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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Nase und atmete ein.
    Grunzend schlurfte die Gestalt auf die Speisekammertür zu. Mittlerweile befand sie sich so nah, dass Brett sie riechen konnte. Der Gestank schien ihn förmlich zu ersticken – eine beißende Mischung aus Schweiß, Fäkalien, Urin und Blut. Der Freak griff nach der Tür, und Brett spannte den Körper an, bereit, hinauszuspringen und auf die Kreatur einzuschlagen, sobald sich die Tür öffnete. Das Überraschungsmoment stellte seinen einzigen Vorteil dar.
    Doch bevor die Gestalt die Tür aufziehen konnte, wurde sie vom Geräusch näher kommender Schritte abgelenkt. Brett erkannte sie auf Anhieb. Es handelte sich um dieselben Schritte, die ihn durchs Haus gehetzt hatten.
    Die Küchentür schwang auf und der Koloss, der Tyler und Stephanie getötet hatte, tauchte auf. Er lief rückwärts und schleifte ihre Leichen in den Raum. Mit jeder Hand zog er ein Bein. Den Hammer hatte er sich mit einem ausgefransten Stück Verlängerungskabel über den missgebildeten Rücken geschlungen.
    Der andere Freak kicherte.
    »Was hast du da, Noigel?« Die Stimme klang wie bei jemandem, der mit Glasscherben gurgelte, und beantwortete die Frage nach dem Geschlecht endgültig. Brett war ziemlich sicher, dass sich kein weibliches Wesen je so anhören konnte. Außerdem wirkten die Schultern zu breit für die einer Frau. Der Freak hustete erneut und spuckte einen weiteren Schleimbatzen aus.
    Der große Kerl – Noigel – grunzte zur Erwiderung nur. Dann ließ er Stephanies Bein los. Brett zuckte zusammen, als ihr Fuß mit einem dumpfen Schlag auf dem Holzboden landete. Am liebsten hätte er geschrien. Er wollte aus der Speisekammer stürzen und die Drecksau umbringen, die ihr das angetan hatte. Stattdessen stand er bibbernd da. Sein Grauen erfüllte ihn mit Scham und Schuldgefühlen. Javier hätte gekämpft und nicht zugelassen, dass Heather einfach so ermordet wurde. Auch Tyler hätte verhindert, dass es mit Kerri passierte. Brett spürte, wie ihm Rotz und Tränen über das Gesicht liefen. Was hatte er getan, um Stephanie zu beschützen? Nichts. Er hatte viel zu viel Angst gehabt.
    Und war weggerannt.
    Wütend – sowohl auf sich selbst als auch auf den Mörder – lugte Brett wieder durch die Ritzen.
    Noigel hielt vier Finger hoch.
    »Noch vier?«
    Noigel nickte, dann winselte er. Brett musste an einen Hund denken, der um ein Leckerli bettelt.
    »Nein«, sagte der andere. »Du bekommst die zwei unten. Lass die anderen auch ein wenig Spaß haben. Ist schon zu lange her, seit wir zuletzt Besuch hatten. Wir lassen die Kleinen zum Spielen rauf. Die durften schon ewig keinen mehr jagen.«
    Die Kleinen?, dachte Brett. Kinder?
    Noigels unförmige Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Der kleinere Freak durchquerte die Küche und schlug ihm gegen die Brust.
    »Tu, was ich sage.« Dann bückte sich der Kleinere und begutachtete die Leichen. »Sieh dir das an, Noigel! Du hast die Köpfe zertrümmert. Die sind der beste Teil. Warum machst du das?«
    Noigel stöhnte entschuldigend.
    »Schon gut, du Riesenbaby. Solange ich eines der Herzen bekomme, geht das in Ordnung. Oder den Schwanz von dem da. Ich könnte ein gutes Stück Kauriemen vertragen. Ist besser als Dörrfleisch! Komm, ich helf dir.«
    Der Mann im Frauenanzug beugte sich nach vorn und packte Stephanies Bein. Noigel stieß einen Pfiff aus.
    »Ich wünschte, du würdest reden lernen. Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Noigel hielt erneut vier Finger hoch.
    »Spielt keine Rolle. Entkommen können sie eh nicht. Der einzige Weg nach draußen ist unten, und sie schaffen es nie und nimmer an den anderen vorbei. Außerdem werden die Kleinen sie bald finden. Die sind schon dabei, das Haus zu durchsuchen.«
    Die Kreatur namens Noigel grunzte. Sein Freund stimmte gackerndes Gelächter an, das in einen weiteren Hustenanfall überging.
    Sie schleiften die Leichen aus der Küche. Brett erhaschte noch einen Blick auf Stephanies Körper, und heiße Tränen strömten ihm über die Wangen. Die beiden Kannibalen verließen den Raum durch die zweite Tür, die Brett beim ursprünglichen Betreten bemerkt hatte. Geräuschvoll fiel sie hinter ihnen zu. Brett konnte den Kerl mit der Frauenhaut immer noch reden hören, allerdings klang es nun so, als ertöne seine Stimme unter ihm. Offenbar führte die Tür in ein Kellergeschoss.
    Er lauschte, wie ihre Schritte leiser wurden, und als wieder Stille einkehrte, harrte er weiter in der Speisekammer aus, zu verängstigt, um sich zu rühren.

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