke, ich muss nur ins Bett.«
    »Dann mach das, ich melde mich heute Abend mal, gute Besserung.«
    Gabis Anteilnahme rührte Christine fast zu Tränen, sie fühlte sich einsam und nahm frustriert das Handy in die Hand. Sie suchte die Anrufliste und sah, dass der letzte Anruf tatsächlich von Richard gekommen war. Nach dem Drücken der Kurzwahl hörte sie das Freizeichen. Dann seine Stimme.
    »Jürgensen.«
    Erkältungen machen böse. Du Arsch, dachte sie, meine Nummer ist nicht unterdrückt, du kannst auf dem Display sehen, dass ich das bin.
    »Schmidt, du hast mich eben angerufen.«
    Sofort tat Christine ihr Ton leid. Sie musste husten, was Richard natürlich hörte. Sollte er auch.
    »Wie klingst du denn? Bist du krank?«
    »Ja.«
    »Das tut mir leid, kann ich etwas für dich tun?«
    Seine Stimme klang warm und vertraut, trotzdem saß es bei Christine quer.
    »Ja, du könntest kommen und mich pflegen.«
    »Christine, du weißt doch, dass das nicht geht, ich habe einen vollen Terminkalender. Du hast doch nur eine Erkältung. Du bist doch sonst nicht so. Ich denke an dich.«
    »Woher willst du wissen, wie ich sonst so bin? Wir sehen uns doch kaum. Mir geht es nicht gut. Aber ich bin natürlich nicht die heilige Sabine, zu der du sofort flitzt, wenn sie Probleme hat. Das ist ja was ganz anderes.«
    »Sag mal, Christine, hast du Fieber? Was soll das denn jetzt? Ich rufe dich fast jeden Tag an, gut, wir können uns im Moment nicht oft sehen, aber das wird bestimmt auch wieder besser. Ich kann jetzt nicht so gut telefonieren, hier ist ziemlich viel Verkehr. Lass uns später reden, dann hast du dich vielleicht wieder beruhigt. Gute Besserung.«
    »Schon gut.«
    Christine drückte den roten Knopf auf ihrem Handy, holte tief Luft und brüllte mit aller Kraft. »Du Idiot.«
    Danach bekam sie einen Hustenanfall, der ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Ruth klopfte an die Bürotür und trat ein. Christines Schreibtischstuhl war leer, Gabi telefonierte im Stehen und sah nur kurz hoch. Ruth beobachtete sie. Sie sah nicht gut aus, sie war blass und wirkte angestrengt. Sie trug ein graues Strickkostüm, das wie ein Sack an ihr hing. Ruth überlegte, wann sie sich zuletzt außerhalb der Arbeit mit Gabi getroffen hatte. Ihr fiel der Abend beim Italiener mit Luise und Ines ein, das war schon ewig her, im Juli, seitdem hatten sie nur telefoniert. Bevor Ruth ein schlechtes Gewissen bekommen konnte, hatte Gabi ihr Gespräch beendet.
    »Morgen, Ruth, setz dich doch, willst du einen

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