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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hat.«
    »Erpressung?«, sagt der Mann in der Tür.

    »Deshalb habe ich das kleine Dreckstück behalten«, sagt Mutter. »Ich habe es mit dieser Masche versucht. Aber ich hatte keine Beweise. Er hatte das alles ganz geschickt eingefädelt. Er hat versucht, mich mit Kleingeld abzuspeisen, und ich habe es genommen, aber ein Jahr lang habe ich ihn unter Druck gesetzt – und dann hat sich herausgestellt, dass er wusste, wie er gewaltigen Druck auf mich ausüben konnte.«
    »Warum ist sie anschließend nicht auf einer Müllhalde gelandet?«
    »Mittlerweile«, sagt Mutter, »war ich der Meinung, das alte Piggy Pig sei mir verdammt viel schuldig, und was man mir schuldet, das hole ich mir zurück.«
    Mutter nimmt das Messer in die Hand.
    »Piggy hat mir gute Zinsen erwirtschaftet, aber es ist an der Zeit, dass ich mein Kapital zurückgezahlt bekomme.«
    Mutter springt vom Schreibtisch.
    »Piggy, das war ein entscheidender Augenblick für meinen Kerl und mich, wir sind uns gerade ein Stück nähergekommen. « Zu dem Mann sagt sie: »Jetzt weißt du, was war. Meinst du, ich bin zu fies für dich?«
    »Niemals«, sagt er.
    »Bist du denn auch fies genug für mich?«
    »Ich kann versuchen, es zu sein«, sagt er.
    Sie lacht wieder. Mutter hat ein hübsches Lachen.
    Manchmal, ganz gleich, was gerade geschieht, möchte man lächeln, wenn man Mutter lachen hört. Jetzt jedoch nicht.
    Sie gehen und verriegeln die Tür.
    Piggy ist wieder allein.
    Sie weiß nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Aber es war bestimmt nichts Gutes.
    Sie legt die Schere hin.

    Sie sagt: »He, Bär!«, aber obwohl Bär immer bei ihr sein wird, antwortet er nicht.
    Mutter und der Mann reden miteinander und ihre Stimmen werden immer leiser. Sie werden eine Weile fortgehen, um etwas zu tun, sie weiß zwar nicht, was, aber sie weiß, dass es so ist.
    Wenn Mutter zurückkommt, wird sie das Messer mitbringen. Von jetzt an wird sie das Messer ständig bei sich tragen. Bis sie es benutzt.
    Am Ende wendet sich alles zum Besten, wenn es auch noch so schwer zu glauben ist.
    Das hat Bär gesagt. Und Bär wusste viel. Bär war nicht so blöd wie Piggy. Aber Bär ist tot.

DRITTER TEIL
    Der Wald ist dunkel, tief und lieblich anzusehen, doch ich muss weiterhin zu meinem Worte stehen und hab, bevor ich schlaf, noch weit zu gehen, und hab, bevor ich schlaf, noch weit zu gehen.
    ROBERT FROST
Rast am Walde bei nächtlichem Schnee

51
    Um Viertel vor sechs stand Amy als Erste auf, duschte und zog sich an. Sie fütterte Nickie und unternahm einen Spaziergang mit ihr, während Brian sich fertig machte.
    Die Sonne war zum Tagesanbruch ausgeblieben. Graue Wolken besudelten den Himmel. Sie sahen schmierig aus.
    In einer Brise, die so flau war wie das Meer, von dem sie heranzog, rührten sich die riesigen alten Palmen im Park an der Strandpromenade so gut wie gar nicht. Als seien sie verwundet, krochen farblose Wellen zur Küste und verendeten auf dem Sand, über den sich Bänder fauligen Seetangs zogen.
    Wenn man der Überzeugung ist, dass das Leben einen Sinn hat, und wenn man flüchtige Blicke auf Muster erhaschen kann, die auf eine Absicht hinzuweisen scheinen, dann läuft man Gefahr, nach Zeichen zu suchen , statt abzuwarten, ob sie einem als Gnade zuteilwerden. Omen scheinen dann so verschwenderisch verstreut zu sein wie Abfälle nach einem heftigen Sturm, und im Regen fahrlässiger Fantasie sprießen Vorzeichen so üppig wie Pilze.
    Nach dem Anruf von Schwester Jacinta traute Amy sich vorübergehend nicht zu, den Unterschied zwischen einem wahren Muster und einer zufälligen Laune zu erkennen, zwischen Bedeutsamem und Fragwürdigem. Nickies Name, der mit dem Namen ihres ersten Hundes übereinstimmte, ihr Verhalten, die Sache mit den Pantoffeln, Theresas Erwähnung des Windes und des Klangspiels – all das war sonderbar
und voller Anspielungen gewesen, aber noch lange kein eindeutiger Beweis dafür, dass Mächte aus dem Jenseits am Werk waren. Ein Anruf von einer toten Nonne dagegen gehörte durchaus in eine höhere Ordnung des Fantastischen, und anschließend neigte man dazu, in jedem Gesicht, das die Natur einem zeigte, unheilvolle Vorzeichen zu sehen.
    Eine Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, lenkte ihren Blick auf eine Ratte, die am Stamm einer grandiosen Phönixpalme hinaufhuschte und in dem Kranz zusammengefalteter toter Wedel unter der grünen Krone verschwand
    Eine Ratte war ein Symbol für Schmutz, Verfall, Tod.
    Hier, auf dem Gehweg, lag ein großer

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