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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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sich als rissig, verzogen und bedeckt von zentimeterdicken Staub- und Dreckschichten. Spinnweben hingen wie Luftschlangen von der Decke und die Ecken des Spülbeckens strotzten vor Rattenkot und toten Fliegen.
    In der Luft lag durchdringend der Geruch von Schimmel. Brett trat näher an die Spüle. Bräunlich rote Flecken verkrusteten das Edelstahlbecken und im Sieb des Abflusses hatte sich irgendein verschrumpeltes, organisches Material verfangen. Naserümpfend richtete Brett die Aufmerksamkeit auf den Backofen. An der Tür prangte der bräunliche Abdruck einer Hand. Brett vermutete, dass es sich um längst getrocknetes Blut handelte. Sein Blick heftete sich auf einen alten, verbeulten Kühlschrank. Wenn es ihm gelang, das Teil ohne großen Lärm vor die Tür zu schieben, mochte es sich als brauchbare Blockade erweisen.
    Plötzlich tauchte die Erinnerung an Stephs Kopf in seinen Gedanken auf. Leise stöhnend biss Brett die Zähne zusammen und verdrängte das Bild.
    Er klappte das Handy zu, schlich durch die Küche und drückte gegen eine Seite des Kühlschranks. Der schabte mit einem lauten Knirschen über den Boden, rückte jedoch höchstens einen Zentimeter weiter. Durch die plötzliche Bewegung kullerte in dem Gerät etwas herum. Brett öffnete die Tür und spähte hinein. Angesichts der Dunkelheit und seines Schockzustands verstand er zuerst nicht, was er vor sich hatte. Ein Gewirr gelblich weißer Formen füllte die Fächer. Langsam streckte er die Hand aus und berührte eine davon. Sie fühlte sich trocken, gerippt und zerbrechlich an. Er zog sie heraus, um sie näher zu betrachten.
    Es handelte sich um eine Ratte. Ein ganzer Kühlschrank voll mit Rattenskeletten.
    Mit einem angewiderten Keuchen schleuderte Brett die Gebeine zu Boden und wischte sich die Hände an seinen Cargopants ab. Als er die Kühlschranktür schloss, hörte er, wie sich Schritte näherten. Im Gegensatz zu den schweren, stapfenden Schritten des Kerls, der ihn verfolgt hatte, klangen diese leichter. Hastiger. Brett huschte durch den Raum und versteckte sich in der Speisekammer. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, öffnete sich die andere auf der gegenüberliegenden Seite der Küche. Eine Gestalt trat ein.
    Noch so ein Typ? Bretts Angst schwoll an und drohte ihn zu überwältigen. Wie viele von diesen Freaks gibt es hier?
    Der Neuankömmling trug eine Laterne, deren sanfter Schimmer die Küche erhellte. Brett spähte durch die Ritzen zwischen den Latten der Speisekammertür und beobachtete die Gestalt. Es handelte sich um eine Frau. Deutlich kleiner als Tylers und Stephanies Mörder, außerdem stärker missgebildet, nackt und unbehaart. Sowohl Kopf als auch Vagina waren rasiert. Die flachen Brüste hingen tief nach unten, streckten sich fast bis zum Bauch und bewegten sich kaum, als die Gestalt ging. Irgendetwas stimmte mit der Haut nicht. Sie wirkte zu glatt, zu glänzend. Und es zogen sich merkwürdige schwarze Linien darüber – um die Körpermitte, jedes Bein hinauf, den Bauch hinab und um den Hals. Brett starrte eindringlicher hin und erkannte, worum es sich bei den Linien handelte: um Nähte.
    Die Haut der Frau gehörte ihr nicht. Sie trug die von jemand anderem.
    Großer Gott, schoss ihm durch den Kopf. Ist das überhaupt eine Frau?
    Als habe die Gestalt seine Gegenwart gespürt, wandte sie sich der Speisekammer zu und bot Brett dadurch einen vollständigen Anblick ihrer Vorderseite. Die Spitze eines bleichen, schlaffen Penis baumelte aus der dunklen, toten Vagina hervor.
    Tja, damit ist die Frage wohl beantwortet ...
    Der Neuankömmling verkörperte keinen Zwitter, sondern einen Mann, der die Haut einer toten Frau trug.
    Vielleicht.
    Es war zu dunkel, als dass Brett sicher sein konnte.
    Mit geweiteten Augen starrte er hin und bemühte sich, keinen Laut von sich zu geben. In der muffigen Speisekammer erfüllte Staub die Luft und geriet in seine Nase und Kehle. Sein Schuh streifte etwas Weiches. Er blickte hinab und erkannte, dass es sich um eine tote Maus handelte. Fette, grau-weiße Maden wanden sich in dem Kadaver.
    Der Eindringling schlurfte näher heran. Die Gestalt streckte die Nase hoch und schnupperte die Luft. Dann bekam sie plötzlich einen heftig rasselnden Hustenanfall. Die Erscheinung krümmte sich vornüber, rotzte einen Schleimpfropfen hoch und spuckte ihn sich in die Hand. Sie rollte den rosa Batzen zwischen den Fingerspitzen hin und her, dann wischte sie ihn an der menschlichen Weste ab, hob die Finger an die

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