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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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einkaufen wollte, seine Gattin ist nämlich überraschend in Bremen. Ich war so sauer, dass ich dachte, wenn ich jetzt nichts mache, platze ich. Also habe ich Sven angerufen. Zuerst sollte das eine platte Rache werden, aber ich fand das schon doof, als ich im Coffee-Shop auf Sven gewartet habe. Ich konnte ihn von dort aus in seinem Büro beobachten, irgendwas fand ich daran gut. An ihm, meine ich. Und dann sind wir essen gegangen, das war echt nett. Ich habe ziemlich viel Wein getrunken und mir plötzlich Richard und seine Frau in einer Hotelbar vorgestellt. Da hat mich der Teufel geritten. Oder meine Hormone sind durchgedreht, was weiß ich. Jedenfalls sind wir bei Sven gelandet und dort habe ich ihn geküsst. Der Rest ging dann wie von selbst.«
    Dorothea hörte gebannt zu. »Ja, und? Wie war es denn?«
    Christine sah sie nachdenklich an. »Schön… Er hat mich überrascht… Sogar sehr schön. So schön, dass ich ein schlechtes Gewissen habe.«
    »Richard gegenüber?«
    »Das ist ja das Komische, nein, nicht wegen Richard. Ich glaube, Sven hat sich richtig verliebt, und ich habe das Gefühl, ich hätte ihn nur benutzt.«
    »Hast du doch auch. Ich meine, es hört sich zumindest so an.«
    Christine nickte. »Am Anfang schon. Das hat sich dann aber ganz anders entwickelt. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, auf Sylt, habe ich schon gedacht, dass ich ihn ohne Richard ziemlich gut finden würde. Jetzt bin ich ganz unsicher. Und ich habe wohl im Schlaf geredet. Sven hat mich gefragt, wer Richard ist.«
    Dorothea war entsetzt. »Ach du Scheiße. Was hast du gesagt?«
    Christine sah sie unglücklich an. »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm das mal in Ruhe erzählen würde, ich müsse los. Er hat komisch geguckt, so verletzt.«
    »Na super.« Dorothea verdrehte die Augen zur Decke. »Da hast du die einmalige Gelegenheit, aus dieser Scheißnummer mit Richard rauszukommen, und du versemmelst es.«
    »Es war keine Scheißnummer! Was hätte ich denn auf die Frage antworten sollen?«
    »Ha, man achte auf das ›war‹. Meine Güte, du hättest alles Mögliche sagen können, dass Richard dein erster Goldhamster gewesen ist, was weiß ich denn. Aber doch nicht die Wahrheit.«
    Christine sah auf die Uhr und stand auf. »Es ist alles so ein Durcheinander. Ich muss gleich los, ich habe überhaupt keine Lust, aber es hilft nichts. Mach dir noch einen Kaffee.«
    Dorothea schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich muss auch rüber.« Sie stand auf und trat zu Christine, um sie zu umarmen. »Kopf hoch, das klärt sich schon. Wenigstens hast du mal darüber geredet. Wir sehen uns später, komm gut durch den Tag.«
    Christine sah Dorothea nach, bis die Haustür hinter ihr zufiel. Dann fiel ihr Blick auf die Rosen und die Kerzen, die noch auf dem Tisch standen. Sie fühlte sich zerrissen und mit sehr viel Gefühl. Sie wusste nur nicht mehr, für wen sie was empfand.
     

     

     
Hamburg
    Ruth schob den ausgefüllten Fragebogen in einen Umschlag und klebte eine Briefmarke über Ines’ Adresse. Richtige Mühe hatte sie sich nicht gegeben, sie wollte schnell damit durch sein, irgendwie lösten die Fragen komische Gedanken in ihr aus. Dafür saß sie nun schon drei Abende an ihrer Begrüßungsrede. Sie sollte gut werden. Das würde sie auch. Da war Ruth sich sicher.
    Als sie den Fragebogen entworfen hatte, hatte sie sich selbst immer als Freundin gesehen. Bei Punkt vier waren ihr lauter lustige Geschichten eingefallen, die Frauen mit ihr erlebt hatten. Wenigstens hatte sie diese Geschichten als lustig in Erinnerung behalten.
    Auch Punkt fünf fand sie beim Entwurf leicht zu beantworten. Wenn man aber davor saß, zergrübelte man sich das Hirn. Wobei es noch relativ einfach gewesen war, die Antwort für ihre Beziehung zu Christine zu finden. Sie waren lediglich kollegial befreundet, was doof klang, aber die Sache traf. Christine würde es vermutlich ebenso sehen.
    Ruth dachte an das Gespräch im Frühjahr an der Alster zurück. Das Gespräch über Freundinnen, bei dem Christines Gesicht immer verschlossener wurde. Ruth war damals im Hochzeitsfieber. Hanna, ihre beste Freundin, wollte ein paar Wochen später heiraten. Ruth und Karsten hatten Unmengen von Überraschungen organisiert. Sie hatten Luftballons mit Helium gefüllt und an jeden Ballon einen Zettel gebunden: »Hanna und Lars haben sich getraut, Glückwünsche bitte an folgende Adresse…«, fünfzig Ballons flogen in den Himmel. Ruth hatte eine Hochzeitszeitung gebunden, sie hatte

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