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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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von der Jugendfürsorge für Piggy.
    Bär und Mutter lachen, und Mutter sitzt auf seinem Schoß.
    Das war an dem Tag, als es passierte.
    Mutter sitzt auf Bärs Schoß, lacht und zieht das große Messer zwischen den Sofakissen heraus, wo es bisher noch nie war.
    Piggy erinnert sich noch so deutlich daran, als geschähe es in diesem Moment, nicht damals, vor langer Zeit.
    Mutter sticht Bär das Messer in die Kehle, bis es in seinem Nacken wieder rauskommt.
    Dann wird alles ganz schlimm, schlimmer als alles andere je zuvor.
    Lass dein Herz sich nicht erschrecken.
    Lass dein Herz sich nicht erschrecken.
    Mutter sagt, sie hat ihn nicht getötet, um ihm sein Geld abzunehmen. Sie sagt, sie hat ihn getötet, weil er Piggys Freund war.
    Mutter sagt: Meine Freunde gehören mir, du kleines Ungeheuer mit der fetten Fratze. Meine Freunde gehören nicht dir. Was mir gehört, gehört mir ganz allein. Du gehörst mir, Piggy Pig. Du bist mein Eigentum, Piggy Pig. Niemand nimmt mir weg, was mir gehört. Deinetwegen ist er jetzt tot.
    Piggy wäre traurig bis in alle Ewigkeit, wenn es wahr wäre, dass Bär ihretwegen tot ist.
    Aber Piggy weiß, woran sie erkennen kann, dass es nicht wahr ist: Mutter lügt immer.

    Lass dein Herz sich nicht erschrecken.
    Piggy weiß aber auch noch aus einem anderen Grund, dass es nicht wahr ist: Im Sterben sieht Bär sie an und seine Augen sind frei von Furcht und Zorn.
    Seine Augen sagen einfach nur: Tut mir leid, Piggy.
    Und seine Augen sagen: Das ist schon okay, Mädchen, halt durch und halt die Ohren steif.
    Piggy kann in Augen lesen. Sie kann keine Wörter lesen, aber im Augenlesen ist sie richtig gut.
    Wenn sie in den Augen ihrer Mutter liest, hat Piggy manchmal das Gefühl, ihr Schädel könnte platzen.
    Der Riegel quietscht.
    Piggy versteckt die Zeitschriften nicht. Sie schneidet unermüdlich Bilder aus. Es ist ihr erlaubt, Bilder auszuschneiden.
    Die Zeitschriften gehören Mutter, aber es sind alte, die sie nicht mehr haben will.
    Piggy darf jede Menge Bilder ausschneiden und sie zu größeren Bildern zusammenkleben. Mutter gibt den größeren einen Namen, den Piggy niemals lesen wird und den sie sich nicht merken kann.
    Piggy gibt ihnen gar keinen Namen. Sie sieht einfach nur, wie man hübsche Dinge so mit anderen hübschen Dingen zusammenfügen kann, dass sie durch die Art und Weise ihrer Zusammenstellung noch hübscher werden.
    Die hübschesten Dinge, die Piggy zusammenklebt, verbrennt ihre Mutter. Sie gehen nach draußen und Mutter verbrennt die Bilder, die am besten zusammengesetzt sind.
    Das ist eines der wenigen Dinge, über die sich mit Sicherheit sagen lässt, dass sie ihre Mutter glücklich machen.
    Es gibt noch etwas anders, woran Piggy erkennt, dass Mutter sich selbst belügt: Sie glaubt, sie sei immer glücklich.

    Der Riegel quietscht. Die Tür geht auf. Mutter kommt herein.
    Der Mann bleibt in der Tür stehen und lehnt sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen.
    Mutter und der Mann haben getrunken. Man kann es ihnen ansehen.
    Mutter setzt sich auf den Schreibtisch. »Was tust du gerade, Schätzchen?«
    »Ich klebe Zeug zusammen.«
    »Meine kleine Künstlerin.«
    »Nur Bilder.«
    Mutter hat ein Messer.
    Nicht das Bär-Messer, aber so eines wie das Bär-Messer.
    Sie legt es auf den Schreibtisch.
    Piggy denkt, vielleicht hat sie vergessen, den Reißverschluss des Sesselpolsters zuzuziehen, nachdem sie Das Was Ewig Glänzt an seinen Platz zurückgelegt hat.
    Wenn Mutter ein offenes Sesselpolster sieht und HOPE an einer silbernen Kette findet, dann wird sie sofort furchtbar garstig werden.
    Piggy wirft einen Blick auf den Sessel. Der Reißverschluss ist zugezogen.
    »Ein großer Tag steht bevor, Piggy.«
    Der Reißverschluss ist zugezogen. Mach einfach mit dem Ausschneiden weiter.
    »Dein Daddy kommt dich holen, Schätzchen.«
    Piggy macht einen Fehler. Sie schneidet einer hübschen Dame den Kopf ab. Daher tut sie so, als wollte sie nur einen Kopf, und diesen Kopf schneidet sie sehr sorgfältig aus.
    »Ich habe dir doch von deinem Daddy erzählt und wie schlecht ihm bei deinem Anblick geworden ist. Dein dummes fettes Frätzchen war ihm so peinlich, dass er dich mir aufs Auge gedrückt hat und abgehauen ist.«

    »Klar«, sagt Piggy, aber nur, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
    »Tja, und urplötzlich hat er zu Jesus gefunden und will das tun, was sich gehört, und deshalb kommt er her, um dich zu sich nach Hause zu holen, und da lebt ihr beide dann glücklich bis ans Ende eurer

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