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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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die zerkaute Tablette mit Sekt runter und strahlte die Freundin an.
Hamburg
    Christine öffnete die Augen, um sie sofort wieder zu schließen. Sie hatte eine rot gestrichene Wand gesehen, vor der ein Haufen Klamotten lag. Die Bettwäsche war schwarz-weiß, es roch im Zimmer nach Kaffee und die CD, die lief, kannte sie erst seit gestern Abend. Vorsichtig öffnete sie wieder die Augen. Christine erkannte ihre Jeans auf dem Boden, ihre Schuhe lagen daneben, einer stand, einer lag auf der Seite. Wenn jetzt noch eine leere Champagnerflasche daneben liegt, ist es wie im Film, dachte sie.
    Sie drehte den Kopf zur Seite. Eine halbvolle Rotweinflasche stand auf dem kleinen Tisch, ordentlich verkorkt. Das war der Unterschied zwischen ihr und Sarah Jessica Parker. Sie lag auf der Seite und drehte sich auf den Rücken. Wenigstens kein Spiegel an der Decke.
    Christine rieb sich die Augen. Es fühlte sich krümelig an, nicht abgeschminkt. Wenn sie so aussah, wie sie sich anfühlte, war das ein richtig schlechter Tagesanfang.
    Jemand pfiff in der Küche, während er mit Tassen klapperte. Es hörte sich gut gelaunt an, Christine setzte sich vorsichtig auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Kopfschmerzen hatte sie auch, sie fuhr sich durch die Haare, die standen in alle Richtungen ab. Noch ein Unterschied zu Miss Parker.
    In diesem Moment ging die Tür auf und Sven balancierte zwei Tassen Milchkaffee durch das Zimmer. Christine versuchte, ihm gelassen entgegenzusehen. So, als wäre es völlig normal, dass sie verschmiert, mit zerlegter Frisur und Erinnerungslücken morgens in einem fremden Bett aufwachte. Sven stellte die Tassen neben die verkorkte Weinflasche und setzte sich auf die Bettkante.
    »Guten Morgen. Kaffee oder Wein?«
    Christine stöhnte. »Nie wieder Wein. Wie spät ist es denn?«
    »Es ist kurz nach acht. Wann musst du im Verlag sein?«
    Christine rieb sich die Schläfen. »Heute Mittag. Hast du vielleicht eine Kopfschmerztablette?«
    Sie sah ihm nach und dachte, dass sie sich den Vormittag freigenommen hatte, weil sie eigentlich jetzt mit Richard im Bett liegen wollte. Dani, dachte sie, ich habe es getan, es macht wahrscheinlich alles noch komplizierter, aber es fühlt sich nicht so daneben an, wie ich dachte.
    Sven kam mit einem Wasserglas und einer Tablette zurück. Männer sahen mit zerzauster Frisur meistens rührend und jünger aus. Christine überlegte, ob das an den fehlenden Mascara- und Lippenstiftresten lag. Sie nahm ihm die Tablette aus der Hand und schluckte sie.
    »Wie spät war es eigentlich? Und wann musst du arbeiten?«
    Sven rührte in seiner Tasse. »Es war zwei. Und ich habe schon einen Kollegen angerufen, dass ich später komme.« Er sah sie an, Christine befürchtete, dass jetzt eine dieser Fragen käme, die sie schon in Büchern und Filmen furchtbar fand. Sie gingen bei »War ich gut?« los und hörten bei »Bereust du es?« auf.
    Christine wartete. Sven beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Du siehst schön aus. So jung. Und so pur.«
    Christine dachte, dass sie zu viele schlechte Bücher und Filme kannte. Sie strich Sven über die Wange, er hielt ihre Hand fest und küsste die Innenfläche. Nachdenklich sah er sie an, als wolle er doch etwas fragen.
    Sie hatten sich am Abend zuvor um 18Uhr getroffen. Christine hatte, wie geplant, früher Feierabend gemacht. Sie hatte keine Lust, nach Hause zu fahren, sich das bezogene Bett und den gedeckten Tisch anzusehen und über Richard nachzudenken. Stattdessen war sie mit der U-Bahn nach Altona gefahren, wo das Architekturbüro lag, in dem Sven arbeitete. Gegenüber war einer dieser amerikanischen Coffee-Shops, in denen man an einem Fenstertresen saß und auf die Straße sehen konnte. Durch das erleuchtete Fenster des Büros hatte sie Sven beobachtet, wie er durch die Räume ging, telefonierte, mit Kollegen sprach. Er trug Jeans, einen schwarzen Pullover und ein Jackett. Christine fand ihn attraktiv. Als sie ihn am Mittag angerufen hatte, klang er gut gelaunt, und er hatte Zeit, mit ihr abends essen zu gehen. Christine trank einen doppelten Espresso und dachte abwechselnd an Dani und an Richard. Eine knappe Stunde später überquerte Sven die Straße und kam auf das Café zu. Er sah Christine am Fenster sitzen, hob die Hand und lächelte. Irgendetwas in ihrem Inneren wurde warm.
    Sie gingen in ein Restaurant um die Ecke. Christine bestellte Saltimbocca, sie fand das konsequent, Sven nahm dasselbe. Er sah sie im Verlauf des Abends

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