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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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auch sie sich daran erinnert hätte, ihm davon erzählt zu haben, und dass er die vorgetäuschte Beiläufigkeit ihrer Enthüllung durchschaute.
    »Wegen der Satellitennavigation sind viele Leuchttürme nicht mehr in Betrieb. Andere sind automatisiert worden – Elektrizität anstelle eines Ölbeckens.«
    »Manche sind heute kleine Pensionen.«
    »Ja. Sie renovieren dafür das Haus des Leuchtturmwärters. Einige bieten sogar ein oder zwei Zimmer im Leuchtturm selbst an.«
    Dieser Leuchtturm hatte auf einer felsigen Landspitze in Connecticut gestanden. Sie war zwanzig gewesen, als sie dort einzog, und vierundzwanzig bei ihrem Auszug.
    Sie erklärte nicht, was sie dorthin geführt hatte, und sie erwähnte auch nicht, ob sie allein oder mit anderen dort gelebt hatte.
    Brian schien zu ahnen, dass Fragen sie hemmen würden und dass die falsche Frage, wenn sie zu früh gestellt wurde, sie gänzlich verstummen ließe.
    Sie sprach von der zerklüfteten Küste und den faszinierenden Ausblicken aufs Meer, von der spektakulären Aussicht aus dem Raum mit dem Leuchtfeuer an der Spitze des Turms und von den reizvollen Einzelheiten im Haus des Leuchtturmwärters.
    Sie ließ sich ausgiebig über die Schönheit des Leuchtturms an sich aus, über die Walnusstäfelung des runden Vestibüls, die kunstvollen Verzierungen der Eisentreppe. Ganz
oben wartete die fabelhafte Fresnel-Linse, oval geformt und mit integrierten Serien von Brechungsringen unten und oben, von denen die Strahlen einer tausend Watt starken Halogenlampe ins Zentrum der Linse zurückgeworfen und somit verstärkt wurden. In dieser hohen Konzentration wurde das Licht nach außen abgestrahlt, über den dunklen Atlantik.
    Sie erreichten das Restaurant in Monterey, als sie ihm gerade erzählt hatte, im frühen neunzehnten Jahrhundert seien Fresnel-Linsen so schwer gewesen, dass die einzige Möglichkeit, sie zu drehen – und den Strahl über die Küste streichen zu lassen –, darin bestanden hatte, sie in Trögen voller Quecksilber schwimmen zu lassen. Aufgrund seiner extremen Dichte trägt Quecksilber enorme Lasten und reduziert die Reibung auf ein Minimum.
    Quecksilber ist allerdings ungeheuer giftig. Mit der Zeit ließ man daher die Quecksilberflotation zugunsten von Uhrwerken und Gegengewichten auslaufen, die später wiederum durch Elektromotoren ersetzt worden waren.
    Bis dahin waren jedoch schon einige Leuchtturmwärter durch Quecksilbervergiftungen verrückt geworden.

52
    Billy Pilgrim flog als einziger Passagier in einem gecharterten Learjet von Santa Barbara nach Monterey.
    Der Flugbegleiter trug eine schwarze Hose, ein weißes Jackett, ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege. Er hatte einen britischen Akzent.
    Um zehn Uhr waren sie in der Luft und Billy bekam ein spätes Frühstück serviert – Erdbeeren in dickflüssiger, ungeschlagener Sahne, ein Hummeromelett und eine getoastete Brioche mit Rosinenbutter.
    Seinen Koffer mit der Kleidung hatte er in dem Hotel in Santa Barbara zurückgelassen, da er die Absicht hatte, irgendwann im Laufe des Abends, wenn alle, die tot sein mussten, tot waren, seinen Urlaub als Tyrone Slothrop fortzusetzen.
    Den zweiten Koffer, der die Waffen enthielt, hatte er mitgenommen. Die erste war eine Glock 18 mit dreiunddreißig Schuss im Magazin, die zweite ein zerlegtes Scharfschützengewehr.
    Bevor er Santa Barbara verlassen hatte, hatte er die kleinformatige Zeitung für Waffenliebhaber ausgepackt und sie im Wohnzimmer auf dem Couchtisch liegen lassen. Er machte sich keine Sorgen, dass dieses Blatt sich ein zweites Mal in Brian McCarthys Zeichnungen des Hundes verwandeln würde. Das war nichts weiter als eine Halluzination gewesen, die seiner Erschöpfung geschuldet war. Jetzt war Billy ausgeruht und all das lag hinter ihm.
Er wollte die Zeitung lediglich aufheben, um sie in den nächsten Tagen zu lesen. Das war alles. Und er fühlte sich gut.
    Der Steward brachte ihm eine Auswahl von Hochglanzmagazinen, und als er eines davon aufschlug, sah er als Erstes eine Werbung für Herrenanzüge der Spitzenpreisklasse. Auf der doppelseitigen Anzeige führten drei gut gekleidete junge Männer drei Golden Retriever spazieren.
    Billy schlug die Zeitschrift zu und legte sie beiseite. Das Foto hatte nichts zu bedeuten. Reiner Zufall.
    Da er den Verdacht hatte, die doppelseitige Anzeige könnte in mehreren Magazinen auftauchen, blätterte Billy nicht die ersten Seiten der nächsten Zeitschrift durch, sondern schlug sie in der Mitte auf, wo es

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