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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Tage.«
    Das klingt gar nicht gut. Schlechter kann es kaum noch kommen.
    Vielleicht ist es ja eine Lüge, dass ihr Vater kommt.
    Wenn es eine Lüge ist, warum sagt sie es dann? Nur um Piggy Hoffnungen zu machen, und dann kommt er doch nicht, aber stattdessen passiert etwas wirklich ganz, ganz Schlimmes.
    Und wenn ihr Vater wirklich kommt, dann werden sie nicht fortgehen und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sein.
    Was mir gehört, gehört mir ganz allein. Du gehörst mir, Piggy Pig. Du bist mein Eigentum, Piggy Pig. Niemand nimmt mir weg, was mir gehört.
    Ihr netter Bär ist tot und all das Blut und ihre Mutter flüstert: Du gehörst mir, Piggy Pig.
    Und hier auf dem Schreibtisch liegt ein Messer wie das Bär-Messer.
    Wenn Piggys Vater kommt, wird Mutter ihn töten. Sie will, dass Piggy weiß, was passieren wird. Deshalb liegt das Messer auf dem Schreibtisch. Damit Piggy Bescheid weiß.
    Mutter will Piggy begreiflich machen, dass eigentlich eine Chance besteht, von ihr fortzukommen, aber eben doch keine wirkliche Chance, weil niemand Mutter wegnimmt, was ihr gehört. Sie will, dass Piggy sich Hoffnungen macht, um sie ihr dann zu rauben.
    Aber Mutter weiß nicht, dass Piggy, was auch immer passiert, HOPE hat, Hoffnung, die ihr Bär an einer silbernen Kette geschenkt hat.

    »Mein Typ hier, Piggy, der fragt sich, warum ich dich überhaupt bekommen habe, eine kleine Mutantin wie dich.«
    Sie meint den Mann, der im Türrahmen lehnt. Piggy fürchtet sich vor diesem Mann mehr als vor anderen, die vor ihm da waren. Er macht Mutter noch schlimmer. Mutter ist viel schlimmer geworden, seit er da ist.
    »Da war dieser fette, reiche Kerl, er hat Häuser gebaut, Hisscus hieß er. Er konnte keine Babys machen, er hatte schlechtes Sperma.«
    Piggy sieht ihrer Mutter in die Augen. Sie liest in Mutters Augen und sieht nicht nur all das Unheimliche, sondern dazwischen auch eine Spur von Wahrheit.
    Damit sie Mutter nicht mehr in die Augen sehen kann, macht Piggy sich daran, mit der Schere ein weiteres Bild auszuschneiden.
    Während sie das tut, hört sie ganz genau zu; sie versteht zwar nicht mal die Hälfte von dem, was Mutter sagt, aber wenn Mutter die Wahrheit sagt, dann ist das etwas ganz Besonderes, weil sie es sonst nie tut.
    »Hisscus war nicht verheiratet, aber er wollte unbedingt ein Baby haben. Er wollte es nicht offiziell haben. Er wollte ein inoffizielles Baby.«
    Aus dem Augenwinkel sieht Piggy, dass Mutter dem Mann in der Tür einen Blick zuwirft.
    »Hisscus kannte diesen Arzt, der so war wie er und der die Entbindung zu Hause vornehmen würde, ohne Geburtsurkunde und ohne amtliche Unterlagen.«
    Mutter lacht über etwas, das der Mann im Türrahmen tut.
    Piggy hält den Kopf weiterhin gesenkt.
    »Also habe ich mich von deinem Daddy schwängern lassen«, sagt Mutter zu Piggy.
    Das sagt Piggy überhaupt nichts. Sie hört noch genauer zu.
    »Ich habe keine Ultraschalluntersuchung zur Feststellung des Geschlechts oder dergleichen machen lassen.«
    Je intensiver Piggy zuhört, desto unverständlicher wird das, was Mutter sagt.
    »Wenn ich ein Mädchen bekäme, würde Hisscus es behalten. Wenn es ein Junge wäre, kannte er Leute, die seine Vorliebe für solche zarten Häppchen teilten, aber auf die entgegengesetzte Geschmacksrichtung scharf waren, und daher hätte er ihn gegen ein Mädchen eintauschen können. «
    Der Mann in der Tür stößt einen sehr leisen Pfiff aus. Er sagt: »Was ist kälter als Trockeneis?«
    »Ich, Süßer«, sagt Mutter zu ihm.
    Sie versteht kein Wort mehr von dem, was die beiden sagen. Eis ist doch nass.
    »Hisscus hatte dieses zweite Haus weiter oben an der Küste, eine wirklich coole Villa. Dort würde ich leben und jeden Monat einen dicken, fetten Gehaltsscheck bekommen und alles, was ich wollte. Das Mädchen, das zum Reinemachen kommen würde, würde nichts von dem geheimen Keller wissen.«
    Piggy versteht nicht, was ihre Mutter ihr erzählt, aber sie weiß mit Sicherheit, ohne zu wissen, woher sie es weiß, dass sie Mutter jetzt, ganz gleich, was sie tut, nicht in die Augen sehen darf, denn das, was jetzt dort zu sehen wäre, ist unheimlicher als alles Bisherige.
    »Und dann, Piggy, kommst du aus mir rausgeflutscht, das dumme kleine Piggy Pig mit der fetten Fratze, und damit ist das ganze Geschäft geplatzt. Er will kein kleines Piggy Pig in seinem geheimen Keller, noch nicht einmal dann, wenn er mich hat, denn ich war von Anfang an nicht das, was er sich mehr als alles andere gewünscht

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