Urangst
fetten Hunde«, sagte sie tadelnd. Für solche Momente hielt sie im Kühlschrank einen Plastikbeutel mit Karottenscheiben bereit.
Sie setzte sich zu den Kids auf den Fußboden und gab erst Ethel, dann Fred, dann Nickie knackige Karottenscheiben. Sie knabberten diese Leckerbissen mit Wonne und leckten ihre Lefzen.
Als sie jedem von ihnen sechs Scheiben gegeben hatte, sagte sie: »Genug. Wir wollen doch keine leuchtend orange Kacke, oder?«
Sie holte einen Hundekorb aus dem Arbeitszimmer, stellte ihn in eine freie Ecke ihres Schlafzimmers und füllte einen zweiten Trinknapf mit Wasser, um ihn neben den ersten zu stellen.
Als Amy sich ausgezogen hatte und in einen Schlafanzug geschlüpft war, schienen sich auch die Hunde für den Rest der Nacht jeder in seiner Ecke niedergelassen zu haben.
Sie stellte ihre Pantoffeln neben ihr Bett, schüttelte ihre Kissen auf, deckte sich zu – und bemerkte, dass Nickie zu ihr gekommen war. Sie hatte beide Hausschuhe im Maul.
Es hätte sein können, dass sie Amys Strenge auf die Probe stellte, es konnte auch eine Aufforderung zum Spielen sein, aber Amy kam es weder wie das eine vor noch wie
das andere. Sogar mit den Pantoffeln im Maul gelang es Nickie, ernst und feierlich zu wirken, und ihr Blick war eindringlich.
»Du willst kuscheln?«, fragte Amy.
Bei dem Wort kuscheln hoben die anderen Hunde ihre Köpfe.
In den meisten Nächten schliefen Fred und Ethel zufrieden in ihren Ecken des Schlafzimmers. Aber gelegentlich, und nicht nur während eines heftigen Gewitters, zogen sie es vor, gemeinsam mit Mom kreuz und quer übereinander zu dösen, alle auf einem Haufen.
Doch selbst dann, wenn der Donner sie erschreckte, wagten sie sich nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis in Amys breites Bett. Diese Erlaubnis wurde mit den Worten Lasst uns kuscheln erteilt.
Nickie kannte diese Worte nicht, aber Fred und Ethel erhoben sich wachsam und mit leicht hochgezogenen Ohren in Erwartung einer offiziellen Einladung von dem Schaffell ihrer Schlafplätze.
Da die jüngsten Ereignisse sie total erschöpft hatten, brauchte Amy dringend Ruhe; und es wäre nicht das erste Mal, dass sie leichter einschlief, wenn sie die Geborgenheit ihres Rudels spürte.
»Okay, Kids«, sagte sie. »Lasst uns kuscheln.«
Ethel kam mit drei schnellen Schritten angesprintet und sprang. Fred folgte ihr. Auf dem Bett bildeten sich die Hunde ein Urteil über die Bequemlichkeit der Matratze und drehten und drehten und drehten sich wie Rädchen in einem Uhrwerk, und dann rollten sie sich zusammen, ließen sich fallen und machten es sich mit einem zufriedenen Seufzen bequem.
Nickie blieb mit den Pantoffeln in der Schnauze neben dem Bett stehen und starrte ihre neue Herrin erwartungsvoll an.
»Gib«, sagte Amy, und die Hündin gehorchte und rückte die Beute heraus.
Amy stellte die Pantoffeln auf den Fußboden neben das Bett.
Nickie hob sie auf und hielt sie ihr noch einmal hin.
»Du willst, dass ich irgendwo hingehe?«, fragte Amy.
Die großen dunkelbraunen Augen des Hundes waren so ausdrucksvoll wie die eines Menschen. Amy mochte vieles an der äußeren Erscheinung dieser Rasse, aber nichts so sehr wie die wunderschönen Augen.
»Du musst nicht raus. Du hast schon was gemacht, als wir nach Hause gekommen sind.«
Die Schönheit der Augen eines Golden Retriever entspricht der Intelligenz, die sich so deutlich darin ausdrückt. Manchmal, so wie jetzt, schienen Hunde versessen darauf zu sein, durch pure Willenskraft komplexe Gedankengänge zu vermitteln, und dann waren sie bestrebt, ihre fehlenden sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten durch die Direktheit ihres Blickes und durch Konzentration wettzumachen.
»Gib«, sagte sie, und wieder gehorchte Nickie.
Amy war zuversichtlich, dem Hund würde sich durch die Wiederholung einprägen, dass die Pantoffeln dahin gehörten, wo sie von ihr abgestellt wurden. Daher beugte sie sich über die Bettkante und stellte sie wieder auf den Boden.
Nickie hob sie sofort auf und hielt sie ihr wieder hin.
»Wenn das eine Kritik an meinem Modegeschmack sein soll«, sagte Amy, »dann vergiss es. Das sind hübsche Pantoffeln und ich werde mich nicht von ihnen trennen.«
Ethel hatte ihr Kinn auf die Pfoten gestützt und sah interessiert zu. Mit dem Kinn auf Ethels Kopf beobachtete Fred das Geschehen von einem erhöhten Aussichtspunkt.
Wie Kinder wollen auch Hunde Disziplin und fühlen sich dann am sichersten, wenn sie sich an Regeln halten können.
Die glücklichsten Hunde sind die
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