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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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schwarzen Kleid überredet. Frauke fand es anfangs zu kurz und zu eng, Gudrun und die Verkäuferin waren begeistert. Fraukes Mut stieg erst, als eine ältere Kundin an ihnen vorbeiging und Frauke im Spiegel zunickte.
    »Junge Frau, dieses Kleid ist wie für Sie gemacht. Sehr weiblich, sehr elegant.«
    Frauke war rot geworden und hatte Gudrun mit einer Mischung aus Verlegenheit und Stolz angesehen.
    »Aber ich sehe so anders aus. Meinst du wirklich, ich kann so was tragen?«
    Die Verkäuferin zog den Ausschnitt ein Stück tiefer. »Es ist super. Wenn ich Ihre Figur hätte, würde ich nur Dekolletee tragen.«
    Gudrun war beeindruckt. »Du hast wirklich nur an den richtigen Stellen abgenommen, du siehst toll aus. Zeige ruhig ein bisschen Figur, ich bin richtig neidisch auf deine Kurven, mit meiner 80-A-Oberweite kann ich so was vergessen.«
    Frauke musterte unsicher ihr Spiegelbild. Sie fand sich fremd, aber irgendwie auch schön. Und sie wollte mutig sein.
    »Gut, ich nehme es.«
    Anschließend hatten sie noch Schuhe und Dessous gekauft. Gudrun hatte beschlossen, dass unter das Kleid auch schwarze Wäsche gehörte. Frauke kicherte verlegen, als Gudrun ihr in dem Wäschegeschäft einen Hauch von einem schwarzen Spitzenbüstenhalter zeigte. Sie schnappte nach Luft, als sie die Preisschilder sah.
    »Gudrun, ich habe noch nie so viel Geld für einen BH ausgegeben, das ist ja Wahnsinn.«
    »Jetzt komm, diese weißen Versandhausteile gehen nicht unter so einem Kleid. Probiere ihn wenigstens mal an.«
    Frauke hatte zwei Sets genommen und mit roten Wangen bezahlt.
    Der Sekt kam, Frauke verteilte einen Pikkolo auf beide Gläser und erhob ihres.
    »Vielen Dank für die Beratung. Das hat Spaß gemacht.«
    »Mir auch. Und du siehst wirklich klasse aus. Diese Einladung hat ja richtig was ausgelöst, du wirkst wie ein neuer Mensch. Bist du aufgeregt?«
    Frauke verrieb einen Sekttropfen auf dem Tisch. »Ja. Ich weiß gar nicht genau, warum, aber ich habe lange Zeit nicht so viel über mich nachgedacht wie im Moment. Es ist wahrscheinlich blöd, aber ich will unbedingt, dass Christine mich sofort wiedererkennt. Ich habe mir die alten Bilder angeguckt. Wir haben auf fast jedem gelacht. Und dann habe ich mir mal die Fotos der letzten Jahre vorgenommen, weißt du, wie ich da aussehe?«
    »Wieso? Wie siehst du aus?«
    »Ich habe nur zwei Bilder gefunden, auf denen ich richtig drauf bin. Entweder habe ich mich im letzten Moment weggedreht oder ich habe die Augen zu oder ich bin nur halb von der Seite zu sehen. Es gibt ein Bild, das Max bei Jules Umzug gemacht hat, da stehe ich in ihrer Küche und packe Geschirr aus. Und es gibt dieses Familienfoto von vor zwei Jahren, das wir beim Fotografen für die Omas gemacht haben. Da sitzt Mutti in der Mitte. Furchtbar. Irgendwie gibt es mich allein überhaupt nicht mehr. Immer nur die Mutter und Ehefrau. Und übrigens nie lachend, immer angestrengt. Christine würde mich auf keinem Bild erkennen. Früher war ich anders.«
    Sie trank ihren Sekt aus, nahm den zweiten Pikkolo und schenkte nach.
    »Ich merke den schon.« Frauke strich sich die Haare aus dem Gesicht, eine widerspenstige Locke stand vom Kopf ab. Sie kicherte leise und sah Gudrun dabei entschuldigend an. Ihre Augen glänzten. »Mutti hat einen sitzen.«
    Gudrun zog schnell ihr Handy aus der Tasche und fotografierte Frauke. »So«, sagte sie, während sie das Display betrachtete. »Hier haben wir eindeutig ein Bild, auf dem Mutti lacht und blitzende Augen hat.«
    Sie zeigte Frauke das Foto und steckte das Handy wieder zurück.
    »Aber eines würde ich gern von dir wissen. Warum hast du nie gesagt, dass du unzufrieden mit dir bist? Wir hätten doch viel früher was dagegen unternehmen können. Ich habe das überhaupt nicht gewusst.«
    Frauke bekam einen Schluckauf und hielt sich die Hand vor den Mund. »Ich habe das selbst nicht gewusst. Ich habe mich nur so müde gefühlt und so langweilig.« Sie nahm ihre Tasche auf den Schoß und suchte etwas darin. »Und ich weiß nicht, warum, aber irgendwie finde ich das Leben wieder spannend.« Sie wühlte weiter in der Tasche.
    »Was suchst du denn?«
    Frauke zog erleichtert eine Packung Tabletten heraus.
    »Sodbrennen. Ich bekomme von Sekt Sodbrennen, das habe ich in meiner Euphorie ganz vergessen.« Sie steckte sich eine Kautablette in den Mund. »Aber das ist egal. Dafür habe ich ein irres Kleid und einen BH mit Spitze. Und einen im Kahn. Gudrun, das war ein toller Nachmittag!«
    Sie spülte

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